Ein rot-weiß-roter Pionier
Golf. Sepp Straka, 25, gelang bei seinem Debüt auf der PGATour die Sensation. Der Wiener führte bei den Safeway Open.
Es gibt Premieren, die vergisst man einfach nicht. Und Sepp Straka wird sich noch sehr lang an die erste Runde auf der US-PGATour erinnern. Denn der erste Österreicher, der bei dieser US-Serie mitspielen darf, feierte auf Anhieb eine Sensation. Der Wiener führte in Napa, Bundesstaat Kalifornien, mit 63 Schlägen (9 unter Par) vor den beiden Amerikanern Chase Wright (64 Schläge) und Phil Mickelson (65).
Straka lieferte die Überraschung, und es ist auch deshalb derart beeindruckend, weil er erst vor einer Woche die Spielberechtigung gelöst hat. Am Tag, an dem sein großes Vorbild Tiger Woods beim US-Tourfinale der große Comebacksieg gelungen war, löste der Wiener seine Tourkarte. „Mein Plan hat funktioniert, aber so gut? Das hatte ich nicht erwartet.“
Die Safeway Open sind nach dem Ryder Cup zwar nicht prominent besetzt, aber mit 6,2 Mio. Dollar dotiert. Das verdeutlicht, in welche Welt der 25-jährige Österreicher abschlägt. Mit über 350 Mio. Dollar Gesamtdotation ist die PGATour die bestbezahlte Turnierserie weltweit. Österreich hat nach NFL (Football), NHL (Eishockey) und NBA (Basketball) nun erstmals einen PGA-Golfer.
„Es ist immer noch ein Wahnsinn und bei mir noch nicht ganz gesickert“, gestand Straka. Als „Aufsteiger“wird er bis Jahresende nur vier oder fünf Events spielen können. Es sind aber genug, um für 2019 seine Kategorie zu verbessern. Er weiß auch, wie dünn die Luft in diesem Geschäft ist. Für den mit 16 Jahren in die USA gewechselten US-Doppelstaatsbürger lief es auf der Web.com-Tour mit neun verpassten Cuts so zäh, dass ihm der Absturz in die Drittklassigkeit drohte. Nicht zuletzt dank eines neuen Putters (Rife Barbados) kehrten Selbstvertrauen und Form zurück.
Das Golfspielen hat er bei Claude Grenier im Fontana GC erlernt, er zeigte ihm die ersten Tricks, die richtigen Schläge. Als 16-jähriger Teenager folgte der Wechsel auf eine US-Highschool, 2016 schloss Straka das BusinessStudium an der University of Georgia ab. 2017 demonstrierte er bei den Austrian Open in Atzenbrugg sein Talent – auch da spielte er um den Sieg.
Der 1,90 Meter große, 108 Kilo schwere und wegen seines Appetits The Ox (der Ochse) gerufene Longhitter will sich auch in den USA etablieren. Ein rot-weiß-roter Pionier zu sein erfülle ihn mit Stolz, kaufen könne er sich derweil davon aber nichts. Nur Ergebnisse zählen, wie in Napa. „Ich wollte schon als kleines Kind auf der PGA spielen. Jetzt ist es total cool.“
Irgendwann mit seinen Landsleuten Bernd Wiesberger und Matthias Schwab auf der US-Tour zu spielen, wäre sein größter Traum. Oder bald seinem Vorbild gegenüberzustehen, Tiger Woods. Womöglich in einem Flight? An seiner Begeisterung änderte selbst die eher schwache Leistung des 14-fachen Major-Siegers beim Ryder Cup in Paris nichts. „Er war immer mein Lieblingsgolfer. Dass ich jetzt in einem Turnier mit ihm spielen könnte, ist eigentlich eigentlich verrückt.“(fin)