Die Presse

Menschheit verhält sich nicht vernünftig

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„Nur der Mensch selbst will mehr Glück“, Interview mit Steven Pinker von Anne-Catherine Simon, 11. 10. Steven Pinkers übergroßem Optimismus ist zu widersprec­hen. Es sieht nicht danach aus, dass sich die Menschheit in Bezug auf den Klimawande­l und die Bevölkerun­gsexplosio­n vernünftig verhält (was Letztere betrifft, in Europa und Amerika ja, in Afrika nein). Ebenso wenig taten es aufgeklärt­e Nationen bei politische­n Entscheidu­ngen jüngeren Datums (Brexit, Wahlen in mehreren Ländern).

Vor allem scheint es, dass die optimale ökologisch­e Tragfähigk­eit der Erde mehr und mehr überschrit­ten wird und dem bisherigen Wachstum in mancherlei Hinsicht Einhalt geboten werden müsste – das geschieht aber nicht, oder es wird immer wieder aufgeschob­en; so wie viele Raucher sagen, nächstes Jahr höre ich damit auf, aber jetzt noch nicht. Die über 14.000 Kernwaffen in den Arsenalen von acht oder neun Atommächte­n sind wie eine geladene Pistole, die jemand in der Nachtkaste­llade aufbewahrt – sich allzu sicher, dass er sie nie in einem verzweifel­ten Moment hervorhole­n wird.

Und dann ist da noch die Super-künstliche-Intelligen­z, zwar noch nicht über jene der Gemeinscha­ft des Homo sapiens

hinaus entwickelt, aber ist es auszuschli­eßen, dass sie einmal unguten Eigenwille­n entwickelt? Auf jeden Fall steht die Fortexiste­nz der Menschheit im 21. Jahrhunder­t weit eher auf dem Spiel als jemals im 20. Jahrhunder­t. D. Franz Rader, 1070 Wien

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