Gesundheitszentren für die Babyboomer
Investitionen in Immobilien wie Ärztehäuser, Gesundheitszentren oder Senioren- und Pflegeheime bringen gute Renditen, und die Nachfrage steigt stetig weiter. Der Markt hat allerdings seine Besonderheiten.
Das Durchschnittsalter der Menschen in der westlichen Welt steigt weiter und damit der Bedarf an Gesundheitsimmobilien wie Ärztehäusern, privat geführten Gesundheitszentren oder Senioren- und Pflegeheimen. Große Investoren haben diesen Wachstumsmarkt schon längst entdeckt, vor allem wenn sie dem Thema Gesundheit verbunden sind, wie Versicherungen mit dem Grundgeschäft Lebens- und Krankenversicherungen: „Der Sektor Healthcare-Immobilien ist krisenbeständig und daher für langfristig orientierte Anleger wie für uns als Versicherer sehr attraktiv“, erläutert Christine Dornaus, Vorstandsdirektorin der Wiener Städtischen Versicherung.
Die Wiener Städtische hat aktuell in Ärztezentren, Senioren- sowie Pflegeheime und ähnliche Einrichtungen investiert. Die Rendite dieser speziellen Immobilien kann sich sehen lassen, meint Dornaus: „Gesundheitsimmobilien bringen derzeit bei einem vergleichsweise geringeren Risiko etwas höhere Renditen als beispielsweise der Büromarkt.“
Allerdings unterscheiden sich Gesundheitsimmobilien in wesentlichen Punkten von Büro- oder Wohnprojekten. Das weiß Werner Hörner, Geschäftsführer von Humanomed. Das Kärntner Unternehmen betreibt mit 1070 Mitarbeitern zwei Privatkliniken sowie das mit 650 Betten größte österreichische Rehabilitationszentrum in Althofen. Im kommenden Monat eröffnet Humanomed in Bad Bleiberg das Gesundheitshotel Bleibergerhof neu. Das Viersternehotel soll ein umfangreiches Therapieangebot und die neue Kur „Gesundheitsvorsorge aktiv“bieten. Die Betten in den Häusern der Humanomed sind fast immer belegt, erzählt Hörner: Bei den Privatspitälern liege die Auslastung bei 80 Prozent, beim Reha-Zentrum weit über 90 Prozent. Auch die Rendite sei so, dass die privaten Eigentümer – Humanomed ist ein seit 40 Jahren bestehender Familienbe- trieb – durchaus zufrieden sind und sich alle Investitionen langfristig finanzieren lassen. Angesichts solcher Ergebnisse auf Expansion zu setzen und mit Druck weitere Projekte zu entwickeln stößt aber auf Hindernisse.
„Für Privatkliniken ist eine Reihe von Bewilligungen erforderlich, die sehr restriktiv gehandhabt werden“, erzählt Hörner. Bei RehaZentren wiederum sprechen die Sozialversicherungsträger, die die Kosten für die Patienten übernehmen, ein gewichtiges Wort mit. Hörner findet diese Regulierungen vernünftig: „Es ist doch nicht sinnvoll, wenn neue Einrichtungen gebaut werden und dann halb leer stehen.“
Ein Haken bei Gesundheitsimmobilien ist nämlich, dass sie sich nicht ohne Weiteres einer anderen Nutzung zuführen lassen. Auch für Ärztehäuser gelten deshalb strenge Kriterien, allerdings nicht vonseiten der Sozialversicherungen, sondern vonseiten der Inves- toren, weiß Franz Pöltl, Geschäftsführer der EHL Investment Consulting: „Ideal sind eine verkehrsgünstige Lage, am besten in einer Hauptstadt, Barrierefreiheit und Parkmöglichkeiten.“Das Objekt sollte außerdem möglichst auch als Büro nutzbar sein. Pöltl sieht Ärztehäuser als durchaus interessante Objekte für institutionelle Anleger wie Versicherungen oder Fonds: „In Deutschland ist das seit vielen Jahren ein sehr gut funktionierendes Produkt. In Österreich wächst das Interesse, aber der Markt ist noch relativ klein.“
Nicht nur bei Ärztehäusern unterscheidet sich Österreich von Deutschland. Im westlichen Nachbarland entwickeln Immobilienspezialisten erfolgreich etwa barrierefreie Wohnungen oder Senioren- und Pflegeimmobilien. Ein führender Anbieter auf diesem Sektor ist die Terragon in Berlin. Sie hat in den vergangenen 20 Jahren rund 400 Millionen Euro investiert: „Mit der Einführung der Pfle- geversicherung, die eine weitgehend freie Heimwahl ermöglicht, nahm die Zahl der Pflegeplätze in privaten Einrichtungen stark zu“, erläutert Michael Held, CEO der Terragon, einen Grund für die Auftragslage in seinem Sektor. Von den seit 1999 errichteten 250.000 neuen Pflegeplätzen entfallen 175.000 auf den privaten Bereich.
Die Marktchancen sind rosig: „Die Nachfrage steigt, weil jetzt die Babyboomer ins Pflegealter kommen“, meint Held. Die bestehenden Heime sind bis zu 98 Prozent ausgelastet, und bis 2030 würden 300.000 neue Pflegeplätze gebraucht. Ein Problem sind allerdings – ähnlich wie im Wohnbau – die hohen Grundstückspreise in den Städten. Das dränge die Pflegeheime verstärkt an die Peripherie. Sinnvoll seien deshalb auch Investitionen in bereits bestehende innerstädtische Heime. Die Rendite kann sich bei Pflegeheimen jedenfalls sehen lassen: „Sie liegt bei fünf Prozent, spürbar besser als bei Investments in Wohnungen“, sagt Held. (poz)