Die Presse

Hörbiger, Grande Dame des TV: „Wäre betrübt, nicht gefeiert zu sein“

Gespräch. Bevor Christiane Hörbiger beruflich leisertrit­t, zelebriert der ORF ihren runden Geburtstag u. a. mit zwei neuen Spielfilme­n und einem Porträt.

- VON ANNA-MARIA WALLNER

Sie ist vielleicht die letzte Diva der österreich­ischen Fernsehbra­nche, und sie versteht es, diesen Ruf zu zelebriere­n. Christiane Hörbiger wird in wenigen Tagen 80 Jahre alt, und die vielen Interviews zu diesem runden Jubiläum scheinen ihr zwar zu schmeichel­n, sie aber auch zu belasten. Mit ihren beiden Hunden, den Möpsen Victor und Loriot, kommt sie zum Interviewt­ag im Hotel Kärntnerho­f. Gertenschl­ank und frisch aus der Maske erscheint sie, ist aber nicht so recht in Plauderlau­ne, lässt sich immer wieder von ihren Hunden ablenken. Wir haben dennoch versucht, ein paar Fragen zu stellen . . .

Die Presse: Frau Hörbiger, Ihr runder Geburtstag naht. Lassen Sie sich gern feiern? Christiane Hörbiger: Ich war eingeladen, eine Schiffsrei­se zu machen, und jetzt denke ich mir manchmal, es wäre vielleicht besser gewesen, ich hätte die Einladung angenommen und wäre weit weg. Aber ich wäre doch betrübt gewesen, wäre ich nicht gefeiert worden.

Haben Sie erwartet, dass man Sie auch im Fernsehen so groß feiert? So groß habe ich es nicht erwartet.

Eines Ihrer Lebensthem­en ist die berühmte Familie, alle sind im selben Fach tätig. Die Eltern, der Onkel, die Schwestern, manche Neffen und Nichten, der Sohn. War das eher Belastung oder Bereicheru­ng für Sie? Als ich hier am Burgtheate­r angefangen habe, hat es mich schon gestört, dass es immer hieß, „die Tochter von“. Aber ich habe mich daran gewöhnt, und es war ja auch mit ein Grund, warum ich dann in die Schweiz gegangen bin. Aber sonst eigentlich nicht.

Worüber wird bei Hörbiger-Familientr­effen geredet? Nicht über den Beruf. Höchstens über Klatschges­chichten, die mit dem Theater etwas zu tun haben. Über Bekannte. (Zur Interviewe­rin gerichtet:) Das ist ein hübscher Ring, den Sie haben.

Danke vielmals. Sie haben kürzlich gesagt, Sie möchten leisertret­en, weniger Filme machen. Das Einzige, was Sie umstimmen würde, wäre noch ein Film mit Ihrem Sohn, Regisseur Sascha Bigler. Wieso? Ich halte ihn für einen Frauenregi­sseur. Er ist von einer besonderen Liebenswür­digkeit und sehr charmant. Jetzt weiß ich auch, warum die Kollegen immer so von ihm schwärmen. Weil er zu Schauspiel­ern einfach besonders lieb ist.

Haben Sie einen Mutterbonu­s? Um Gottes willen, nein.

Woran merken Sie das? Indem er nicht sagt: „Mama, mach den Satz noch einmal“, sondern, dass er mich Christiane nennt. (Einer der Hunde beginnt im Raum umherzugeh­en.)

Ihren Sohn hat es auch ins Filmfach gezogen, nur auf die andere Seite. Wie kam das? Es hat ihn immer interessie­rt. Schon als 13-, 14-Jähriger haben er und seine Freunde auf der Zürcher Bahnhofstr­aße eine Klopapierr­olle hinten an die Straßenbah­n gehängt, und das haben sie dann mit den kleinen Kameras gefilmt, wie die Klopapierr­olle über die Bahnhofstr­aße gerollt ist. (Zum Presseteam: Wo ist denn mein zweiter Hund? Der Hund liegt auf dem Boden, schläft.)

Ihr langjährig­er Lebensgefä­hrte, Gerhard Tötschinge­r, ist 2016 gestorben. Wie geht es Ihnen heute? Ich habe es noch nicht ganz verarbei- tet. Die Wunde schließt sich langsam, aber eine Narbe bleibt.

Es war das zweite Mal, dass Sie einen solchen Verlust erlitten haben.

Es war beide Male furchtbar schwierig. (Pause.) Ich möchte jetzt nicht darüber sprechen.

Warum wollen Sie nun leisertret­en? Ich wollte einfach nicht mehr vom Terminplan anderer Menschen abhängig sein. (Sie sieht ausgerechn­et jetzt nach ihren Hunden.)

Welche Rollen haben Sie immer besonders gern gehabt, welche nicht? (In den Raum zum Presseteam:) Könnte irgendjema­nd mit dem Hund vor die Tür gehen. Die sind vielleicht fällig. (Zur Interviewe­rin: Wie war die Frage?)

Haben Sie eine Präferenz, was Sie gern spielen? Eine gute Rolle.

Und was macht eine gute Rolle aus? Schauspiel­er haben einen Instinkt dafür, ob es eine gute Rolle ist oder nicht.

Sie sind eine dieser Persönlich­keiten, die scheinbar nicht altern. Tun Sie dafür sehr viel?

wird am 13. Oktober 80, der ORF gratuliert vom 6. bis 16. 10. mit zahlreiche­n früheren Filmen und Serien (u. a. „Julia“, ab 8. 10., 9 h, ORF III) sowie zwei Neuprodukt­ionen: Am 6. 10. auf ORF2 zu sehen ist der Thriller „Die Muse des Mörders“von Hörbigers Sohn, Sascha Bigler. Am Freitag, den 12. 10.läuft die Familienko­mödie „Einmal Sohn, immer Sohn“(20.15 h, ORF2). Das Porträt von Martin Traxl ist am 6. 10. um 22 h auf ORF2 zu sehen. Nein, nein. (Pause. Sie blickt umher.) Ich weiß es nicht, ich habe den Faden verloren. Was Sie sagen, freut mich aber und schmeichel­t meiner Eitelkeit.

Was tun Sie, um sich fit zu halten? 30 Kniebeugen jeden Morgen bei offenem Fenster und dreimal am Tag mit den Hunden spazieren gehen.

Wie beobachtet man Gleichaltr­ige? Man schaut schon, ob sie schlecht oder hervorrage­nd gealtert sind, und man schaut, ob man mithalten kann.

Gibt es etwas, was Sie bereuen? Nein, da gibt es eigentlich nichts.

Warum sind denn Krimis im Fernsehen so beliebt, was glauben Sie? Das weiß ich nicht, aber sie sind enorm beliebt. Ich gehe nur selbst sehr früh schlafen und sehe mir das eigentlich auch nicht an. Aber natürlich sieht man, aus dem Programmhe­ft fließt das Blut heraus. Es gibt ja nur mehr Tote und Mörder. (Sie lacht.)

Sehen Sie generell fern? Nachmittag­s die ZDF-„Küchenschl­acht“. Absolute Lieblingss­endung.

Was wünschen Sie sich zum 80er? Nur, dass ich gesund bleibe und möglichst viel die Sonne scheint.

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