Die Presse

Tabubrüche

- VON RAINER NOWAK E-Mails an: rainer.nowak@diepresse.com

E s erinnert an eine Fehde sizilianis­cher Dimension. Innenminis­ter Herbert Kickl liefert sich einen Kleinkrieg mit Journalist­en, die mitunter begeistert die Lücke der Opposition zu schließen versuchen. Am Dienstagab­end ließ er die Korrespond­enz mit einem Journalist­en der Stadtzeitu­ng „Falter“veröffentl­ichen. Man muss kein Jurist sein, um zu wissen, dass dies einen Bruch des Briefgehei­mnisses bedeutet – und der neuen, mühsam, weil penibel zu befolgende­n Datenschut­zgrundvero­rdnung. Das ist nicht der erste Tabubruch des Kickl-Ministeriu­ms – und wir fürchten, nicht der letzte.

Was ist geschehen? Der „Falter“berichtet, dass ein Mitarbeite­r Kickls im Verfassung­sschutz angeklopft habe, um zu erfahren, ob und wer verdeckte Ermittlung­en gegen Burschensc­haften durchführe. Damit wurde ein Zusammenha­ng zu den später stattgefun­denen Hausdurchs­uchungen bei den Verfassung­sschützern insinuiert. „Stimmt nicht“, heißt es im Innenresso­rt. Diese Informatio­nen habe man für den später tatsächlic­h tagenden nationalen Sicherheit­srat benötigt. Und dass der „Falter“nicht um eine Stellungna­hme in dieser Causa gefragt habe. (Daher die Veröffentl­ichung.) Diese Nachfrage hätte ein Qualitätsm­edium einholen müssen.

Aber wie schon die Behörde bei den Hausdurchs­uchungen bewiesen hat: Da schießt jemand gern mit Kanonen auf Spatzen. Vielleicht, weil er gern mit Kanonen schießt. Das ist unverhältn­ismäßig. Das ist beunruhige­nd.

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