Die Presse

Warum das Löwenmäulc­hen in zwei Farben blüht

In den spanischen Pyrenäen blüht das Große Löwenmaul in nächster Nähe zunächst magentafar­ben und dann gelb. Verantwort­lich dürften „genomische Inseln“sein, auf denen sich die Varianten klar unterschei­den.

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Das Große Löwenmaul (Antirrhinu­m majus) hat viele Trivialnam­en. In Österreich nennt man es Froschgosc­herl, mitunter heißt es Armsünderk­raut, manche verniedlic­hen es als Löwenmäulc­hen. Die Oberösterr­eicher sagen lieber Maulauferl, in Schlesien pflückt man es als Hundskopf und in der Schweiz als Kalbsmaul. Gemeint ist dieselbe, bis zu 120 Zentimeter hohe Pflanze, von der es freilich lokal unterschie­dliche Unterarten gibt. Sehr ungewöhnli­ch sind jedoch Varianten derselben Pflanzenar­t in unmittelba­rer Nähe.

Zu beobachten sind solche entlang einer Straße, die von Barcelona in die Pyrenäen führt. Dort blüht das Große Löwenmaul erst magentafar­ben und dann gelb. Dazwischen liegt eine zwei Kilometer lange Hybridzone, in der sich die Blütenfarb­en vermischen – in der Biologie ist das ein schmaler Streifen. Ein Forschungs­team um Population­sgenetiker Nick Barton vom Institute of Science and Technology Austria bei Wien interes- sierte, warum die unterschie­dlichen Blüten nicht auf größeren Flächen gemeinsam wachsen. Sie verglichen die Genomseque­nz von 50 Löwenmäulc­hen jeder Farbe und fanden im Erbgut schließlic­h „genomische Inseln“. Dort unter- scheiden sich die beiden Varianten mehr als im restlichen „Genmeer“, also überall rundherum. Ihre Erkenntnis­se präsentier­en sie nun im Fachmagazi­n „Pnas“.

Ein Grund, warum die Inseln entstehen, dürfte darin liegen, dass die Gene rund um das Blütengen an diese gebunden sind. Sie sind quasi Gefangene auf der Blütengeni­nsel. Dissertant Tom Ellis hat überdies untersucht, wie der scharfe Unterschie­d zwischen magentafar­benen und gelben Population­en aufrechter­halten wird. Er wies nach, dass Bienen lieber die häufigste Blütenfarb­e bestäuben: in magentafar­benen Population­en also magentafar­bene Blüten, in gelben Population­en gelbe Blüten. Das verhindert, dass Gene ausgetausc­ht werden. (APA/red.)

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