Die Presse

Das Ballett der Business-Dates

Expo Real. 2095 Aussteller, 44.536 Besucher: Die Rekordzahl­en auf Europas größter Immobilien- und Investment­messe Anfang Oktober spiegeln die gute Stimmung der Branche wider. Häufigster Gesprächss­toff: die digitale Evolution.

- VON DANIELA MATHIS

Ich kann mich an keine Expo erinnern, bei der die führenden Marktteiln­ehmer so optimistis­ch waren wie heuer“, sagt Michael Ehlmaier von EHL Immobilien. „Wir haben eine ganze Reihe von Suchaufträ­gen für österreich­ische Wohnimmobi­lien erhalten, gesucht werden Objekte oder Portfolios von 100 Wohnungen aufwärts“, nennt Sandra Bauernfein­d, geschäftsf­ührende Gesellscha­fterin EHL Wohnen, einen Trend. „Darunter vor allem Entwicklun­gsprojekte und Bestandsim­mobilien außerhalb des Vollanwend­ungsbereic­hs des MRG.“

„Der Besucheran­drang steigt jedes Jahr“, zeigt sich auch Johannes Karner, Geschäftsf­ührer ÖBB-Immobilien­management, erfreut. An den Ständen herrscht Hochbetrie­b, allerorten werden Gespräche geführt, vereinbart, verschoben oder nachgeholt, Ideen präsentier­t und begutachte­t. „Die Messe ist für uns ein Musterbeis­piel für eine internatio­nale Plattform, die Austausch auf höchstem Niveau ermöglicht.“Die ÖBB entwickeln derzeit einige Projekte in Wien – etwa auf dem 44 Hektar großen Areal des ehemaligen Nordwestba­hnhofs, auf dem rund 7000 Wohnungen, 4000 Arbeitsplä­tze und ein zehn Hektar großer Park entstehen sollen. Da- für werden nun die Beiträge zur Umweltvert­räglichkei­tsprüfung erstellt. Entwickelt werden auch Flächen in Linz, St. Pölten und Amstetten. Hier soll auf 90.000 m2 eine „Second City“mit Working Spaces, Gesundheit­seinrichtu­ngen und neuen Wohnformen entstehen – ein Prototyp für ähnlich gelagerte Standorte entlang der Hauptachse­n.

Der Mix von Wohnen und Arbeiten, die Entwicklun­g von neuen Stadtteile­n beschäftig­en derzeit zahlreiche europäisch­e Planer, wie an den Ständen von Helsinki, Budapest, Stockholm, Hamburg oder Berlin zu sehen war. Vor zehn Jahren wurde die Seestadt Aspern hier erstmals präsentier­t. Nun ist rund ein Viertel der Fläche bebaut, „im Frühling 2019 beginnt der Hochbau im Quartier Seebogen nahe der U2-Endstation“, berichtet Ingrid Spörk von 3420 Aspern Developmen­t. Wie im Großen ist die Optimierun­g von Wohnraum auch im Kleinen ein heißes Thema – etwa Wohnen auf wenig Raum, Kurzzeit- sowie serviciert­es und altersgere­chtes Wohnen. „Wir hatten schon einen recht busy Tag“, erzählt Karl-Heinz Daurer von der GBI-Projektent­wicklung, die auf Serviced Appartemen­ts und Studentenw­ohnheime setzt – und vor Kurzem das Studentenw­ohnheim beim Wiener Hauptbahnh­of eröff- nete. „Kurzzeitwo­hnen wird immer stärker gefragt und wird auch von Touristen mit viel Zeit immer häufiger genutzt“, nennt er einen überrasche­nden Aspekt.

Das bei den zahlreiche­n Business-Dates wohl am meisten besprochen­e, weil in fast alle Berei- 44.536 Teilnehmer aus 72 Ländern (2017: 41.775/75) kamen zur Expo Real nach München, ein Plus von 6,6 Prozent. Die Gesamtteil­nehmerzahl unterteilt­e sich in 21.692 Fachbesuch­er (2017: 20.016) und 22.844 Unternehme­nsrepräsen­tanten (2017: 21.579). Die TopTen-Besucherlä­nder waren nach Deutschlan­d Großbritan­nien und Nordirland, die Niederland­e und Österreich. che hineinspie­lende Thema ist die Digitalisi­erung. „Manche sagen ja, wir haben in Sachen Building Informatio­n Modeling schon 40 oder 50 von 100 Kilometern erreicht. Ich glaube, wir sind gerade bei den ersten zehn Kilometern“, sagt Marc Guido Höhne, GF von Drees & Sommer Österreich. Dabei beschäftig­t ihn und die Branche nicht nur die weitere Entwicklun­g, „sondern, das bestehende zu perfektion­ieren, durch sinnvolle Zertifizie­rungen vergleichb­ar zu machen und Sicherheit­sstandards zu erfüllen“. Im Konferenzp­rogramm wurden Fragen wie „Was bringt verbessert­e Sensortech­nik? Wie lassen sich sinnvolle und umfassende Datenplatt­formen schaffen?“von Experten diskutiert, un- ter anderem Coen van Oostrom, Gründer von Edge Technologi­es, der meinte, dass Big Data „individual­isierte, smarte Gebäude ermöglicht, die von datenbasie­rten Entscheidu­ngen und vorhersagb­aren Verhaltens­mustern profitiere­n“. Robert Leingruber von der Signa sieht ebenfalls kein Ende der guten, aber einen Aufbruch in digitale Zeiten. „Wir wollen uns mit der Gruppe Signa Innovation­s an der Digitalisi­erung des Immobilien­markts maßgeblich beteiligen.“

Das möchten auch die meisten der Start-ups und jungen Technologi­eunternehm­en, die sich im Innovation Forum präsentier­ten. Darunter Österreich­er wie Christoph Lückl von Nuki. Das Unternehme­n entwickelt­e eine leicht anbringbar­e Türsicheru­ng, die per Bluetooth vom Mobiltelef­on beziehungs­weise über ein Zusatzgerä­t online gesteuert wird. Sollte das Handy aber einmal nicht zur Hand sein, tut es auch der gute alte Schlüssel.

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