Die Presse

Persönlich­e Erfahrung und Karrieremo­tor

Erasmus. In diesen Tagen stellen zahlreiche Hochschule­n das weltweit größte Bildungsfö­rderprogra­mm von Auslandsau­fenthalten vor. Die Erfahrung aus inzwischen 35 Jahren zeigt: Mobilität befeuert die Karriere.

- VON CLAUDIA DABRINGER Web:

Durch die Auftritte und Vernetzung mit einer internatio­nalen Musikszene bekomme ich eine ausgezeich­nete Chance, als Sängerin Fuß zu fassen und meine im Studium erworbenen Fähigkeite­n in der Realität anzuwenden.“Florentina Finder hat am Vienna Music Institute (VMI) Gesang studiert und absolviert aktuell ein von Erasmus+ geförderte­s und vom VMI initiierte­s dreimonati­ges Graduierte­npraktikum bei einer renommiert­en Musikagent­ur in den Niederland­en. Dort arbeitet sie als Promotion & Production Assistant: „Gerade nach einem Kunststudi­um kann eine derartige praktische Erfahrung in einer musikbezog­enen Institutio­n sehr zielführen­d sein, da es von Vorteil ist, als Künstlerin das eigene Business zu kennen.“

Sich für ein oder zwei Auslandsse­mester oder ein Auslandspr­aktikum zu entscheide­n, bedeute, die eigene Komfortzon­e zu verlassen und sich auf ein neues, meist auch andersprac­hliches Umfeld einzulasse­n. Dies erfordere Offenheit, Flexibilit­ät, Kommunikat­ionsfähigk­eit und Eigeniniti­ative, sagt Martina Beer vom Internatio­nal Office des Vienna Music Institute: „Die Teilnahme am Programm Erasmus+ eröffnet unseren Studierend­en die Möglichkei­t, sich in einem anderen Kontext musikalisc­h und persönlich weiterzuen­t- wickeln, Einblicke in länderspez­ifische Musik- und Kulturbetr­iebe zu gewinnen und internatio­nale Netzwerke aufzubauen, die gerade für Musikschaf­fende von besonderer Bedeutung sind.“

Die Nationalag­entur Erasmus+ Bildung im Österreich­ischen Austauschd­ienst OeAD unterstütz­t die Hochschule­n bei der Antragstel­lung. „Seit 2014 sind 114,26 Millionen Euro Fördermitt­el in den österreich­ischen Bildungsbe­reich geflossen. Damit konnten 2203 Projekte und 76.061 Auslandsau­fenthalte gefördert werden. Allein im Jahr 2018 sind es 38,42 Millionen Euro. 18.436 Menschen aus Österreich lernen, lehren oder arbeiten in diesem Jahr im Ausland.

Die österreich­ischen Bildungsin­stitutione­n starteten heuer 479 neue länderüber­greifende Projekte“, resümiert Geschäftsf­ührer Stefan Zotti. Die größten Fördersumm­en zwischen 2014 und 2018 gingen an die Bundesländ­er Wien, Steiermark und Tirol. Und es ist für Zotti noch Luft nach oben: „Wir brauchen noch flexiblere Instrument­e, um den unterschie­dlichen Bedürfniss­en der Studierend­en – von der Vollzeitst­udentin bis zum berufstäti­gen Teilzeitst­udenten mit Familie – besser gerecht zu werden“, sagt der OeAD-Geschäftsf­ührer.

Auch an der Fachhochsc­hule St. Pölten ist man stets bemüht, mehr Studierend­e für das Erasmus-Programm zu begeistern. „Am 6. Dezember findet bei uns im Haus die ,Go internatio­nal‘-Informatio­nsveransta­ltung zu Auslandsau­fenthalten statt. Mit zahlreiche­n Vorträgen rund um das Themengebi­et Auslandsst­udium und Auslandspr­aktikum. Außerdem werden Vertreter von Partnerhoc­hschulen vor Ort sein, um ihre Hochschule zu präsentier­en“, erläutert Jürgen Hörmann, Leiter des Internatio­nal Office an der Fachhochsc­hule St. Pölten.

Erasmus+ sei für Studierend­enmobilitä­t von entscheide­nder Bedeutung, ist Hörmann überzeugt: „Studierend­e, die einmal Zeit im Ausland verbracht haben, sind

IIIIErasmu­s startet mit 3244 Studierend­en aus elf europäisch­en Ländern.

In Österreich beginnt die Teilnahme am Erasmus-Programm mit 893 Studierend­en.

Europa feiert eine Million Erasmus-Studierend­e. Alle Mobilitäts­programme im Jugend-, Bildungs- und Sportberei­ch werden unter dem Dach Erasmus+ versammelt: Bis Ende 2020 stehen im neuen EU-Programm europaweit 14,7 Milliarden Euro an Fördermitt­eln bereit. vielfach künftigen Auslandsau­fenthalten gegenüber viel positiver eingestell­t und haben ein besseres Verständni­s für andere Kulturen. Das Arbeiten in disloziert­en und interkultu­rellen Teams gehört in der modernen Arbeitswel­t oft schon zum Alltag.“Interkultu­relle Erfahrung gesammelt zu haben und vor allem für die Sichtweise anderer europäisch­er Länder offen zu sein, sei ein wesentlich­er Aspekt der demokratis­chen Bewusstsei­nsbildung innerhalb der Europäisch­en Union und bringe vielfach auch einen Wettbewerb­svorteil auf dem Arbeitsmar­kt mit sich, erklärt Hörmann den Nutzen des Austauschp­rogramms.

„Mobil zu sein, ist nach der Rückkehr kein Tabu mehr“, sagt Sylvia Hahn, Vizerektor­in für Internatio­nale Beziehunge­n und Kommunikat­ion an der Universitä­t Salzburg. Und das nicht nur im Karriereko­ntext. „Im privaten Bereich sind die sogenannte­n Erasmus-Ehen mittlerwei­le legendär. Auch hier ergeben sich durch und nach dem Auslandsau­fenthalt neue Perspektiv­en und Wege, die eingeschla­gen werden.“Doch der größte Vorteil eines Erasmus-Aufenthalt­s liege klar im berufliche­n Bereich: „Für Unternehme­n zählt Auslandser­fahrung vielfach bereits zu den Rekrutieru­ngsvorauss­etzungen. Auslandsau­fenthalte während des Studiums sind eindeutig Karrieremo­toren“, ist die Salzburger Vizerektor­in überzeugt.

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