Wenn Fußball-Ästheten schwärmen
Champions League. Der Brasilianer Neymar lieferte gegen Roter Stern Belgrad sein bestes Spiel im Trikot von Paris SG ab. Drei Tore, ein neuer Rekord – selbst Trainer Tuchel war begeistert.
Geld schießt zwar keine Tore, aber Geld sichert die Dienste der besten Fußballer. So groß die Verwunderung noch war, als der Brasilianer Neymar im Sommer 2017 für schier absurde 222 Millionen Euro Ablöse von Barcelona losgeeist worden war, umso stiller sind die Kritiker von einst jetzt. Cupsieg, Titel, Supercup-Sieg, Trikots im Wert von über 150 Millionen Euro verkauft, ausverkaufte Heimspiele, neue Werbepartner – Paris Saint-Germain läuft von einem Erfolg zum nächsten.
Auch in der Champions League will der seit Sommer vom Deutschen Thomas Tuchel betreute Verein reüssieren, der klare Auftrag der Klubeigner aus Katar ist der Gewinn der Königsklasse. Dazu müsse das SG-Spiel überzeugend, torreich sein. Mit dem 6:1 über Roter Stern Belgrad ist die erste Bewährungsprobe gelungen, vor allem Spiellaune und Treffsicherheit des Superstars Neymar begeisterten im Parc de Princes.
Neymar verwandelte zwei Freistöße, einer davon zischte sogar ins Kreuzeck. Mit insgesamt drei Treffern sorgte er dafür, dass Paris den ersten Sieg dieser CL-Saison gebührend feiern durfte. Auch er hatte allen Grund zur Freude: Geht es allein nach Toren, ist Neymar jetzt der beste Brasilianer der CL-Historie. 30 sind es, so viele erzielte einst auch Kaka.´ Bald ist der Weltfußballer von 2007 aber endgültig abgeschüttelt.
Es gelingt selten, Fußballkenner, „Lehrer“oder Experten, wie sie Thomas Tuchel, 45 aus Krumbach, verkörpern, zu begeistern. Doch der Deutsche strahlte, applaudierte, er war angetan vom Spiel seines Stars. Dass er ihn vorzeitig, gleich nach seinem dritten Treffer, austauschte, nahm ihm dieser auch nicht krumm. Dieses Detail dokumentiert, dass sich beide verstehen, das gemeinsame Ziel klar ist. Bei keinem anderen Trainer wohl hätte Neymar diese Aktion toleriert.
„Er war sensationell und herausragend, einfach großartig“, schwärmte Tuchel. Der Brasilianer glänzte als Taktgeber im Mittelfeld, als sicherer Schütze. „Neymar war hungrig und wollte den Unterschied ausmachen“, sagte er über den 26-Jährigen, den er als einen der besten Spieler der Welt würdigte.
Überschattet wurde der Galaabend nur von heftigen Ausschreitungen nach Spielende. Außerhalb des Prinzenparks kam es zu Zusammenstößen zwischen der Polizei und etwa 300 bis 400 vermummten Fans des serbischen Meisters. Wie die französische Nachrichtenagentur AFP berichtete, setzte die Polizei Tränengas ein. Der Vorfall dauerte zwischen 20 und 30 Minuten. Insgesamt waren 850 Polizisten beim Hochrisikospiel im Einsatz.
Wenige Stunden nach dem LastMinute-Sieg gegen Liverpool ist Neapel-Star Arkadiusz Milik Opfer eines Überfalls geworden. Der polnische Teamspieler, 24, wurde laut italienischen Medienberichten auf dem Heimweg von zwei vermummten und bewaffneten Räubern gestoppt und ausgeraubt. Sie hatten sich dem Mittelfeldspieler in einem Vorstadtviertel auf einem Motorroller genähert, ihn mit einer Pistole bedroht und stahlen ihm eine Rolex-Uhr (Wert: 7000 €).
Milik alarmierte danach die Polizei, doch Überfälle auf NeapelProfis sind keine Neuigkeit in der Stadt am Fuße des Vesuv. NapoliStar Lorenzo Insigne, der das späte 1:0 gegen Liverpool erzielte, waren 2016 Schmuck, Bargeld und ebenfalls eine Luxusuhr geraubt worden. Auch Marek Hamsik sowie die Exspieler Valon Behrami und Juan Zu´n˜iga wurden überfallen. Aufgeklärt wurde kein einziger Vorfall. Offenbar sind ChampionsLeague-Diebe am Werk. (fin)