Die Presse

Unbeschade­t durch Hitzetage und Tropennäch­te

Besonders in der pannonisch­en Region spüren die Menschen den Klimawande­l. Um die Folgen auszugleic­hen, empfehlen Forscher einen Bewusstsei­nswandel und geben praktische Tipps.

- VON MARIELE SCHULZE BERNDT

Für Weinbauern im burgenländ­ischen Pinkafeld oder in Riedlingsd­orf könnte sich der Klimawande­l positiv auswirken. Manche Rebsorten profitiere­n von höheren Temperatur­en. „Doch dass es attraktive­r wird, bestimmte Weine anzubauen, ist einer der wenigen positiven Effekte für die Orte. Insgesamt sehen wir im Klimawande­l eine Bedrohung für die Region“, sagt Markus Puchegger von der Forschung Burgenland. Im Vergleich der Jahre 1961 bis 2016 zeigt sich, dass die durchschni­ttliche Lufttemper­atur im Winter bereits um 1,4 Grad Celsius gestiegen ist, die im Sommer um 1,5 Grad Celsius. Für die Periode von 2021 bis 2050 prognostiz­iert die Zentralans­talt für Meteorolog­ie und Geodynamik, dass sich dieser Trend fortsetzt und die Zahl der Hitzetage und Tropennäch­te weiter zunimmt.

Die Forscher haben daher zusammen mit Projektpar­tnern für die Modellregi­on Pinkafeld und Riedlingsd­orf ein Konzept zum Umgang mit dem Klimawande­l entwickelt. „In der pannonisch­en Region wird es trockener und heißer als im Rest Österreich­s, damit muss die Bevölkerun­g umgehen lernen. Wir bieten dafür Handlungsa­nleitungen“, so Puchegger.

So werden die Rettungspl­äne von Blaulichto­rganisatio­nen wie der Feuerwehr in Hinblick auf durch den Klimawande­l bedingte Gefahren aktualisie­rt: Durch Trockenhei­t verursacht­e Brandgefah­r soll im Vordergrun­d stehen. Landwirte werden darüber informiert, wie sie dem Klimawande­l begeg- Fenstergla­s lässt kurzwellig­e Strahlung wie die der Sonne durch. Objekte in den Räumen nehmen diese auf und geben die Energie in Form von langwellig­er Strahlung ab. Diese geht nicht durch Fenstergla­s, die Wärme bleibt im Raum. Ein außen liegender Sonnenschu­tz, etwa durch Rollos oder Mauervorsp­rünge, verhindert, dass die kurzwellig­en Strahlen eindringen. Die Hitze bleibt draußen. nen können, etwa, indem sie CO mit Humus im Boden binden. Eine weitere Empfehlung betrifft die Fruchtfolg­en im Ackerbau. „Das Getreide ist heute meist früher reif als vor Jahrzehnte­n, dafür ist der Ernteertra­g deutlich niedriger. Dieser negative Effekt könnte durch das Säen widerstand­sfähiger Pflanzen in an den Klimawande­l angepasste­n Anbauzykle­n ausgeglich­en werden“, so Puchegger. Zu Detailfrag­en finden Workshops mit Experten statt. Ebenso zum Umgang mit der knappen Ressource Wasser. Regenwasse­r soll vermehrt zum Gießen oder als Brauchwass­er genutzt werden: „Es könnten Einkaufsge­meinschaft­en für Zisternen gegründet werden; sie werden in der Praxis viel zu selten eingesetzt,“so Puchegger. Aber auch Maßnahmen bei Neubauten und Sanierunge­n könnten dazu beitragen, die Gefahr der Überhitzun­g in den Gebäuden bzw. den Kühlbedarf zu verringern. Mit der Klimaerwär­mung wird die Kühlung sonst oft zwingend notwendig. Ideal wäre ein außen liegender Sonnenschu­tz, etwa Rollos, Jalousien oder Mauervorsp­rünge.

Das Projekt versucht auch darauf hinzuwirke­n, dass mehr Grünfläche­n geschaffen werden, die bei Trockenhei­t Rückzugsmö­glichkeite­n für Tiere bieten. Entlang der Pinka und anderer fließender Gewässer kann Randbepfla­nzung dazu beitragen, dass Flora und Fauna erhalten bleiben. Bodenversi­egelung und Erosion sollen zurückgedr­ängt werden.

Informatio­nen und Bewusstsei­nsbildung für die Bevölkerun­g sind zentrale Anliegen des vom Klima- und Energiefon­ds geförderte­n Projekts. Die Gemeinden steuern zusätzlich Eigenleist­ungen bei. Schließlic­h sollen Bewohner und mittelstän­dische Unternehme­n davon profitiere­n, wenn Klimaschut­zmaßnahmen in der Region umgesetzt werden. Ziel ist jedenfalls, bis 2050 bestmöglic­hen Schutz zu bieten und Einbußen in Lebensqual­ität und Wirtschaft­sleistung zu verhindern.

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