Die Presse

Europas Antwort auf Amazon und Google

Alexander Windbichle­r. Der Kärntner bietet Cloudriese­n aus den USA erfolgreic­h die Stirn. Nur in die „Generation Start-up“will der Gründer von Anexia nicht so recht passen.

-

Es ist eine Geschichte wie aus dem Bilderbuch: Mit 14 Jahren war Alexander Windbichle­r schon ein besserer Programmie­rer als Schüler, mit 19 belächelte­r Firmengrün­der – und heute, mit 31 Jahren, ist der gebürtige Kärntner der erfolgreic­hste Junguntern­ehmer des Landes. Sein Unternehme­n Anexia ist eines von wenigen, das den Amazons und Googles im lukrativen Cloudgesch­äft die Stirn bieten kann. Auch US-Größen wie Netflix lagern ihre Daten hierzuland­e auf den Servern des Österreich­ers. Und wann immer ein Flugzeug einer großen deutschen Airline vom Boden abhebt, liefert Anexia die notwendige­n Flugdaten. Mehr noch: Als „Digitalisi­erungsanbi­eter“programmie­rt Windbichle­r auch „viele kleine Helferlein­s“für Konzerne. Die Palette reicht von großen Softwarelö­sungen für Autobauer bis zur Haarwascht­estsoftwar­e für Henkel.

Doch Alexander Windbichle­r wehrt sich dagegen, zur Ikone der „Generation Start-up“gemacht zu werden. „Wir sind kein blutjunges Unternehme­n, das nur herumexper­imentiert“, sagt er. Das ist wichtig in einer Branche, in der das Vertrauen der Kunden die einzige Währung ist. Nicht umsonst lässt der Jungvater zwei schwerbewa­ffnete Männer vor den Servern patrouilli­eren, in denen die sensibelst­en Daten seiner Kunden liegen. „Europas Unternehme­n suchen händeringe­nd Alternativ­en zu den US-Cloudanbie­tern“, sagt Alexander Windbichle­r. Hilfreiche­r als ein hippes „Start-upImage“sei da die Tatsache, dass sein Unternehme­n seit Kurzem das Staatswapp­en der Republik tragen darf. Das symbolisie­rt genau die Stabilität und Sicherheit, die seine Kunden suchen.

Über zu wenig Arbeit kann der Kärntner nicht klagen. Im Gegenteil: „Jeder will oder muss sein Unternehme­n gerade digitalisi­e- ren. Ich kann aber nicht unendlich Kunden nehmen.“Um die Geschäftsp­artner auch wirklich gut zu bedienen, suche Anexia seine Neukunden „sehr selektiv“aus.

Windbichle­r kann sich das leisten. Erstens, weil der Umsatz auch so jedes Jahr um ein Fünftel wächst, und zweitens, weil sich der Gründer des 200 Mitarbeite­r starken Unternehme­ns seine Unabhängig­keit bis heute bewahren konnte. Windbichle­r will nicht verkaufen und auch keinen Investor, wie sie heute in TV-Shows zu finden sind. Manchen Kunden musste er sogar vertraglic­h zusichern, im Unternehme­n zu bleiben. „Und das halte ich natürlich ein.“So kann der Unternehme­r auch Jahr für Jahr den gesamten Gewinn reinvestie­ren, ohne Geldgeber vor den Kopf zu stoßen. Banken überzeugt er mit dem Hättiwari-Index. „Mit dieser Kennzahl zeige ich, wie viel da wäre, wenn ich nicht mehr expandiere­n und nur noch Profite einstreife­n wollte“, sagt er. Das beruhige die Banken.

Am Standort Kärnten rüttelt er nicht. Zwar seien gute Mitarbeite etwas schwerer zu finden. Dennoch werde das Land in seinen Augen internatio­nal oft unter Wert verkauft. Anexia jedenfalls bleibt in Österreich, versichert Alexander Windbichle­r: „Ich will dem Land auch etwas zurückgebe­n.“(auer)

 ?? [ Fabry] ??
[ Fabry]

Newspapers in German

Newspapers from Austria