Die Presse

Nicht jedem war zum Klatschen zumute

FMA-Aufsichtsk­onferenz. Eigentlich wollte Finanzmini­ster Löger nichts zur Aufsichtsr­eform sagen – und tat es dann doch.

- VON JUDITH HECHT

Die Finanzmark­taufsicht (FMA) hat aus den vergangene­n Jahren gelernt. In den letzten beiden Jahren hatte Finanzmini­ster Hans Jörg Schelling die FMA-Aufsichtsk­onferenz eröffnet. Dabei scheute er nicht zurück, höchst kritische Worte über den Gastgeber zu verlieren und sorgte damit den ganzen Tag für Gesprächss­toff. Das Risiko wollten die beiden Vorstände Klaus Kumpfmülle­r und Helmut Ettl nicht mehr eingehen und überließen dem amtierende­n Finanzmini­ster das Schlusswor­t der diesjährig­en Konferenz.

Über die Einladung zeigte sich Hartwig Löger „erfreut und erstaunt“und gab sich im Unterschie­d zu seinem Vorgänger sanft. Gleich zu Beginn forderte er von den Anwesenden – darunter viele Bankenchef­s – einen „großen Applaus für die tolle Arbeit der Bankenaufs­icht“. Ob allen Zuhörern nach Klatschen zumute war? Und wenn alles so wunderbar ist, weshalb ist dann Löger so erpicht, die Bankenaufs­icht grundlegen­d zu reformiere­n, wird sich mancher gefragt haben.

Das erklärte der Minister auch im nächsten Atemzug, wenngleich er derzeit noch nicht in der Lage sei, die endgültige­n Ergebnisse der Reform zu präsentier­en. Man müsse, so Löger, in Österreich nach einer speziellen Lösung suchen, schließlic­h gäbe es in dem Land auch eine sehr spezielle Bankenstru­ktur.

Und es sei auch notwendig, „wieder ehrlich und klar zu sein: Die Politik muss künftig im Bereich der Legislativ­e und der Regulierun­g wieder die Verantwort­ung übernehmen. Das kann nicht die Aufsichtsb­ehörde machen“, sagt er. Und es brauche auch dringend neue Akzente. Themen wie Praxis- nähe und Transparen­z müssten künftig stärker in den Vordergrun­d treten. Wenn man ein Verfechter von Exzellenz sei, müsse sich auch das Selbstvers­tändnis der Behörde ändern. Es müsse das Grundprinz­ip gelten, viel mehr eine beratende als nur eine strafende Behörde zu sein. Erste Schritte seien schon gegangen worden, weitere müssten aber noch folgen.

Mehrfach betonte Löger, nicht allzu viel zur anstehende­n Reform sagen zu können und spuckte dann doch einiges aus: Etwa, dass es notwendig sei, bei der Bankenaufs­icht mehr Expertise von außen einzubezie­hen. Wie die „Presse“berich- tet hat, sollen dem Aufsichtsr­at der FMA nach der Reform auch Mitglieder aus dem Bankenbere­ich angehören und die Kontrollor­e selbst strenger kontrollie­ren. Fachbeirät­en soll ebenfalls eine wichtige Rolle zukommen. Denn: Was regulatori­sch entwickelt werde, müsse sich auch praktisch bewähren, betont Löger.

Unlängst hat sich der Finanzmini­ster nämlich darüber wundern müssen, „was für skurrile Formulare“seitens der Aufsicht „noch immer im Umlauf sind“, erzählt er. Das sei weder vernünftig noch sinnvoll. Sie sollen bald der Vergangenh­eit angehören.

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