„Als Junger ist man für Dummheiten anfällig“
Politikrückkehrer Udo Landbauer über sein Nichtverhältnis zu Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner, den Sinn von Burschenschaften, Volkslieder als Kulturgut und die „richtige“Flüchtlingspolitik eines Matteo Salvini oder Viktor Orb´an.
Die Presse: Die niederösterreichische ÖVP ist von Ihrer Rückkehr nicht begeistert. Was heißt das für die Zusammenarbeit? Udo Landbauer: Es gab keine Kritik an meiner Rückkehr in die Politik, sondern an einem etwaigen Schritt in die Landesregierung. ÖVP-Klubobmann Klaus Schneeberger hat das ganz klar herausgestrichen und gesagt, er werde gut mit mir zusammenarbeiten. Das tun wir schon seit Jahren.
Wie ist Ihr Verhältnis zu Landeshauptfrau, Johanna Mikl-Leitner? Sie hatte Ihren Rückzug im Februar begrüßt. Da gab es kein Verhältnis in den letzten Monaten. Von meiner Seite wird es ein sachliches geben. Es geht nicht um persönliche Befindlichkeiten, sondern um die Arbeit für Niederösterreich.
Gottfried Waldhäusl ist jetzt statt Ihnen Landesrat. Er fiel auf, weil er Asylwerber mit Tieren verglich. Mögen Sie seine Arbeit? Jeder, der ihn kennt, weiß, dass er durchaus eine deftige Ausdrucksweise an den Tag legen kann. Das ist seine Marke. Die Arbeit, die er macht, ist eine gute, sie gefällt mir.
Ein Vergleich von Asylwerbern mit Tieren – das ist seine Marke? Ich kenne das Zitat nicht. Ich habe mich in den vergangenen Monaten stark zurückgezogen und nicht jede politische Aussage verfolgt.
Nach der Landtagswahl 2018 verließen Sie die Burschenschaft Germania Wiener Neustadt. Wollen Sie wieder Mitglied werden? Das steht nicht zur Debatte und wird wohl nicht passieren. Dennoch wehre ich mich dagegen, dass man Burschenschaften per se verteufelt. Wenn etwas passiert oder – wie in diesem Fall – vor vielen Jahren passiert ist, muss man das aufarbeiten und dafür sorgen, dass das nicht mehr vorkommt.
Sie glauben, dass die antisemitischen Textpassagen in dem Liederbuch sofort nach dem Druck 1997 geschwärzt wurden? In der Zeit, in der ich aktiv war, hat es die Passagen schon nicht mehr gegeben. Solches Gedankengut darf nicht transportiert, nicht verherrlicht werden. Es ist für mich eine Aufgabe der Burschenschaften, dafür zu sorgen, dass junge Menschen nicht auf die schiefe Bahn geraten, nicht nationalsozialistische, antisemitische oder andere verachtende Ideologien verfolgen. Als junger Mensch ist man für Dummheiten anfällig.
Die Burschenschaften entspringen in Österreich ja deutschnationalem Gedankengut. Das ist nicht richtig. Burschenschaften sind studentische Vereinigungen, die die Ersten waren, die für Pressefreiheit, für Meinungsfreiheit gekämpft haben. Das wird immer gern mit „deutschnational“in Verbindung gebracht. Das ist nicht die Ideologie der Burschenschaft.
Was lernt man denn in Burschenschaften? Dass sich junge Burschen, junge Männer, aber auch gesetztere, ältere Männer an gewisse Höflichkeitsregeln – auch Frauen gegenüber – halten. Genauso geht es darum, beim Schulerfolg zu helfen, Nachhilfe zu geben. Einfach darauf zu schauen, dass die Burschen eine gute Entwicklung nehmen und für das Berufs- und das Familienleben gut gerüstet sind.
Das passt zu der Werbung, die Sie 2010 für ein „Liederbüchlein“gemacht haben – einen „robusten Begleiter“für junge Menschen. Darin war etwa das Bundlied des Bunds Deutscher Mädel, „Und wenn wir marschieren“. Nur weil ein Lied den Titel „Und wenn wir marschieren“trägt – ja, ist das etwas Schlechtes? Da sind Sie bei mir an der falschen Adresse. Ich habe sechs Jahre lang selbst eine Bundesheeruniform getragen und bin selbst marschiert. Da muss man aufpassen, dass man nicht an der eigenen Paranoia zugrunde geht, wenn man das problematisch sieht.
Es sind auch unproblematische Lieder darin. 55 der 189 Lieder stehen aber auch im SS-Liederbuch von 1942. Waren Sie sich deren Kontext bewusst? Ich habe mit Sicherheit nicht jedes Lied durchgelesen. Es geht in einem Liederbuch auch nicht darum, ob man jeden Text über den historischen Kontext definieren kann. Das sind einfach in der österreichischen Geschichte vorhandene Volkslieder, die inhaltlich nichts Bösartiges, nichts Verwerfliches an sich haben.
„Für Deutschland zu sterben, ist uns höchste Ehr’“steht darin, auch „Hohe Nacht der klaren Sterne“, das bekannteste Weihnachtslied der NS-Zeit. Was damals verwendet wurde oder nicht – ich bin ja kein Musikhistoriker. Für mich ist wesentlich: Im Text darf nichts Gewalttätiges vorkommen, es darf nicht der Rechtsordnung widersprechen, aber wenn es ein überliefertes Kulturgut ist, naja! Dann beschäftigen wir uns damit. Wir lernen ja auch in der Schule über das Dritte Reich. Das ist auch gut so.
Sie wollen junge Menschen wieder mit ihren Wurzeln vertraut machen? Auf alle Fälle. Mit ihrer Herkunft, mit dem Land, in dem sie leben. Dass sie Traditionen kennen. Das ist ja wieder sehr stark im Kommen. Zum Beispiel die Tracht: Das ist ein österreichisches Kulturgut. Man sollte möglichst viele Traditionen kennen, denn daraus kann auch wieder Neues entstehen.
Sollte sich die FPÖ von den Burschenschaften distanzieren? Nein.
Die FPÖ-Historikerkommission ist im Zuge der Liederbuch-Affäre ins Leben gerufen worden. Was ist der Stand der Dinge? Ich kenne den aktuellen Arbeitsstand dieser Kommission nicht. Die eigene Vergangenheit aufzuarbeiten sollte in Wahrheit ein laufender Prozess sein.
Die FPÖ regiert im Bund und zeigt sich auf EU-Ebene gern mit Partnern wie dem italienischen Vizepremier, Matteo Salvini. Wohin geht die FPÖ-Europapolitik? Natürlich steht der FPÖ ein Salvini näher als ein französischer Außenminister. Das ist die Politik, die wir unterstützen, genauso wie die von Viktor Orban´ (ungarischer Ministerpräsident, Anm.). Er gehört zwar auf Europaebene den Christdemokraten an, die Politik, die er gemacht hat, war aber eine konsequente.
Sie meinen Orbans´ Politik während der Flüchtlingskrise 2015? Er hat vor drei Jahren als Einziger das gemacht, wozu er verpflichtet war, nämlich, die EU-Außengrenzen zu schützen. Das hat er mit einer ganz klaren Botschaft getan.