Macron muss sich Zeit lassen mit Ernennung
Rätselraten um neuen Innenminister und weitere Personalrochaden.
Das politische Paris blickt nach Eriwan, in die Hauptstadt Armeniens, wohin Staatschef Emmanuel Macron zu einem Besuch aufgebrochen ist. Sollte hier die überfällige Entscheidung über den neuen Innenminister und die geplante Regierungsumbildung fallen, mit der Frankreich bereits zu Wochenbeginn gerechnet hat? Nachdem Gerard´ Collomb, der bisherige Amtsinhaber, trotz der Überredungsversuche Macrons vor einer Woche seinen Rücktritt eingereicht hatte, übernahm Premier Edouard Philippe interimistisch das Amt. Die Neubesetzung sollte ein Leichtes sein, gibt es doch genug ehrgeizige Politiker, die davon träumen, das Schlüsselministerium zu besetzen.
Die Spekulationen erwiesen sich indessen als falsch oder verfrüht. Die französischen Medien zappelten vor Ungeduld, bis die Präsidentschaftskanzlei beschied, das Staatsoberhaupt werde sich mit der Ernennung bis nach der Armenien-Reise Zeit lassen. Etwas klemmt offenbar in der Staatsführung und führt zur Verzögerung bei den Personalrochaden.
Macron muss bei der Regierungszusammensetzung auf die „Zauberformel“achten. Seine Minister kommen aus der bürgerlichen Mitte, vor allem aber von links und rechts, und das Gleichgewicht ist fragil. Es schafft Misstrauen und Eifersucht. Collomb, der zu Macrons Getreuen gehörte, war früher Sozialist; der aus den Reihen der bürgerlichen Les Repu-´ blicains stammende Premier wollte anscheinend gern einen rechten Politiker als Ressortchef für die innere Sicherheit und die Migrationspolitik. Für Macron wäre dies ein allzu krasser Rechtsrutsch, heißt in Paris. (r.b.)