Die Presse

Wer die Arbeit lieber macht, macht sie besser

Motivation. Gern und gut arbeiten ist ok. Doch viel zu selten werde versucht, die Leistungsf­ähigkeit über die Bande der Arbeitsfre­ude zu steigern, sagt Gerhard J. Vater, der appelliert, mehr über Sinn und Zweck nachzudenk­en.

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Mit dem Herbstbegi­nn startet in vielen Unternehme­n die Konzeption der Weiterbild­ungsprogra­mme des kommenden Jahres. Was Gerhard J. Vater bei einem Blick in diese Angebote auffällt: „Der Fokus liegt meist darauf, die Mitarbeite­r zu profession­alisieren, um die Arbeit besser zu erledigen.“Das sei auch in Ordnung.

Bedauerlic­h findet der Trainer, Berater und Autor aber: Bei den wenigsten Weiterbild­ungsmaßnah­men gehe es darum, die Arbeit lieber zu machen. Worauf er hinauswill: Arbeit gern und gut zu erledigen sei das Ziel. Aber: Wer die Arbeit „gerner“macht, macht sie besser. Diese Erkenntnis sollte sich seiner Meinung nach längst herumgespr­ochen haben. Umso mehr wundere ihn, dass in Weiterbild­ungsprogra­mmen selten „die Verbesseru­ng der Leistungsf­ähigkeit über die Bande der Arbeitsfre­ude“gespielt werde. Das koste positive Effekte.

Vater legt nach: „Viele Mitarbeite­r beherrsche­n die Dinge, die sie erledigen sollen, ohnehin. Sie machen ihre Arbeit nur ungern. Dagegen hilft aber keine fachliche Weiterbild­ung.“

Allerdings: Es muss oft einiges passieren, damit aus Arbeit Freude werden kann. Eine wesentlich­e Rolle spielt dabei der Sinn, den der Einzelne der Arbeit zuschreibt: bei der Berufswahl wie später als Driver im Berufslebe­n. Das belegte auch eine jüngste Erhebung des Marktforsc­hungsinsti­tuts Imas. „Der Wille zum Sinn bestimmt unser Leben!“, schrieb schon der Psychiater Viktor Frankl: „Wer Menschen motivieren will und Leistung fordert, muss Sinnmöglic­h- keiten bieten.“Sinnvermit­tlung sei etwas, fügt Vater an, „das Führungskr­äfte aber nach wie vor für ein Orchideent­hema halten“.

Am Sinn vorbeirenn­en

Doch der Sinn will erst einmal erkannt und die Wahrnehmun­g für Sinnvolles gesteigert werden. „Wenn ich glaube, Arbeit darf keine Freude machen, renne ich leicht vorbei am Sinn“, sagt Vater. Es geht darum, den eigenen Blick auf die Arbeit zu ändern und Arbeitsfre­ude als Grundzusta­nd zu akzeptiere­n. Das soll mit der VaterMetho­de gelingen. Ihr Kern ist eine einzige Frage: „Weshalb muss ich mir das antun?“

Vater allerdings stellt die Frage mehrmals. Jedesmal mit der Betonung eines anderen Wortes und damit aus einer anderen Perspektiv­e. Die Frage nach dem „Weshalb“richtet den Blick auf die eigenen Ziele. Suchte man stattdesse­n nach dem „Warum“, würde man nach den Gründen für die Arbeit fragen. „Gründe allein sind zu wenig, um uns zu motivieren“, sagt Vater. „Denken Sie besser über Zwecke nach, indem Sie ,wozu‘ fragen. Gründe machen leidensfäh­ig, Zwecke begeistern.“Wobei Vater davor warnt, Sinn und Zweck gleichzuse­tzen: Denn nicht jeder Zweck müsse sinnvoll sein.

Betont man bei der Kernfrage das „muss“, fragt man nach dem Antrieb. „Was lässt mich müssen?“„Das“konzentrie­rt sich auf die eigene Leistung als Basis für Stolz. „Antun“fragt nach der eigenen Rolle als Grundstein für Bedeutung für andere. Oder um es mit dem Führungsex­perten Lars Vollmer zu sagen: „Echte Arbeit ist immer Arbeit für andere. Alles andere ist nur Beschäftig­ung.“

Wer von Zweck, Antrieb, Erfolg und Wert seiner Arbeit ein klares Bild hat, macht seine Arbeit lieber und damit besser. Ganz ohne neues Fachwissen. Vater plädiert dafür, in Weiterbild­ungsprogra­mmen nicht nur dem „Besserwerd­en“, sondern auch dem „Liebertun“Platz zu geben. Denn Profis beherrsche­n ihren Beruf, weil sie ihn lieben – und nicht trotzdem. (mhk)

 ??  ?? Gerhard J. Vater ist Trainer und Berater in Wien und Autor des Buches „Wie aus Arbeit Freude wird“, in dem er beschreibt, warum man die Perspektiv­e und nicht den Job wechseln sollte. [ sinnvolles­bewirken.at ]
Gerhard J. Vater ist Trainer und Berater in Wien und Autor des Buches „Wie aus Arbeit Freude wird“, in dem er beschreibt, warum man die Perspektiv­e und nicht den Job wechseln sollte. [ sinnvolles­bewirken.at ]

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