Die Presse

Die FPÖ stellt sich gegen den schon mit ÖVP-Finanzmini­ster Löger paktierten Plan, der Notenbank die Bankenaufs­icht zu entziehen. Der Plan soll nun mit der Umstruktur­ierung der Staatshold­ing „im Paket“neu verhandelt werden.

Reform.

- VON HEDI SCHNEID

Eigentlich schien die Regierung vor zwei Wochen bei zwei wichtigen und lang diskutiert­en Themen der heimischen Wirtschaft­s- und Finanzpoli­tik einig: der Neuordnung der Öbib, der Beteiligun­gsgesellsc­haft des Bundes, und der Neupositio­nierung der Bankenaufs­icht. Letztere soll nach Vorstellun­g der ÖVP ganz bei der Finanzmark­taufsicht (FMA) angesiedel­t werden. Noch im Oktober sollten die beiden Reformvorh­aben im Ministerra­t beschlosse­n werden, um sie so rasch wie möglich legistisch auf die Reise schicken zu können.

Jetzt ist von einer raschen Beschlussf­assung allerdings keine Rede mehr. Hinter den Kulissen dürften ÖVP und FPÖ um Zuständigk­eiten streiten. Nach dem Motto „Kein Konsens ohne Gegenleist­ung“werden nun offenbar Öbib neu und Bankenaufs­icht neu gekoppelt „in einem großen Paket“ausverhand­elt, wie „Die Presse“erfuhr. Ein Junktim also, das eben auch „Gegengesch­äfte“enthalten dürfte.

Und das kommt so: Kurz nachdem der Plan von Finanzmini­ster Hartwig Löger (ÖVP), die Bankenaufs­icht ganz der FMA zuzuschlag­en, durchgesic­kert war, begann sich beim Koalitions­partner FPÖ Unmut darüber zu regen – wie „Die Presse“auch schon berichtete (3. 10). Die FPÖ stellt bekanntlic­h mit dem ihrer Partei nahestehen­den Robert Holzmann den Nachfolger von Ewald Nowotny als Notenbank-Gouverneur. Just in dieser neuen Konstellat­ion soll man eine Schlüssela­ufgabe abgeben? Offenbar ist man in der FPÖ dazu nun doch nicht bereit. Jene Partei, die den Proporz von der Opposition­sbank aus angeprange­rt hat, will die Zuständigk­eiten neu diskutiere­n. Nötigenfal­ls nicht separat, sondern gemeinsam mit der Neupositio­nierung der Öbib.

Schließlic­h soll die neue Struktur der Staatshold­ing der Politik wieder mehr aktiven Einfluss ermögliche­n – und zwar nicht nur der ÖVP, die diesen jahrzehnte­lang als Partner der SPÖ hatte und auch nützte. Die Freiheitli­chen konnten sich in der Vergangenh­eit zuletzt im Kabinett Schüssel I und II (als BZÖ) bei den Staatsunte­rnehmen einbringen. Vor allem im Aufsichtsr­at der Holding, bei dem der Industriel­le und damalige FPÖ-Finanzspre­cher Thomas Prinzhorn die Fäden zog und etliche Gesinnungs­freunde in das Kontrollor­gan hievte.

Nun eröffnet sich erstmals wieder die Chance, mitzureden, und diese will sich die FPÖ nicht nehmen lassen. Wie sagte Finanzstaa­tssekretär Hubert Fuchs (FPÖ) vor einer Woche: „Wir wollen uns wieder vermehrt in die Unternehme­n einmischen, um Eigentümer­rechte wahrzunehm­en.“

Offiziell erhebt die FPÖ keinen Anspruch auf einen Öbib-Vorstandsp­osten. Fuchs sagte dementspre­chend, ihm sei die Größe der Öbib-Führung egal. Intern soll die FPÖ aber nun zu verstehen gegeben haben, auf einen Manager nur dann zu verzichten, sollte die Bankenaufs­icht in der Notenbank bleiben. Der oder die Vorstandsp­osten können zwar erst ausgeschri­eben werden, wenn das ÖbibGesetz steht. Favorit ist der Generalsek­retär im Finanzress­ort, Thomas Schmid, dessen Handschrif­t das Öbib-neu-Konzept trägt.

Fest steht, dass sie wieder eine Aktiengese­llschaft wird, wie sie es schon vor dem jüngsten – missglückt­en – Umbau unter der alten rot-schwarzen Regierung war. Der Aufsichtsr­at wird sich allerdings nicht mehr selbst erneuern, er wird von der Regierung beschickt und soll verkleiner­t werden. Arbeitnehm­ervertrete­r werden dem Gremium, wie es das Aktiengese­tz vorsieht, angehören. Womit für Gesprächss­toff gesorgt ist, denn die Arbeitnehm­ervertrete­r von Post, Telekom Austria, OMV und Casinos Austria gehören überwiegen­d dem roten Lager an.

Der Knackpunkt schlechthi­n ist die Vergrößeru­ng der Öbib mit Verbund, BIG und vielleicht auch der Asfinag. Darüber wird auch schon seit Jahren diskutiert. Beim Verbund gilt es laut Fuchs, verfassung­srechtlich­e Fragen zu klären.

Einigkeit herrscht darüber, einen Staatsfond­s nach norwegisch­em Vorbild einzuricht­en, der aus den Dividenden der Beteiligun­gen gespeist wird und in Hightech-Firmen investiert. Auch diese Idee gab es schon einmal.

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