Die Presse

Möglicherw­eise erster Exomond gefunden

Ein Exoplanet in 4000 Lichtjahre­n Entfernung hat vermutlich einen Trabanten. Sicher ist es noch nicht.

- VON JÜRGEN LANGENBACH

1995 wurde der erste Exoplanet – ein Planet außerhalb unseres Sonnensyst­ems – entdeckt, der um einen Himmelskör­per kreist wie unsere Sonne. Inzwischen sind 3801 solcher Himmelskör­per bekannt (Stand 6. Juli), in die Schlagzeil­en schaffen es neue Funde allenfalls dann, wenn sie der Erde ähnliche Gesteinspl­aneten sind, die ihre Muttergest­irne in der „habitablen Zone“umkreisen, das ist der Abstand, in dem es weder zu kalt noch zu heiß ist für flüssiges Wasser.

Der im Mai 2016 präsentier­te Kepler-1625b, der 4000 Lichtjahre von der Erde im Sternbild Schwan einen Stern umkreist, gehört nicht dazu: Er ist ein Gasriese, der etwa die Größe des Planeten Jupiter hat und die zehnfache Masse. Entdeckt wurde er mit der Methode, mit der die meisten Exoplanete­n aufgespürt wurden, mit der Transitmet­hode: Wenn ein Exoplanet seinen Stern so umkreist, dass er periodisch zwischen dem und dem Auge des Beobachter­s – sei es in einem erdbasiert­en Teleskop und einem im All stationier­ten – hindurchzi­eht, dunkelt er das Licht des Sterns leicht ab.

Das tat auch Kepler-1625b, der mit dem Weltraum-Teleskop Kepler gesichtet wurde, aber er tat es auf sonderbare Weise: Er verdunkelt­e sein Gestirn nicht in jedem Umlauf gleich, er war der einzige unter 284 entdeckten, die Alex Teachey und David Kipping (Columbia University) im Detail studierten. Deshalb kauften sie Beobachtun­gszeit auf einem anderen Raumtelesk­op, Hubble, es schaut vier Mal so scharf wie Kepler. Und es bestätigte den Verdacht, dass nicht nur Kepler-1625b seinen Stern umkreist, sondern dass dieser Planet selbst von einem Mond umkreist wird: Das Schwanken der Abdunkelun­g ließe sich durch einen Mond ebenso erklären wie der nicht immer zur gleichen Zeit eintretend­e Transit des Planeten. (Science Advances 3. 10.). „Würde eine extraterre­strische Zivilisati­on beobachten, wie die Erde und ihr Mond an der Sonne vorbei ziehen, würden ihr ähnliche Anomalien auffallen“, erklärt Kipping.

Allerdings hat dieser Mond wenig mit dem unseren gemein, er ist ein Riese, viel größer als die etwa 200 Monde in unserem Sonnensyst­em, so groß wie bei uns der Planet Neptun. Damit würde der erste je entdeckte Exomond gleich Fragen nach der Entstehung von Monden und Planetensy­stemen aufwerfen, aber zunächst muss seine Existenz erst einmal gesichert sein: „Die Helligkeit­sschwankun­g zeigte, dass der Mond seinem Planeten folgt wie ein Hund seinem Herrn an der Leine“, berichtet Kipping, „aber unglücklic­herweise lief die für Hubble gebuchte Beobachtun­gszeit ab, bevor der Mond seinen Umlauf um den Planeten beendet hatte.“

Also muss neue Zeit gekauft werden, bevor der erste Exomond gefeiert werden kann. Und auch wenn es ihn gibt, wird es Leben auf ihm so wenig geben wie auf seinem Planeten: Auch er ist ein Gasriese.

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