Nachhaltig wohnen – wie geht das überhaupt?
Ökologie. Im internationalen Vergleich steht Österreich nicht schlecht da, wenn es um umwelt- und ressourcenschonendes Bauen und Wohnen geht. Luft nach oben gibt es aber noch genug.
Der Wunsch nach nachhaltigerem Wohnen steigt. Betrachtet man die aktuelle Fördersituation, ist auch vieles darauf ausgerichtet. „Österreich ist im internationalen Vergleich ein Vorbild“, lobt Walter Hüttler, Ge- schäftsführer des auf Energie- und Umwelttechnik spezialisierten Forschungs- und Beratungsunternehmens E7. Seit Jahren werde etwa mit Programmen wie „Stadt der Zukunft“die Forschung und Entwicklung vorangetrieben, es gebe ambitionierte Baustandards und Förderungen. Bei E7 hat man allerdings die Erfahrung gemacht, dass viele Gebäude, auch sogenannte nachhaltige, nur in Ausnahmefällen optimal betrieben werden. „Es braucht für jedes neue Gebäude und nach jeder umfassenden Sanierung ein Monitoring, um überhaupt erkennen zu können, ob das Gebäude oder einzelne Anlagen wie eine thermische Solaranlage so laufen wie geplant“, sagt Hüttler. Immerhin, die Zahl jener, die sich intensiv mit dem Thema auseinandersetzen, wächst. „Informationen über energieeffizientes und gesundes Bauen und Wohnen werden vermehrt nachgefragt“, sagt Johannes Hug, auf das Thema spezialisierter Unternehmensberater von Die Umweltberatung. „Zahlreiche Anfragen von Kunden drehen sich auch um baubiologische Aspekte, wie die Schadstoffbelastung der Innenraumluft.“
Weitere Beratungsschwerpunkte drehen sich um ökologischere Alternativen zum Dämmen mit EPS (Styropor) oder um erneuerbare Energieträger, berichtet Hug. Zufrieden stellt er fest, dass immer mehr Bauträger Projekte umsetzen, die speziell auf Nachhaltigkeit ausgerichtet sind. „Sie haben in der Regel Interesse daran, Objekte mit einem vernünftigen finanziellen Aufwand zu realisieren und diese langfristig und wertstabil nutzbar zu machen.“Es sei auch längst nicht mehr immer „die kurzfristig günstigere Lösung nach Schema F“, für die sich Immobilienentwickler und Kunden entscheiden. Jenen mit Weitblick seien Lebenszykluskosten und der Gedanke an nachfolgende Generationen wichtiger, sagt Hug. Ideal wäre es, wenn es Häuslbauern und Bauträgern zur Selbstverständlichkeit würde, firmenunabhängige Energieberatung in Anspruch zu nehmen – angeboten werde sie in jedem Bundesland. „Gerade in der Planungsphase für Sanierungen und Neubauten sind viele Entscheidungen zu treffen, bei denen Beratungen eine Orientierung geben können.“Nachhaltigkeit muss auch nicht zwingend kostspielig sein. Im Gegenteil: Viele Aspekte des nachhaltigen Wohnens machen Bauen und Wohnen sogar
Wer Wert auf eine ressourcenschonende Lebensweise legt, sollte sich schon seinen Wohnort danach aussuchen. „Wer mitten in die Pampa baut, dem nützt auch das energieeffizienteste Haus nicht viel“, warnt Die Umweltberatung. Infrastruktur und Verkehrsanbindung (speziell an das öffentliche Verkehrsnetz und Radwege) tragen wesentlich zum Energieverbrauch bei. günstiger. „Bei guter Planung, bewusstem Einsatz von Flächen und Ressourcen und innovativen Finanzierungsmodellen lassen sich Neubauten und Sanierung ökonomisch realisieren.“
Aber wie wohnt man nachhaltig? Laut der Umweltberatung beginnt es damit, das eigene Wohnund Konsumverhalten zu hinterfragen. Gerätetausch und Sanierung an der Gebäudehülle bedeuten einen großen Aufwand, aber es gibt auch kleine sinnvolle Maßnahmen: optimales Heizen, richtiges Lüften, dichte Fenster. Im Aufwind ist zudem das Thema generationenübergreifendes Wohnen. „Vor allem bei Baugruppen-Projekten“, so E7-Geschäftsführer Hüttler. „Auch Wohnungen, die sich leicht teilen lassen, werden zunehmend nachgefragt und gebaut.“
Dämmschichten sollten dick genug sein und möglichst aus nachwachsenden Rohstoffen bestehen, im Idealfall aus solchen, die in der Region verfügbar sind. Weite Transportwege verschlechtern die Energiebilanz – aber nicht so sehr, dass sich Dämmen dann nicht mehr auszahlen würde. Auf längere Sicht lohnt es sich auch dann noch, ökologisch wie finanziell. Sehr zukunftsorientiert mutet das neue Wohnbaukonzept Purelivin des Vorarlberger Immobilienentwicklers Zima an, das beim mehrgeschoßigen Bau zu mehr Nachhaltigkeit führen soll: ein modulares Holzmassivbau-Konzept, das die Bauzeit reduziert und ressourcenschonend hochwertigen, leistbaren Wohnraum schaffen soll. „Holz reguliert auf natürliche Weise das Raumklima, sorgt für gleichbleibende Luftfeuchtigkeit und schafft ein angenehmes Raumgefühl“, sagt Markus Hämmerle von Zima. „Selbst in puncto Schallschutz brauchen Holzkonstruktionen den Vergleich nicht zu scheuen.“Die Anwendungsformen: neben Wohnbau auch Gesundheitsund Sozialzentren, Studentenheime, Wohnen auf Zeit und Nachverdichtung.
Nicht alles, was nach öko klingt, ist es dann auch. Wärmepumpen etwa bewähren sich vor allem in Niedrigenergiehäusern, ökologisch sinnvoll sind sie laut der Umweltberatung zudem nur dann, wenn sie maximal ein Viertel der erzeugten Raumwärme an Strom brauchen. Denn vor allem im Winter stammt Strom hauptsächlich aus fossilen Quellen.