Walzer im „Widerstandskino“
Als Ruth Beckermann vor Jahren die Idee hatte, ihr Engagement in der Causa Waldheim als Dokumentarfilm ins Kino zu bringen, hatte sie die Befürchtung, dass dies kaum jemanden interessieren würde. Mehrere Tausend Besucher seit Kinostart vor einigen Tagen beweisen, dass sie geirrt hat.
Das mag mit den politischen Veränderungen und der neuen Rechts-Regierung zu tun haben, wird wohl aber auch an der Tatsache liegen, dass Beckermann ein wichtiges und präzises filmisches Stück Zeitgeschichte gelungen ist.
Sie fand unbekanntes Archivmaterial, etwa die Befragung von Kurt Waldheims Sohn, Gerhard, vor dem USKongress durch den Abgeordneten Tom Lantos, und konnte auf ihr eigenes Filmmaterial der Auseinandersetzungen vor dem Wiener Stephansdom 1986 zurückgreifen. Dienstagabend präsentierte sie ihren Film in der von Anja Salomonowitz und Mirjam Unger organisierten und kuratierten Reihe „Widerstandskino“im Wiener Stadtkino. Nach tosendem Applaus und einem Impulsvortrag von Doron Rabinovici, der die Brücke zur aktuellen politischen Situation schlug und vor den langfristigen Folgen der Waldheim-Wahl, dem Rechtspopulismus, eindringlich warnte, interviewte „Presse“-Chefredakteur Rainer Nowak die Regisseurin, deren bewusst subjektives Herangehen an die Materie eine ganz neue Objektivität ermöglicht. (red.)