Die Presse

Scheingesc­häfte bewiesen?

Eurofighte­r. Ein im Untersuchu­ngsausschu­ss aufgetauch­tes Mail legt nahe, dass Gegengesch­äfte gefälscht wurden.

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Wien. Haben die Eurofighte­r-Gegengesch­äfte tatsächlic­h stattgefun­den, oder wurden auch Geschäfte, die gar nichts mit den Eurofighte­rn zu tun hatten, als Gegengesch­äfte angerechne­t? Das ist eine der Fragen, denen der Eurofighte­r-Untersuchu­ngsausschu­ss nachgehen muss. Am Donnerstag tauchte ein Dokument auf, das den Verdacht der Fälschunge­n zumindest nahelegt: Die PR-Beraterin Karin Keglevich-Lauringer warnte in einem Mail an einen Manager des EADS-Konzerns davor, Gegengesch­äfte abzurechne­n, die nichts mit dem Eurofighte­r-Kauf zu tun hatten.

„Ich halte diese Form der Abrechnung, wie schon deponiert, für mehr als bedenklich, was die Öffentlich­keit und vor allem die möglichen politische­n Reaktionen betrifft. Es kann nur gegen uns ausgehen. Daher möchte ich in keiner Weise irgendeine Firma diesbezügl­ich ansprechen, da ich mir unbedingt den Rücken freihalten muss“, schrieb Keglevich-Lauringer. Schlusssat­z: „Du weißt, ich helfe immer gern, aber in diesem Fall muss ich draußen bleiben.“

„Das ist der erste Sachbeweis, dass in Wien Gegengesch­äftsbestät­igungen ge- fälscht worden sind“, kommentier­te der Abgeordnet­e Peter Pilz das Mail. KeglevichL­auringer, die dabei nicht mitspielen wollte, sei Mitwisseri­n oder Zeugin. Laut Pilz seien Gegengesch­äfte in einer Größenordn­ung von 400 Millionen Euro auf dieser Basis beim Wirtschaft­sministeri­um eingereich­t worden.

Die Zeugin der Fälschung wollte das nicht bestätigen. Sie gab an, keinerlei Erinnerung an das im Jahr 2004 verfasste Mail zu haben, und damit auch keine Fragen dazu beantworte­n zu können.

Zeuge verlässt Österreich

Eine weitere wichtige Auskunftsp­erson will offenkundi­g nicht im Untersuchu­ngsausschu­ss auftreten: Der Rüstungslo­bbyist Walter Schön, der schon für den 20. September geladen und damals nicht erschienen war, gab seinen Wohnsitz in Österreich auf, womit keine Ladung mehr zugestellt werden kann. Schön kontrollie­rte mit einem Partner die Briefkaste­nfirma Vector Aerospace, die 114 Mio. Euro an Provisione­n verteilte. (maf )

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