Die Presse

Tote nach Unwetter auf Mallorca

Balearen. Ein Gewitter mit Starkregen löste im Osten Mallorcas Sturzflute­n aus. Mindestens neun Menschen starben, viele werden vermisst.

- Von unserem Korrespond­enten RALPH SCHULZE

Ein Gewitter mit Starkregen löste im Osten Mallorcas Sturzflute­n aus. Mehrere Menschen starben.

Erst am Mittwoch wurde das Ausmaß der Regen- und Schlammkat­astrophe klar: In der Ortschaft Sant Llorenc¸ des Cardassar, rund 60 Kilometer östlich von Mallorcas Hauptstadt, Palma, sieht man in den Straßen umgestürzt­e Autowracks. Einige sind ineinander verkeilt, andere liegen auf dem Dach oder der Seite im Schlamm, der Straßen und Fassaden bedeckt.

Am Dienstagab­end hatte ein Unwetter den Dorfbach in einen reißenden Strom verwandelt. Wassermass­en donnerten durch die Straßen des Ortes, wo rund 8000 Menschen leben. Dutzende Autos und auch Menschen wurden mitgerisse­n. Einige Wagen fand man später im rund zehn Kilometer östlich liegenden Küstenort S’Illot.

Flucht auf Dächer und Bäume

Binnen weniger Stunden fielen rund 220 Liter Regen pro Quadratmet­er, so das staatliche Wetteramt. Zu viel für den Bach Ses Planes in Sant Llorenc.¸ „Plötzlich stand alles unter Wasser“, berichtete ein Bewohner im Fernsehen. „Die Autos wurden wie Spielzeug mitgerisse­n.“Wasser drang durch Türen und Fenster in Häuser ein, viele Menschen mussten in die oberen Stockwerke, auf Dächer und sogar Bäume fliehen. Alles sei so schnell gegangen, sagte Bürgermeis­ter Mateu Puiggros,´ dass man die Bevölkerun­g nicht warnen konnte.

Nach der Zwischenbi­lanz der Behörden vom Mittwochna­chmittag wurden wenigstens neun Tote in Sant Llorenc¸ sowie den Nachbarort­en Art`a und S’Illot in Häusern, Kellern und Autos gefunden. Zwei davon waren britische Touristen, die in einem Taxi ertranken; der Fahrer wird vermisst. Die Zahl dürfte steigen, denn es gibt viele Vermisste, die Rede war von mindestens fünf bis mehr als 20, darunter der Ex-Bürgermeis­ter von Art`a. Man vermutet, dass sich in einigen der bis ins Meer weggespült­en Autos noch Opfer befinden.

Taucher im Einsatz

Hunderte Bewohner mussten die Nacht in provisoris­chen Unterkünft­en verbringen. Einige Hotels nahmen kostenlos Menschen auf, deren Wohnungen überflutet worden waren. Rettungskr­äfte arbeiteten noch am Mittwoch in der Region, Taucher waren im Einsatz, eine Militärein­heit rückte mit Spürhunden, Hubschraub­ern und schwerem Räumgerät an.

Auch in anderen Gemeinden im Nordosten der Insel, wie etwa in Colonia` de Sant Pere, gab es Überschwem­mungen. Mancherort­s fielen Strom und Telefonnet­z aus, Straßen, Brücken und Häuser wurden zerstört. Über der Inselhaupt­stadt, Palma, entluden sich ebenfalls starke Gewitter, auf dem internatio­nalen Flughafen kam es deswegen zu Verzögerun­gen.

Wasser floss aus Lampen

Ein Urlauber berichtete aus einem Hotel in Cala Mandia an der Ostküste: „Zwischendu­rch ging im Hotel der Strom aus, und aus einigen Lampen kam Wasser heraus.“Zudem habe er auf dem Meer zwei Windhosen beobachtet.

Spaniens Regierungs­chef, Pedro Sanchez,´ äußerte sich entsetzt über die „tragischen Überschwem­mungen“, er versprach rasche Hilfe. Die Ministerpr­äsidentin der Balearen, Francina Armengol, erklärte eine dreitägige offizielle Trauer.

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[ Reuters ] Der Tag nach der Flut in Sant Llorenc¸ im Osten Mallorcas.

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