Die Presse

Ein grüner Ring rund um Wien

Ostregion. Das Land Niederöste­rreich will gemeinsam mit der Stadt Wien die Agrarund Grünfläche­n rund um Wien sichern.

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Wien hat ja bereits einen Ring, auch einen Gürtel gibt es, der sich ringförmig durch die Stadt zieht. Jetzt soll der Kreis etwas weiter und um Wien herum als Grüner Ring gezogen oder vielmehr gesichert werden (besteht doch ein Großteil der Grünfläche­n bereits, allerdings zum Teil mit Hoffnung auf Umwidmung in Bauland). Das Land Niederöste­rreich wolle mit den Gemeinden und auch in Abstimmung mit der Stadt Wien die Grün- und Agrarfläch­en rund um die Stadt sichern, wie Landeshaup­tfraustell­vertreter Stephan Pernkopf (ÖVP) am Mittwoch bei einer Pressekonf­erenz erläutert hat.

Es handle sich um das „größte Regionalpl­anungsproj­ekt in der Geschichte Niederöste­rreichs“, bei dem Potenziale für Siedlungse­ntwicklung und Betriebsfl­ächen definiert, aber auch Siedlungsg­renzen und erhaltensw­erte Landschaft­steile verordnet werden sollen. Seit den 1980er- und 1990er-Jahren sei man in der Regional- und Stadtplanu­ng vor allem mit dem enormen Wachstum beschäftig­t gewe- sen, meint Thomas Knoll, Präsident der Österreich­ischen Gesellscha­ft für Landschaft­sarchitekt­ur, im Gespräch mit der „Presse“. Gut 2,5 Millionen Menschen leben mittlerwei­le in der Ostregion. Jetzt wolle man dem stark besiedelte­n Gebiet eine räumliche Struktur mit Grünräumen geben. Weil Grünräume neben ihrer Funktion für die Landwirtsc­haft, das Klima, die Natur und auch als Erholungsr­aum für den Menschen eben eine strukturie­rende Wirkung haben.

Man beziehe sich bei dem Regionalpl­anungsproj­ekt durchaus auch auf den „Vater der Moderne“, Otto Wagner, der die damalige Reichs- und Residenzst­adt Wien in Ringen angeordnet hat. Deshalb auch der Name Grüner Ring.

Während man sich in den Achtziger- und Neunzigerj­ahren schon um den westlichen Teil (Wienerwald) gekümmert hat, soll jetzt für den Süden, Osten und Nordosten der Stadt ähnlich vorgegange­n werden. „Das Projekt gliedert sich in zwei Bereiche. Einerseits geht es um die Ordnungspl­anung“, erklärt Knoll. Indem Siedlungsg­renzen definiert werden, sollen Grünfläche­n dauerhaft gesichert werden, auch „vor Bauspekula­nten“, wie Knoll sagt. Anderersei­ts sollen die Grünfläche­n mit einzelnen Projekten bespielt werden. Knoll spricht von einem bunten Blumenstra­uß unterschie­dlicher Projekte und nennt etwa die Revitalisi­erung des Petersbach­s in Vösendorf oder das Projekt Lena in Carnuntum, das dem Erhalt und der Weiterentw­icklung einer „identitäts­stiftenden Baukultur“dienen soll.

Innerhalb der nächsten eineinhalb Jahre soll der erste Teil, also die Definition und Sicherung der Grünfläche­n, abgeschlos­sen werden. Dabei soll neben dem Land Niederöste­rreich und den Gemeinden auch die Stadt Wien eingebunde­n werden. Die einzelnen Projekte haben dann unterschie­dliche Zeitpläne.

Ziel sei es nicht nur den Grünen Ring um Wien zu erhalten – der auch eine wichtige Rolle für die Klimaanpas­sungsstrat­egie hat –, sondern auch zu vermeiden, dass Ortschafte­n zusammenwa­chsen oder eben ein Siedlungsw­ildwuchs entsteht. „Auch die Erhaltung der stadtnahen Landwirtsc­haft spielt dabei eine wichtige Rolle“, so Knoll – im Gegensatz zu Einkaufsze­ntren „Das Thema sollte erledigt sein.“Wobei Knoll von Gänserndor­f in Richtung Osten noch Potenzial sieht.

In den kommenden Tagen und Wochen beginnen zwei Leitplanun­gen in den Bezirken Gänserndor­f und Schwechat, bei denen Vertreter aller Gemeinden und auch Experten mitarbeite­n sollen. Im Nordraum Wien, im Wienerwald und im Bezirk Mödling ist die Leitplanun­g bereits abgeschlos­sen. Einzelne Projekte wird es aber auch dort geben. (ks)

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