Die Presse

AfD als Schreckges­penst der CSU

AfD. Die Rechtspopu­listen kommen aus dem Stand auf elf Prozent. Einen Spitzenkan­didaten hatten sie nicht. Aber das Flüchtling­sthema.

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„Rechts neben der CSU ist nur die Wand.“Das zu Tode zitierte Zitat des CSU-Säulenheil­igen Franz Josef Strauß ist nun auch in Bayern ein Stück Zeitgeschi­chte. Die Alternativ­e für Deutschlan­d (AfD) zieht laut erster Hochrechnu­ng mit elf Prozent in den Landtag ein – und erklimmt aus dem Stand Platz vier, noch vor der SPD. Das ist zweifellos ein Erfolg – aber nicht ein ganz so großer, wie die Partei ihn sich erhofft hatte. Das Wahlziel, von Bayern aus ein Erdbeben in Berlin auszulösen, ist so wohl nicht aufgegange­n.

Die AfD hatte das Flüchtling­sthema, aber keinen Spitzenkan­didaten. Denn die Regionalpa­rtei ist ein zerstritte­ner Haufen. Ein angebliche­r Anwärter auf die Spitzenkan­didatur, der Ex-CSU-Mann Franz Bergmüller, lieferte sich einen Rechtsstre­it mit der Führung über die Frage, ob er überhaupt Parteimitg­lied sei.

Zu den bekanntere­n AfD-Gesichtern in diesem Wahlkampf zählt Katrin EbnerStein­er, Spitzenkan­didatin in Niederbaye­rn. Sie schlug durchgehen­de Zäune an der Grenze zu Österreich vor. Die eigene Partei nannte Ebner-Steiner in diesem Wahlkampf immer wieder die „Strafe Gottes für die CSU“. Ein anderer Slogan lautet: „Die AfD hält, was die CSU verspricht.“Der Spruch zielte auf nationalko­nservative Wähler, die sich, so das Kalkül, nicht mehr von der CSU vertreten fühlen und mit der Flüchtling­spolitik in Berlin hadern. „Wo CSU draufsteht, ist Merkel drin“, waren deshalb auf einem anderen Plakat zu lesen.

Wie würde Franz Josef Strauß wählen?

Keine Partei machte die CSU so nervös wie die AfD. Und keine Partei reizte die Christlich­sozialen so. Im Wahlkampf plakatiert­e die AfD just Franz Josef Strauß mit der Unterstell­ung, der CSU-Übervater würde heute AfD wählen. Die CSU nannte rechte Konkurrenz daraufhin „unbayerisc­h“und schimpfte über den „braunen Schmutz“. Es nutzte nichts.

Am 14. Oktober wählt Hessen. Für die AfD wird das ein historisch­e Tag. Fünf Jahre nach ihrer Gründung ist sie dann voraussich­tlich in allen 16 deutschen Landesparl­amenten vertreten.

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