Gesundheit geht vor Rekord
Ski alpin. Lindsey Vonn, 33, wird ihre Karriere nach der WM-Saison beenden – inklusive oder ohne die Siegesbestmarke von Ingemar Stenmark gebrochen zu haben. „Ich muss an die Zukunft denken.“
Lindsey Vonn will ihre Karriere nach der WM-Saison beenden – auch ohne die bisherige Siegesbestmarke zu brechen.
New York/Wien. Die Zeichen ihres Körpers haben Lindsey Vonn einen Entschluss fassen lassen: Der US-Skistar wird seine Karriere nach dieser Saison beenden – unabhängig davon, ob die 33-Jährige ihr großes Ziel erreichen wird: den Siegesrekord von Ingemar Stenmark zu brechen. Die schwedische Skilegende feierte insgesamt 86 Weltcupsiege, Vonn hält vor dieser Saison bei 82 und strebt in den kommenden Monaten fünf weitere an. „Wenn ich sie erreiche, würde ein Traum wahr werden. Wenn nicht, hatte ich trotzdem eine unglaublich erfolgreiche Karriere. Ich bin immer noch die Skifahrerin mit den meisten Siegen aller Zeiten“, erklärte sie.
Im November 2000 gab Vonn, damals noch als Lindsey C. Kildow, in Aspen ihr Debüt im Skiweltcup, wandelte sich von der Allrounderin zur Speedqueen und übertraf 15 Jahre später schließlich Annemarie Moser-Pröll in der ewigen Bestenliste des Bewerbs. Zudem nennt sie vier große (2007/2008, 2008/2009, 2009/10, 2011/12) und 16 kleine Kristallkugeln sowie drei Olympia- (einmal Gold) und sieben WM-Medaillen (zweimal Gold) ihr Eigen.
Lange Verletzungsmisere
In den letzten Jahren wurde Vonns Karriere immer wieder von schweren Verletzungen gebremst: Kreuzbandriss 2013 und 2014, Knöchelund später Schienbeinkopfbruch 2015, Oberarmbruch mit Nervenschädigungen 2016. „Wenn ich noch einmal stürze, wird es kompliziert“, hat sie einmal festgestellt. Zudem hatte die US-Amerikanerin 2012 ihren Kampf mit Depressionen öffentlich gemacht. Nun bereiten ihr mögliche Langzeitfolgen offenbar Sorgen. „Physisch bin ich am Punkt, an dem es nicht mehr sinnvoll ist. Ich möchte gern aktiv bleiben, wenn ich älter bin, deswegen muss ich an die Zukunft denken und mich nicht nur auf das konzentrieren, was jetzt ansteht.“Zwar hatte Vonn zuletzt immer wieder öffentlich über ein Karriereende spekuliert, die Ankündigung überrascht dennoch. Ihre Abschiedssaison mit dem Highlight WM in Åre wird sie auf ihrer Lieblingsstrecke im kanadischen Lake Louise beginnen und nur noch in Abfahrt und Super-G, nicht aber den technischen Disziplinen an den Start gehen.
Neben ihren sportlichen Fähigkeiten und Erfolgen stand Vonn stets auch für viel Glamour und Drama. Die 33-Jährige präsentierte sich ihren 1,6 Millionen Fans in den sozialen Medien und verstand es, sich mit freizügigen Fotos zu vermarkten. Auch ihre Beziehung mit Golfstar Tiger Woods, die nach zwei Jahren 2015 zu Ende ging, sorgte für Aufsehen. Inzwischen ist sie mit dem Eishockeyprofi P. K. Subban liiert. Für die Zukunft abseits der Skipiste kann sich Vonn eine Tätigkeit in den Bereichen Beauty und Kleidung vorstellen. „Ich weiß ehrlicherweise nichts davon, wie man ein Geschäft anfängt, aber ich weiß, was meine Leidenschaften sind.“
Ledecka´ droht Startverbot
Vonns Nachfolge kann die zweimalige Olympiasiegerin und dreifache Weltmeisterin Mikaela Shiffrin, 23, sportlich in jedem Fall antreten, an Popularität fehlt es der Technikerin aber noch. Den gewissen Showfaktor mitbringen würde Ester Ledecka.´ Die Tschechin begeisterte im vergangenen Winter bei den Olympischen Spielen in Pyeongchang, als sie sowohl im Super-G als auch Snowboard-Parallelslalom Gold holte. Das Multitalent liegt allerdings weiter im Clinch mit dem tschechischen Verband wegen Vermarktungsrechten, sogar ein Startverbot droht.
„Es ist eine unangenehme Situation für mich. Ich hoffe, meine Agentur klärt und löst das“, erklärte Ledecka,´ die seit Jahren auf eigene Faust mit Privatteams arbeitet. „Vielleicht sollte ich einfach jemanden aus einem anderen Land heiraten“, scherzte die 23-Jährige und hielt fest: „Ohne Deal gibt es keine Rennen für mich.“Wie lang sie noch in beiden Sportarten antreten wird, ließ sie offen: „Im Snowboarden gibt es noch Ziele. Aber im Skifahren noch viel mehr.“Zumindest für die Weltmeisterschaften im Februar muss Ledecka´ sich entscheiden, da diese gleichzeitig stattfinden. (swi)