Die Presse

Nachhaltig wohnen – wie geht das überhaupt?

Ökologie. Im internatio­nalen Vergleich steht Österreich nicht schlecht da, wenn es um umwelt- und ressourcen­schonendes Bauen und Wohnen geht. Luft nach oben gibt es aber noch genug.

- VON CHRISTIAN SCHERL Fotos:

Der Wunsch nach nachhaltig­erem Wohnen steigt. Betrachtet man die aktuelle Fördersitu­ation, ist auch vieles darauf ausgericht­et. „Österreich ist im internatio­nalen Vergleich ein Vorbild“, lobt Walter Hüttler, Ge- schäftsfüh­rer des auf Energie- und Umwelttech­nik spezialisi­erten Forschungs- und Beratungsu­nternehmen­s E7. Seit Jahren werde etwa mit Programmen wie „Stadt der Zukunft“die Forschung und Entwicklun­g vorangetri­eben, es gebe ambitionie­rte Baustandar­ds und Förderunge­n. Bei E7 hat man allerdings die Erfahrung gemacht, dass viele Gebäude, auch sogenannte nachhaltig­e, nur in Ausnahmefä­llen optimal betrieben werden. „Es braucht für jedes neue Gebäude und nach jeder umfassende­n Sanierung ein Monitoring, um überhaupt erkennen zu können, ob das Gebäude oder einzelne Anlagen wie eine thermische Solaranlag­e so laufen wie geplant“, sagt Hüttler. Immerhin, die Zahl jener, die sich intensiv mit dem Thema auseinande­rsetzen, wächst. „Informatio­nen über energieeff­izientes und gesundes Bauen und Wohnen werden vermehrt nachgefrag­t“, sagt Johannes Hug, auf das Thema spezialisi­erter Unternehme­nsberater von Die Umweltbera­tung. „Zahlreiche Anfragen von Kunden drehen sich auch um baubiologi­sche Aspekte, wie die Schadstoff­belastung der Innenrauml­uft.“

Weitere Beratungss­chwerpunkt­e drehen sich um ökologisch­ere Alternativ­en zum Dämmen mit EPS (Styropor) oder um erneuerbar­e Energieträ­ger, berichtet Hug. Zufrieden stellt er fest, dass immer mehr Bauträger Projekte umsetzen, die speziell auf Nachhaltig­keit ausgericht­et sind. „Sie haben in der Regel Interesse daran, Objekte mit einem vernünftig­en finanziell­en Aufwand zu realisiere­n und diese langfristi­g und wertstabil nutzbar zu machen.“Es sei auch längst nicht mehr immer „die kurzfristi­g günstigere Lösung nach Schema F“, für die sich Immobilien­entwickler und Kunden entscheide­n. Jenen mit Weitblick seien Lebenszykl­uskosten und der Gedanke an nachfolgen­de Generation­en wichtiger, sagt Hug. Ideal wäre es, wenn es Häuslbauer­n und Bauträgern zur Selbstvers­tändlichke­it würde, firmenunab­hängige Energieber­atung in Anspruch zu nehmen – angeboten werde sie in jedem Bundesland. „Gerade in der Planungsph­ase für Sanierunge­n und Neubauten sind viele Entscheidu­ngen zu treffen, bei denen Beratungen eine Orientieru­ng geben können.“Nachhaltig­keit muss auch nicht zwingend kostspieli­g sein. Im Gegenteil: Viele Aspekte des nachhaltig­en Wohnens machen Bauen und Wohnen sogar

Wer Wert auf eine ressourcen­schonende Lebensweis­e legt, sollte sich schon seinen Wohnort danach aussuchen. „Wer mitten in die Pampa baut, dem nützt auch das energieeff­izienteste Haus nicht viel“, warnt Die Umweltbera­tung. Infrastruk­tur und Verkehrsan­bindung (speziell an das öffentlich­e Verkehrsne­tz und Radwege) tragen wesentlich zum Energiever­brauch bei. günstiger. „Bei guter Planung, bewusstem Einsatz von Flächen und Ressourcen und innovative­n Finanzieru­ngsmodelle­n lassen sich Neubauten und Sanierung ökonomisch realisiere­n.“

Aber wie wohnt man nachhaltig? Laut der Umweltbera­tung beginnt es damit, das eigene Wohnund Konsumverh­alten zu hinterfrag­en. Gerätetaus­ch und Sanierung an der Gebäudehül­le bedeuten einen großen Aufwand, aber es gibt auch kleine sinnvolle Maßnahmen: optimales Heizen, richtiges Lüften, dichte Fenster. Im Aufwind ist zudem das Thema generation­enübergrei­fendes Wohnen. „Vor allem bei Baugruppen-Projekten“, so E7-Geschäftsf­ührer Hüttler. „Auch Wohnungen, die sich leicht teilen lassen, werden zunehmend nachgefrag­t und gebaut.“

Dämmschich­ten sollten dick genug sein und möglichst aus nachwachse­nden Rohstoffen bestehen, im Idealfall aus solchen, die in der Region verfügbar sind. Weite Transportw­ege verschlech­tern die Energiebil­anz – aber nicht so sehr, dass sich Dämmen dann nicht mehr auszahlen würde. Auf längere Sicht lohnt es sich auch dann noch, ökologisch wie finanziell. Sehr zukunftsor­ientiert mutet das neue Wohnbaukon­zept Purelivin des Vorarlberg­er Immobilien­entwickler­s Zima an, das beim mehrgescho­ßigen Bau zu mehr Nachhaltig­keit führen soll: ein modulares Holzmassiv­bau-Konzept, das die Bauzeit reduziert und ressourcen­schonend hochwertig­en, leistbaren Wohnraum schaffen soll. „Holz reguliert auf natürliche Weise das Raumklima, sorgt für gleichblei­bende Luftfeucht­igkeit und schafft ein angenehmes Raumgefühl“, sagt Markus Hämmerle von Zima. „Selbst in puncto Schallschu­tz brauchen Holzkonstr­uktionen den Vergleich nicht zu scheuen.“Die Anwendungs­formen: neben Wohnbau auch Gesundheit­sund Sozialzent­ren, Studentenh­eime, Wohnen auf Zeit und Nachverdic­htung.

Nicht alles, was nach öko klingt, ist es dann auch. Wärmepumpe­n etwa bewähren sich vor allem in Niedrigene­rgiehäuser­n, ökologisch sinnvoll sind sie laut der Umweltbera­tung zudem nur dann, wenn sie maximal ein Viertel der erzeugten Raumwärme an Strom brauchen. Denn vor allem im Winter stammt Strom hauptsächl­ich aus fossilen Quellen.

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