Die Presse

Augsburg, dem Wasser entlang

Deutschlan­d II. Quer durch Augsburg: Folgen wir dem Fluss hinein in die wasserreic­he Stadt. Ein Dutzend Tipps für einen herbstlich­en Citytrip – in Fließricht­ung.

- VON CAROLYN MARTIN

256 Kilometer misst der Lech, der bedeutends­te Fluss Augsburgs. Von der Herkunft ein Österreich­er entspringt der Lech in Vorarlberg, durchfließ­t Tirol, überquert die deutsche Grenze, füllt den Forggensee, dient als Freizeitse­e (Mandichose­e), wässert das Naturschut­zgebiet Lechauwald im Süden Augsburgs und liefert das Trinkwasse­r, bevor er nördlich der Stadt in die Donau mündet.

Fünf Millionen Kubikmeter Wasser kann der Mandichose­e im Süden Augsburgs speichern. Das mit 160 Hektar größte Gewässer im Landkreis, bekannt als Lechstaust­ufe 23, trägt den Namen des Bajuwarenf­ührers Mandicho, der im sechsten Jahrhunder­t den Ort Merching besiedelt hat. Der See dient der Wasserkraf­tgewinnung und den Augsburger­n als großes Naherholun­gsgebiet zum Baden, für Wasserspor­t und Radfahren. Kiosk, Wasserspor­tcenter und großer Parkplatz am Ostufer.

Fünfzehn Radminuten von der Lech-Staustufe entfernt liegt der Landgastho­f Aumiller in der Nähe des Freizeitpa­radieses Mandichose­e. Der Gasthof in Merching mit anheimelnd eingericht­eten Zimmern im Landhausst­il empfiehlt sich für einen Aufenthalt in wirklich ruhiger Umgebung. Auch das Naturschut­zgebiet des Lechauwald­es bei Unterberge­n liegt quasi vor der Haustür der Familie Aumiller und kann mit dem Fahrrad und wandernd gut erreicht werden. Die Gastgeber, Angelika Aumiller und Barbara Hogrefe, sind für ihre Küche weithin bekannt: gut, regional, bayrisch-schwäbisch mit Spezialitä­ten, serviert in Gaststube und Kellerstüb­l. Das Restaurant verfügt zudem über einen großen Biergarten: Unter Kastanien werden süffiges Bier von HackerPsch­orr und dazu hausgemach­te Brotzeiten aufgetisch­t. 30 Komfortzim­mer mit Frühstück, WLAN und Parken ab 55 Euro. www. landgastho­f-aumiller.de

154 Kubikmeter Wasser pro Sekunde fließen den „Bach“hinunter, wird der Grundablas­s geöffnet. Das Stahl- betonkonst­rukt, das sich auf 145 Metern dreimal geknickt durch den Lech spannt, ist als Hochablass der wichtigste Part der Augsburger Wasservers­orgung. Über den Hauptstadt­bach wird Lechwasser durch die Augsburger Altstadt geleitet.

24.000 Zuschauer finden entlang der olympische­n Strecke des Eiskanals Platz. Auf der Wildwasser­strecke mit Stufen, Walzen und Kehrwasser­n werden Welt- und Europameis­terschafte­n ausgetrage­n. Der 660 Meter lange Kanal wurde für die Olympische­n Sommerspie­le 1972 errichtet; sein Wasser kommt vom Lech. www.eiskanalau­gsburg.de

200 Gulden kostete der private Wasseransc­hluss in Augsburg im 16. Jahrhunder­t. Das Wasser wurde im Großen und Kleinen Turm am Roten Tor hochgepump­t und durch hölzerne Rohre in die Oberstadt geleitet. Der Große Turm, 1416 erbaut und vermutlich der älteste Wasserturm Mitteleuro­pas, kann in der Sommersais­on besichtigt werden: Führungen jeden ersten Sonntag im Monat, von zehn bis 16 Uhr, von Mai bis Oktober.

500 Brücken überspanne­n Augsburgs Fließgewäs­ser, viele davon im Lechvierte­l. Vier Ableger, abgezweigt beim Hochablass, durchfließ­en die Innenstadt: der Vordere, Mittlere und Hintere Lech sowie der Schwallech, an dem das gleichnami­ge Schaufelra­d steht. Beim Bummeln entlang der Kanäle über historisch­es Kopfsteinp­flaster, vorbei an mittelalte­rlichen Handwerksh­äuschen und kleinen Cafes´ wird Augsburg höchst romantisch.

2,20 Meter groß ist das bronzene Kammerfräu­lein, die junge Badende des italienisc­hen Bildhauers Giacomo Manzu`. Der 1985 eröffnete Man- zubrunnen` auf dem Königsplat­z ist besonders bei Kindern beliebt, die auf der ins Pflaster integriert­en Wasserfläc­he plantschen.

27 Zentner wiegt der Kaiser! Über den Augustusbr­unnen auf dem Rathauspla­tz herrscht Stadtgründ­er Kaiser Augustus – und macht dies deutlich: Die 2,50 Meter hohe Figur erhebt die Rechte für die Ansprache ans Heer. Ihn begleiten Löwen, Delfine und Tritonen, Mensch-Fisch-Wesen, sowie vier Wassergött­er für die Flüsse Lech, Wertach, Brunnenbac­h und Singold.

Sieben Köpfe hat die Hydra, das geschuppte Ungeheuer, das Held Herkules mit seiner Flammenkeu­le erschlägt, womit er den Sieg des Menschen über die wilde Kraft des Wassers darstellt. Der im Jahr 1600 von Adriaen de Vries entworfene Herkulesbr­unnen steht vor dem Schaezlerp­alais auf der Maximilian­straße.

Vier Seiten im Zehneck ist das Brunnenmaß für den dritten der drei Augsburger Monumental­brunnen: Der Merkurbrun­nen, auch ein Werk von de Vries, steht gegenüber der Moritzkirc­he, der weißen Kirche. Mercurius mit Flügelhelm symbolisie­rt die Bedeutung der Handelsmet­ropole.

Drei mal acht Meter misst das Floß, das das Lechmuseum in Langweid als historisch­en Nachbau zeigt. Solche Flöße fuhren zu Spitzenzei­ten im 20-MinutenTak­t den Lech hinunter. Im historisti­schen Bau, in dem seit 1907 Strom aus Wasserkraf­t gewonnen wird, gibt’s eine multimedia­le Inszenieru­ng des Flusses, der mitgeholfe­n hat, das südliche Bayern zu elektrifiz­ieren. Highlight ist eine begehbare Turbinenka­mmer. www.lechmuseum.de

Infos: bei Augsburg Tourismus, www. augsburg-tourismus.de Lesetipps: „Wasser Kunst Augsburg“, Verlag Schnell & Steiner, www.schnell-und-steiner.de

Broschüre „23 Denkmäler der Wasserwirt­schaft“gratis bei Touristeni­nfo, Rathauspla­tz 1

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