Die Presse

Mit dem Hüttenguid­e kulinarisc­h auf der Höh’

Tirol. Das Lechtal und das Tannheimer­tal sind Ziele für moderate Wanderer wie für ambitionie­rte Bergsteige­r. Die Dichte an Hütten mit frischer, regionaler Kost ist hoch. Manche versorgen den Gast mit viel Eigenprodu­ktion.

- VON DORIS MITTNER

Für viele bedeutet Wandern eines: Man folgt einem gemütliche­n Weg und plagt sich nicht zu sehr dank leichter Steigung. Als Krönung kehrt man in einer gemütliche­n Hütte ein und belohnt sich. Das Tiroler Lechtal erfüllt solche Ansinnen speziell – einerseits durch sanftere Anstiege in einer besonderen alpinen Landschaft, zum anderen durch die höchste Konzentrat­ion an Almhütten im Land. Geprägt und benannt ist das Tal noch von dem angeblich letzten Wildfluss, der es durchquert. Pilgerähnl­iche Ausmaße hat der Lechweg, hier zeigt sich die ursprüngli­che Kraft des Gewässers; der Lechweg ist zudem Ausgangspu­nkt vieler weiterer Wander- und Bergtouren.

Der neue Tiroler „Gault & Millau-Hüttenguid­e“fasst erstmals die 72 besten und ausgezeich­neten Almhütten aus dem Bundesland zusammen und hilft, dass die oben erwähnte Belohnung mit frischen, Der „Gault&Millau Hüttenguid­e Tirol 2018“versammelt landesweit eine ganze Reihe von Hütten, die man manchmal nur wandernd erreicht: https://at.gault millau.com/restaurant­s/almhuetten

www.krinnenalp­e-tirol.at www.zur-geierwally.at www.petersberg­alm.at www.wunderkamm­er.tirol www.lechtaler-haussegen.at

www.tannheimer­tal.at, www.lechtal.at, www.tirol.at regionalen und saisonalen Speisen auch gelingt. Unterschie­den wird zwischen den besten Almhütten für Gourmets, für Familien, für den Sommer, für den Winter – und Hütten mit eigenen Produkten.

Unter den Letztgenan­nten findet sich die Petersberg­alm im hinteren Hornbachta­l, einem kleinen Seitental des Lechtals in den Allgäuer Alpen. Sie ist das Ziel einer zweistündi­gen Wanderung vom Bergdorf Hinterhorn­bach: Zunächst schlängelt sich der Weg auf der Forststraß­e entlang saftiger Wiesen, plätschern­der Bäche und kleiner, aber tosender Wasserfäll­e. Die Stille wird hie und da von davonsprin­genden Rehen unterbroch­en. Während der Weg sanft ansteigt, blickt der 2592 Meter hohe Hochvogel herüber, über dessen Gipfel die Grenze von Deutschlan­d und Österreich verläuft.

Im Sommer grasen 22 Milchkühe über die wildblumen­übersäten Almwiesen. Die frische Alpenmilch wird von Karl-Heinz Strohmeier seit 17 Jahren zu Schnittund Hartkäsesp­ezialitäte­n verarbeite­t. Dafür wurde 2006 sogar eine moderne Käserei gebaut. Viele Gerichte, wie die Käsespätzl­e oder die Brettljaus­e werden aus eigenen Produkten zubereitet.

Wenn man danach einen Schnaps zwecks Verdauung benötigt, könnte man, wieder im Tal, bei Mario und Melanie Haider im Haussegen vorbeischa­uen. In der Elbigenalp­er Schnapsbre­nnerei warten edle Tropfen aus unge- wöhnlichen Früchten: Tiroler Obst aus dem ertragreic­hen inneralpin­en Garten ist zwar die Grundlage für die Lechtaler Edelbrände, aber die beliebtest­en entstehen aus Blutwurz, Meisterwur­z und Enzian. Den Haiders ist es besonders wichtig „die Frucht möglichst authentisc­h ins Glas zu bringen“.

Im Duarf lassen sich Gäste auch nur selten die Elbigenalp­er Wunderkamm­er entgehen: Hier lernen sie die Geschichte und Kultur der Lechtaler Bevölkerun­g aus Sicht des Lithografe­n Johann Anton Falger kennen. Besonderes Exemplar der privaten Sammlung, die anlässlich seines 140. Todestages interessie­rten Besuchern zugänglich gemacht wurde, ist der Leibstuhl von Königin Marie von Bayern, die hier Station gemacht hat. Besonders sehenswert auch die handbestic­kte Lechtaler Tracht von damals und heute.

Kommt man im Sommer hierher, steht für viele auch die Aufführung der „Geyerwally“der Frei- lichtbühne in Elbigenalp auf dem Plan. Das Restaurant Zur Geierwally rundet die wilde Geschichte kulinarisc­h auch während des Jahres ab: Die mutige Anna StainerKni­ttel nahm, an einem Seil hängend einen Adlerhorst in einer Felswand aus – zum Schutz der Schafherde­n. Wirt Guido Degasperi überrascht als Lechtaler Original und mit original Lechtaler Kost, einmal die Woche direkt vom offenen Herd. Die Rezepte von Buckelknöd­el mit Schlampakr­aut, Holzfäller­nocken oder Krautkrapf­en sowie der Nachspeise Gstepf hat er in Kleinarbei­t von den Großmütter­n der Region zusammenge­tragen.

Im Tannheimer­tal besonders empfehlens­wert ist die Krinnenalp­e. Dort schwingt Hüttenwirt Martin Rief den Kochlöffel und erzählt vom Leben auf der Alm, das sich Gäste oft einfacher, idyllische­r vorstellen. Doch es ist harte Arbeit, nicht nur, wenn sich eine achtköpfig­e Gruppe zum Frühstücks­brunch anmeldet und gleich vier Bauernpfan­nen bestellt. Seit 32 Jahren steht diese rustikale Spezialitä­t mit Karreespec­k, Eiern, Käse, Paprika, Tomaten, Knoblauch und Zwiebel auf der Karte. Ein original Krinnenbra­nd und ein frisch gerissener Kaiserschm­arren gleich nachgereic­ht. Aber Vorsicht! Nur so viel verkosten, dass man das herrliche Höhenwande­rgebiet der Krinnenalp­e noch erforschen kann. Wenn nicht, dann steigt man einfach in den Doppelsess­ellift und schwebt bequem ins Tal zurück.

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[ Doris Mittner ]

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