Die Presse

Ethereum-Gründer: „Ich bin kein Milliardär“

Krypto. Während die Preise weiter fallen, streitet Ethereum-Gründer Vitalik Buterin mit Ökonom Nouriel Roubini.

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Vitalik Buterin ist in der Kryptoszen­e bekannt wie kaum ein anderer. Der Kanadier mit russischen Wurzeln gilt als Erfinder von Ethereum, das sich im vergangene­n Jahr als Nummer zwei hinter Bitcoin etabliert hat. Jetzt, da die Preise der Coins nach einem unfassbare­n Anstieg um Tausende Prozent im Fallen sind, wird er auch zur Zielscheib­e. Etwa von Nouriel Roubini.

Der streitbare Ökonom war Ende vergangene­r Woche in Washington, um in einem Hearing vor dem Kongress seine Meinung zu Kryptowähr­ungen kundzutun. Das Urteil fiel wenig schmeichel­haft aus. Bitcoin und Co. seien „der größte Betrug aller Zeiten“, so Roubini. Auf Twitter griff der Ökonom dann Buterin direkt an.

Er bezeichnet­e Ethereum, dessen Technologi­e als Basis für viele digitale Börsengäng­e dient, als „kriminelle­n Scam“, mit dessen Hilfe sich Buterin und sein Mitgründer Joe Lubin bereichert hätten. Die beiden hätten sich schon vor Markteinfü­hrung von Ether rund drei Viertel aller Coins gesichert und seien so zu „Milliardär­en“geworden, so Roubini.

Buterin hält dagegen: Er habe nie mehr als 0,9 Prozent der EtherCoins besessen, und sein Gesamtverm­ögen habe trotz des gewaltigen Preisansti­egs von Ether im ver- gangenen Jahr nie mehr als eine Milliarde Dollar betragen, schrieb er auf Twitter. Den Vorwurf, die Erzeugung von Coins vor der Markteinfü­hrung sei kriminell gewesen, wies er zurück. Ironischer­weise hat Roubini mit seiner Attacke eine Linie eingeschla­gen, die auch von vielen Bitcoin-Puristen geteilt wird.

Mit einem Unterschie­d: Sie sehen das Original als einzig wahre Kryptowähr­ung und stehen allen Nachahmern skeptisch gegenüber, während Roubini alle Blockchain­basierende­n digitalen Assets komplett ablehnt. „Der Hype um Blockchain ist völlig übertriebe­n“, so Roubini. Digitale Zahlungssy­s- teme würden die Blockchain nicht benötigen. Der US-amerikanis­che Professor wurde bekannt, nachdem er die letzte Finanzkris­e vorhergese­hen hatte. Jetzt erlebt er als oberster Feind von Kryptowähr­ungen einen zweiten Frühling.

Die Krypto-Anleger haben freilich genug zu jammern. Nach einem spektakulä­ren Jahr 2017, in dem der Preis von Bitcoin auf fast 20.000 Dollar gestiegen ist, geht es derzeit nur bergab. Vergangene Woche traf der Abverkauf an den klassische­n Märkten auch Bitcoin, Ethereum und Co. Viele Analysten gehen von einem weiteren Rückgang aus. Ether war am Freitag weniger als 200 Dollar wert. (jil)

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[ Clemens Fabry ]

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