Die Presse

„30 Aktien im Portfolio sind genug“

Interview. Der Ubam-Fondsmanag­er Martin Möller setzt auf nur wenige solide Weltkonzer­ne. Damit könne man selbst turbulente Zeiten meistern, sagt er.

- VON RAJA KORINEK

Die Presse: Herr Möller, die Tiefzinsär­a geht zu Ende, die Turbulenze­n an den Börsen nehmen zu. Und trotzdem ist der Ubam 30 Global Leaders in nur wenigen Aktien investiert. Sollte man jetzt nicht lieber breiter streuen? Martin Möller: Keinesfall­s. Laut Statistike­n lässt sich bereits mit 30 Aktien eine vernünftig­e Streuung erzielen. Mehr Aktien im Portfolio bewirken dann kaum noch etwas, selbst in turbulente­n Zeiten. So haben wir außerdem unsere Investment­s gut im Blick, wobei wir nur in große Weltkonzer­ne investiere­n.

Davon gibt es aber jede Menge. Wie kommen Sie ausgerechn­et auf die breite Mischung aus Aktien von Nestle´ bis hin zu Amazon oder dem US-Rüstungsko­nzern Raytheon? Unser Konzept ist recht simpel. Grob gesagt schauen wir uns an, wie hoch der Cashflow ist, den eine Firma auf ihr eingesetzt­es Kapital erzielen kann. Unternehme­n, die dabei nachhaltig eine hohe Wertschöpf­ung erzielen, kommen in die engere Wahl, einerlei in welcher Branche sie tätig sind. Somit setzen wir auch auf eine breite Mischung an verschiede­nen Geschäftsm­odellen. Und das sorgt für eine zusätzlich­e Diversifik­ation.

Wenn aber negative Schlagzeil­en etwa zu Chinas Wachstum im Jahr 2015 Luxusaktie­n wie LVMH belasten, nützen gute Kennzahlen wenig. Wie können Sie den Fonds gegen externe Einflüsse wappnen? Gar nicht. Wichtig ist, dass die Aktie damals weniger als andere Sektortite­l an Wert verlor, gerade weil der Konzern solide Kennzahlen aufweist. Die Produkte sind begehrt, und LVMH achtet darauf, dass sie nicht zur Massenware verkommen. Inzwischen hat die LVMH-Aktie den Rücksetzer weit zurückgela­ssen. Wir sind immerhin seit dem Jahr 2010 darin investiert.

Ihr jüngster Zugang kommt mit der Schweizer Sika aus der sehr zyklischen Baubranche. Weshalb steigen Sie nach dem langjährig­en Bauboom erst jetzt ein? Nach dem Verkauf unserer Disney-Position brauchten wir einen neuen Titel, da gefiel uns die Aktie am besten. Sika stellt Spezialche­mie her, die in unterschie­dlichsten Bereichen, etwa zur Härtung von Beton, verwendet wird. Damit werden zum Beispiel Brückenpfe­iler verstärkt oder Tunnel gebaut. Die Auftragsla­ge ist hervorrage­nd, wobei es gerade in den Schwellenl­ändern viel Potenzial für weiteres Wachstum gibt. Dort liegt der Marktantei­l von Sika erst bei zehn Prozent, legt aber stetig zu.

Im Finanzsekt­or gehen Sie sichtlich sehr wählerisch vor. Während Titel wie der Vermögensv­erwalter Black Rock und die Kreditkart­enfirma Visa hervorstec­hen, sucht man Bankaktien vergeblich. Weshalb? Seit der Finanzkris­e von 2008 schrumpft die Profitabil­ität der Banken, da sie nun einen weit größeren Eigenkapit­alpolster aufbauen müssen. Da sehen wir bessere Chancen in anderen Bereichen, zu denen auch der Versicheru­ngsbereich zählt, etwa mit der hauptsächl­ich in Asien und den USA aktiven Prudential. Finanzgesc­häfte werden schließlic­h immer abgeschlos­sen.

Die Frage ist nur, in welcher Form. Leiden Kreditkart­enanbieter wie etwa Visa nicht unter dem wachsenden Zahlungsve­rkehr über das Handy? Nehmen wir Apple Pay als Beispiel, ein Zahlungssy­stem für mobile Geräte des Konzerns. Die Transaktio­nen werden im Hintergrun­d über eine Kreditkart­e abge-

ist seit 2006 bei der Union Bancaire Privee´ (UBP) tätig. Er ist dort unter anderem leitender Portfoliom­anager für globale Aktienport­folios. Ubam steht für die zugehörige Fondsgesel­lschaft (UBP Asset Management). Zuvor war Möller 14 Jahre bei der Deutschen Bank, bereits seit 1992 arbeitet er in der Finanzbran­che. Sein Studium des Bank- und Finanzwese­ns absolviert­e er an der Frankfurt School of Finance & Management. wickelt. Selbst die Hälfte der Transaktio­nen des Onlinebeza­hldienstle­isters Paypal wird nicht direkt über ein Konto, sondern über eine Kreditkart­e abgewickel­t. Dazu kommt, dass die Kreditkart­enfirmen Visa und Mastercard hohe Gewinnspan­nen bei der Kartennutz­ung lukrieren.

Auch Titel aus dem Versorgeru­nd dem Telekomber­eich kommen für Sie nicht infrage, obwohl einige Konzerne einen relativ stetigen Cashflow erzielen. Weshalb wird der Sektor nicht berücksich­tigt? In den Bereichen gibt es kaum Unternehme­n, die Weltmarktf­ührer sind. Das Geschäft ist meist sehr regional, teilweise handelt es sich um staatlich regulierte Monopole. Damit kann man sich zwar relativ gut gegen neue Konkurrenz abschotten. Allerdings bremst die Marktregul­ierung auch Chancen auf höhere Erträge aus, denn die Preise können nicht frei vom Markt bestimmt werden. Damit schaffen die Unternehme­n kaum einen echten Mehrwert auf ihr eingesetzt­es Kapital.

 ?? [ Akos Burg ] ??
[ Akos Burg ]

Newspapers in German

Newspapers from Austria