Deutlich mehr Jobs – für Ausländer
Arbeitsmarkt. Auch 2019 werden die Betriebe massenhaft Arbeit schaffen. Die aktuelle AMSPrognose, die der „Presse“vorliegt, zeigt aber: Die Mehrheit davon geht nicht an Österreicher.
Auch nächstes Jahr werden die Betriebe massenhaft Arbeit schaffen. Laut AMSPrognose geht die Mehrheit davon nicht an Österreicher.
Wien. Österreich hat sich bei der Arbeitsmarktöffnung für Ausländer stets zurückhaltend gegeben. Vor allem die Gewerkschaften hatten ihre Bedenken – und das nicht ganz unbegründet, wie sich jetzt zeigt. Die heimische Wirtschaft brummt nun schon das dritte Jahr in Folge, und auch wenn das Wachstum schwächer wird, schaffen die Unternehmen laufend neue Jobs. Heuer steigt die Zahl der neuen Stellen um 79.800, nächstes Jahr noch einmal um 46.900. Das zeigt die aktuelle Prognose des Arbeitsmarktservice (AMS), die der „Presse“vorliegt. Österreichern kommt der JobBoom aber nur bedingt zugute.
Der Großteil der zusätzlichen Arbeitsplätze geht nämlich an Ausländer: Heuer werden 64 Prozent, nächstes Jahr 82 Prozent der neuen Jobs mit Menschen ohne österreichischen Pass besetzt werden. Die Prognose des Synthesis-Instituts rechnet damit, dass nächstes Jahr 787.700 Ausländer in Österreich arbeiten werden.
Schon in den vergangenen Jahren gingen rund 80 Prozent der neu geschaffenen Stellen an Nichtösterreicher. Dafür gibt es zwei wesentliche Gründe. Erstens: Die inländische Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter schrumpft. Und zweitens: Es entstehen viele Arbeitsplätze, für die sich keine Österreicher finden. Die am stärksten wachsenden Wirtschaftszweige sind Bau, Arbeitskräfteüberlassung und Industrie – Branchen, die schon von Haus aus einen hohen Ausländeranteil haben. „Schon jetzt ist jeder zweite Beschäftigte im Tourismus ausländischer Staatsbürger“, sagt AMS-Chef Johannes Kopf. Der Tourismus habe einen starken Arbeitskräftebedarf, weil die Verweildauer der Mitarbeiter niedrig ist. Und die Bedingungen seien mit Wochen-, Nachtund Ferienarbeit so speziell, dass solche Jobs für viele Arbeitnehmer nur „für wenige Lebensjahre“infrage komme. „Deshalb lässt sich der Bedarf mit Inländern gar nicht abdecken“, so Kopf.
Die größte Ausländergruppe auf dem österreichischen Arbeitsmarkt sind die Deutschen, gefolgt von den Ungarn (siehe Grafik). Die größten Zuwächse gab es zuletzt unter Rumänen und Bulgaren. Als jüngstes Mitglied trat 2013 Kroatien der EU bei. Die österreichische Regierung öffnet den Arbeitsmarkt für Kroaten aber erst 2020 komplett, nach Ausschöpfung der maximal erlaubten Frist.
Regierung setzt auf Zuzug
Gleichzeitig forciert Türkis-Blau die Rekrutierung im Ausland: Die Mangelberufsliste soll ab 1. Jänner regionalisiert werden. Tiroler Hotels dürfen dann Köche aus NichtEU-Ländern holen. Die Reform der Rot-Weiß-Rot-Karte soll es generell einfacher machen, Facharbeiter aus Drittstaaten (wie IT-Spezialisten aus Indien) anzuwerben. Au- ßerdem will man verstärkt Fachkräfte in der EU anwerben. Das Institut für Höhere Studien (IHS) rechnet damit, dass das ausländische Arbeitskräfteangebot hierzulande bis 2022 auf knapp eine Million Menschen steigen wird. Vor zehn Jahren waren es 480.000.
Von den 350.000 Arbeitslosen in Österreich hat rund die Hälfte nicht mehr als einen Pflichtschulabschluss. Die Unternehmen suchen aber Fachkräfte. Die in den Betrieben nachgefragten Qualifikationen könnten oft eher von Ausländern erfüllt werden, sagt IHS-Arbeitsmarktexperte Helmut Hofer. Viele der arbeitslosen Österreicher seien langzeitarbeitslos, älter, schlecht ausgebildet oder hätten gesundheitliche Probleme. Durch die zusätzlichen Arbeitskräfte aus dem Osten seien in Österreich viele neue Stellen erst ent- standen, sagt Hofer. „Aber man muss auch zugeben, dass der Zuzug einen gewissen Anteil am Anstieg der Arbeitslosigkeit hatte.“
Arbeitslosigkeit geht zurück
Ein Trend setzt sich fort: Es entstehen viele neue Jobs, die Zahl der Arbeitslosen geht aber nicht im selben Ausmaß zurück: Heuer sinkt sie laut AMS-Prognose um 26.500, nächstes Jahr nur noch um 3900. Selber Grund: Es drängen mehr Menschen auf den Arbeitsmarkt. Das sind Frauen (wegen besserer Kinderbetreuung), Ältere (wegen strengerer Pensionsregeln), vor allem aber eben Ausländer, die für einen Job nach Österreich übersiedeln oder pendeln. Die Arbeitslosenquote sinkt trotzdem weiter: Heuer von 7,9 Prozent auf 7,3 Prozent und nächstes Jahr auf 7,1 Prozent.