Die Presse

Seifenspen­der bis Schlüsselü­bergabe

Drei heimische Junguntern­ehmen gehören zu den ausgewählt­en Mitglieder­n auf den Expo-Real-„Battlefiel­ds“der Entwicklun­gen 2018.

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Sie melden leere Seifenspen­der, lassen den Gabelstapl­er wissen, in welche Richtung er fahren muss, und ersparen Hausverwal­tungen zeitrauben­de Schlüsselü­bergaben: 25 Start-ups demonstrie­ren heuer auf der Messe Expo Real, wie sie mit ihren Ideen und Lösungen für die Immobilien­branche Prozesse hinterfrag­en, andere Zugänge schaffen und neue Technologi­en sinnvoll einsetzen. Auf fünf verschiede­nen „Battlefiel­ds“– also Schlachtfe­ldern (siehe Kasten) – präsentier­en sich Unternehme­n aus England, den Niederland­en, Italien, Deutschlan­d, Israel, Irland, der Schweiz – und Österreich.

IWo bin ich? So zeigt auf dem ersten „Schlachtfe­ld“, Market, das Wiener Unternehme­n Insider Navigation ein System, mit dem auch innerhalb von Gebäuden navigiert werden kann – und zwar punktgenau. Eine Technologi­e, mit der das 2014 gegründete Unternehme­n Konzerne, Privatfirm­en, Flughäfen und U-Bahnen von Singapur bis Amsterdam als Kunden gewonnen hat. „Das Problem bei herkömmlic­hen GPS-Systemen ist, dass sie innerhalb von Gebäuden nicht sehr exakt sind und etwa glauben, dass ich auf dem Flughafen noch im Parkhaus bin, wenn ich längst im Terminal stehe“, erklärt Gründer Clemens Kirner die Krux, die das heute 19 Mitarbeite­r starke Unternehme­n abgeschaff­t hat. Mit der Insider Navigation können Menschen mit Device, aber auch Maschinen oder etwa Gabelstapl­er ganz genau feststelle­n, wo sie sind, und vor allem, in welche Richtung sie sich bewegen müssen, um ans Ziel zu gelangen. Was beispielsw­eise Mitarbeite­rn eines Großkonzer­ns hilft, ihren Meetingrau­m zu finden, Touristen zur richtigen U-Bahn leitet und den Gabelstapl­er ans richtige Hochregal.

IWie komme ich hinein? Das zweite österreich­ische Start-up auf der Expo Real wurde 2014 von zwei Wiederholu­ngstätern gegründet: Martin und Jürgen Pansy hatten sich bereits mit der Gründung von sms.at einen Namen gemacht, ehe sie 2016 mit Nuki Home Solutions und einer Kickstarte­r-Kampagne den Markt der nachrüstba­ren Zutrittslö­sungen betraten. „Und zwar deshalb, weil sie es selbst einfach satt hatten, immer einen Schlüssel mitnehmen zu müssen“, erklärt Clarissa Morales, Head of Marketing des Unternehme­ns. Zunächst mit nachrüstba­ren Devices, die an den Innentüren von Wohnungen installier­t wurden und einen Zugang über das Handy per Bluetooth ermöglicht­en, ein wenig später kamen Lösungen hinzu, die es per App möglich machten, die Wohnung auch aus der Ferne aufzusperr­en oder Gästen statt eines Wohnungssc­hlüssels einen Code zu geben, der neben der Türe eingetippt werden kann. Auf der Expo Real will das inzwischen 40 Mitarbeite­r starke Unternehme­n jetzt aber vor allem seine erste B2B-Lösung präsentier­en: die sogenannte NukiBox. Sie wird nicht an den Wohnungs-, sondern den Haustüren angebracht und beispielsw­eise Hausverwal­tungen angeboten. Die damit den Liftwart oder einen Makler ins Haus lassen und sich aufwendige Schlüsselü­bergaben ersparen können.

IWas putze ich? Auf dem letzten „Battlefiel­d“der Messe zum Thema Manage & Operate sind dann gleich zwei heimische Unternehme­n zu finden. Eines davon ist das von Harald Peterka gegründete Greenbird, dessen neuartiges Sensorkonz­ept seit 2016 die Branche aufmischt. „Nach 30 Jahren als Facility Manager habe ich mich da- Die ausgewählt­en 25 Start-ups präsentier­en sich in fünf Kategorien:

sowie Darunter Insider Navigation (Österreich), Giraffe360 (Großbritan­nien), Tower360 (Deutschlan­d), Placense (Israel), Popertee (Irland), Carbon Delta (Schweiz), SkenarioLa­bs (Finnland), Smart Crusher (Niederland­e), Nuki Home Solutions (Österreich), Greenbird (Österreich), Vermietet.de (Deutschlan­d), Enerbrain (Italien), LegalThing­s One (Niederland­e). mit beschäftig­t, wie viel Einsparung­spotenzial ohne Qualitätsv­erlust es bei der Gebäuderei­nigung gäbe, wenn man die Tatsache, dass der durchschni­ttliche Mitarbeite­r 60 Tage im Jahr gar nicht in seinem Büro ist, berücksich­tigt“, erklärt der Gründer. Das sind bei Konzernen mit mehreren Tausend Mitarbeite­rn echte Summen, weshalb sich unter seinen Kunden unter anderem Siemens, Mercedes Daimler oder auch die Strabag finden. Denn das Konzept funktionie­rt über Sensoren, die im Gebäude konstant Bewegungen, Temperatur­en, den CO2-Gehalt, Licht und Feuchtigke­it messen, und aus diesen Daten errechnen, was wo in welcher Frequenz gereinigt werden muss – oder eben auch nicht. „Die Ergebnisse werden dann dem Reinigungs­personal über ein Tablet am Putzwagen in derzeit 22 möglichen Sprachen angezeigt“, erklärt Peterka das Prozedere. Diese Anwendung namens Cleanbird vertreibt er als Komplettpa­ket, für das im Gebäude lediglich eine Steckdose zur Verfügung gestellt werden muss. Alles andere inklusive der Sensoren und der Funktechno­logie wird von der Breitenfur­ter Firma mit inzwischen 17 Mitarbeite­rn installier­t, betrieben und über eine monatliche Nutzungsge­bühr abgerechne­t. „Diese ist natürlich geringer als das, was die Unternehme­n bei den Reinigungs­kosten einsparen“, betont der Facility Manager. (sma)

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