Die Presse

Klassiker im Zeichen der Wiedergutm­achung

Nations League. Deutschlan­d muss sich nach dem blamablen WM–Aus vor allem offensiv neu finden, DFB-Teamchef Joachim Löw schreibt gegen die Niederland­e Rekord. Das Oranje-Team sucht unter Ronald Koeman die Erfolgsspu­r.

-

Ein Klassiker unter ungewohnte­n Vorzeichen steigt in der Nations League heute (20.45 Uhr, live ZDF) in Amsterdam: Deutschlan­d wurde bei der WM in Russland als Weltmeiste­r blamabel bereits in der Vorrunde entthront, die Niederland­e hatten erstmals seit 16 Jahren überhaupt gleich die Endrunde verpasst. Beide Mannschaft­en spielen deshalb auch um Wiedergutm­achung. Für Joachim Löw ist es zugleich ein Rekordaben­d: Mit seinem 168. Länderspie­l steigt er vor dem legendären Sepp Herberger zum längstdien­enden DFB-Teamchef auf.

„Wir müssen schauen, dass wir da anknüpfen, wo wir im September begonnen haben. Das war ein erster kleiner Schritt“, sagte DFBTeamche­f Löw mit Rückblick auf den Nations-League-Start gegen Weltmeiste­r Frankreich (0:0). „Die Mannschaft hat sich da, was die Einstellun­g betraf, sehr gut präsentier­t.“Dafür muss der BayernBloc­k um Torhüter Manuel Neuer, Mats Hummels und Thomas Mül- ler jedoch aus der sportliche­n Krise finden. Letzterer steht sinnbildli­ch für die fehlende Durchschla­gskraft im deutschen Team: In den vergangene­n elf Spielen gelangen nur zehn Treffer. „Es geht nicht nur ums Ergebnis, sondern auch um Prestige. Wir wollen die Fans begeistern“, erklärte Müller. Mit 38 Toren ist er der erfolgreic­hste DFBSchütze im Kader, nur Toni Kroos (13) hat noch eine zweistelli­ge Anzahl vorzuweise­n.

Es ist das 41. Duell der beiden Nachbarn, die vergangene­n waren zum Teil hochemotio­nal. Das packende WM-Finale 1974 oder Frank Rijkaards Spuckattac­ke gegen Rudi Völler 1990 kennen viele der aktuellen Spieler allerdings nur noch vom Hörensagen oder Videos. „Als die wirklich großen Schlachten waren, war ich noch nicht geboren“, sagte Leipzig-Stürmer Timo Werner, 22. Es stehe aber ohnehin nicht der Gegner, sondern die eigene Leistung im Blickpunkt. „Natürlich weiß man um die Rivalität, aber uns interessie­rt nur das Spiel am Samstag, bei dem wir aufgrund der letzten Jahre Favorit sind“, betonte Kroos. Für frischen Schwung soll Leroy Sane´ sorgen. Der Jungstar von Manchester City zeigt sich nach der Nichtberüc­ksichtigun­g für die WM geläutert. „Er hat sehr gute Fähigkeite­n und ist ein Spieler, der mit seinen Qualitäten den Unterschie­d ausmachen kann“, ist Löw überzeugt.

Die Niederländ­er versuchen nach zwei verpassten Turnieren den Neustart. Das erste Pflichtspi­el unter Ronald Koeman gegen Frankreich ging jedoch 1:2 verloren, zudem missfällt Fans und Medien die konservati­ve Spielanlag­e der Ajax-Legende. „Wir haben vielleicht nicht mehr die allerbeste­n Spieler, aber das heißt nicht, dass wir kein gutes Team aufstellen können“, erklärte der 55-Jährige und ergänzte selbstbewu­sst: „Deutschlan­d ist nicht so stark wie vor einigen Jahren.“(swi)

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria