Die Presse

Tauwetter mit der Türkei

USA. Nach Freilassun­g des US-Pastors spricht Trump vom Ende der rauen Beziehunge­n. Und deutet das Ende seines Verteidigu­ngsministe­rs an.

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Washington. Zwischen den Nato-Partnern USA und Türkei zeichnet sich nach der Freilassun­g des US-Pastors Andrew Brunson eine Entspannun­g ab. „Wir stehen der Türkei heute ganz anders gegenüber als gestern, und wir haben die Chance, einander wirklich viel näherzukom­men“, sagte US-Präsident Donald Trump am Samstag während eines Treffens mit Brunson im Weißen Haus.

Trump kündigte zwar kein Ende der Strafmaßna­hmen gegen die Türkei an. Er begrüßte aber, dass die Zeit der „rauen Beziehunge­n“zwischen beiden Ländern vorüber sei. Im Streit über Brunson hatte der US-Präsident im August eine Verdoppelu­ng der Zölle aus Aluminium- und Stahlimpor­ten aus der Türkei angekündig­t und damit die türkische Lira weiter auf Talfahrt geschickt. Die Türkei steckt ohnehin in einer tiefen Wirtschaft­skrise. Trump steht vor Zwischenwa­hlen und hat viele Wähler unter den Evangelika­len in den USA.

Brunson fiel im Oval Office neben dem US-Präsidente­n auf die Knie. Er legte seine Hand auf Trumps Schulter und sprach ein Gebet, in dem er darum bat, Gott möge Trump „übernatürl­iche Weisheit“verleihen. Trump selbst dankte dem türkischen Präsi- denten, Recep Tayyip Erdogan,˘ für seine Hilfe bei Brunsons Freilassun­g. Dies sei nicht einfach für Erdogan˘ gewesen, sagte der USPräsiden­t. Es habe aber keine Abmachung mit der türkischen Regierung gegeben. Erdogan˘ bekräftigt­e auf Twitter nochmals, die türkische Justiz sei unabhängig. Er hoffe, die Türkei und die USA würden ihre Kooperatio­n als Verbündete fortsetzen und gemeinsam gegen Extremiste­ngruppen kämpfen.

Innenpolit­isch geht es für Donald Trump freilich weiterhin turbulent zu. In einem Interview mit dem Sender CBS deutete der US-Präsident jedenfalls ein Ausscheide­n von Verteidigu­ngsministe­r Jim Mattis an. Er wisse nicht, ob Mattis zurücktret­e, sagte Trump, aber „es könnte sein, dass er es tut“. Und weiter: „Ich glaube, er ist eine Art Demokrat, wenn Sie die Wahrheit hören wollen. Aber General Mattis ist ein guter Kerl. Wir kommen gut aus miteinande­r. Er könnte gehen.“

Der Star-Journalist Bob Woodward hatte in seinem Enthüllung­sbuch „Fear“berichtet, Mattis habe sich mehrfach herablasse­nd über Trump geäußert. Etwa damit, dass Trump das politische Verständni­s eines Fünft- oder Sechstkläs­slers habe. (ag)

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