So könnte man also aussehen, in Wirklichkeit
Nur fast perfekt ist perfekt retuschiert.
Nun
gibt es also Beschwerden, dass die Kamera des neuen iPhones zu schöne Selfies mache, da es sie geradezu aggressiv weichzeichnet. Und das automatisch. Zwar bekommt man ohnehin kaum mehr Handyfotos zu sehen, die nicht bearbeitet oder mit einem Filter verändert wurden, aber offenbar geht die neue Kamera in der Perfektion zu weit. Retuschieren darf nicht zu einfallslos sein.
Ein gutes Foto von sich wollte man schon immer haben, auch in analogen Zeiten. So hat doch fast jeder ein schmeichelhaftes Foto von sich selbst in seiner Wohnumgebung ausgestellt und es hängt von der Tagesverfassung ab, ob man sich über die Existenz eines hübschen Bildes freut oder bedauert, dass die Wirklichkeit davon abweicht.
Zumindest bei der jüngeren Generation gibt es die Tendenz, die Möglichkeit höher als die Wirklichkeit einzuschätzen. „So könnte ich aussehen“schlägt also „so sehe ich aus“. Das digitale Ich ist losgelöst von der Schwerkraft des Alltags und eine klar erkennbare Konstruktion, was das Spiel mit der Oberfläche tiefsinniger macht, als es wirkt.
Es war im Sommer 1989, als Andre Agassi in einem Werbeclip für Canon aus einem weißen Lamborghini stieg und die drei Worte sprach, die ihn danach noch jahrelang quälen sollten: „Image is everything.“Gnadenlos wurde der junge Tennisspieler, der damals eine Art Heavy-Metal-Frisur trug und stonewashed Jeansshorts, für seine Selbstinszenierung verhöhnt. Bis er anfing zu gewinnen. Der Slogan, der für so viel Ablehnung sorgte, war visionär. Heute steht man ganz ernsthaft dazu.
Auf die Hauswand gegenüber hat jemand mit hastigen roten Buchstaben „What is real?“gesprüht. Die Fragen bleiben immer die gleichen, nur die Antworten fallen unterschiedlich aus.