Ein Dachfonds für Österreich
Standort. In Österreich gibt es kaum Risikokapital für Start-ups und Mittelständler. Ein Dachfonds mit Staatsgarantie soll Unternehmen und Investoren im Land halten.
Die Geschichte mit der staatlichen Ausfallgarantie kommt auch Rudolf Kinsky schwer über die Lippen. Er ist Präsident der Austrian Private Equity and Venture Capital Organisation, kurz AVCO, und „durch und durch ein Liberaler“. Sprich: So wenig Staat wie möglich. Aber es gibt Situationen, da kommen auch Liberale nicht ganz ohne die sichtbare Hand des Staats aus. Kinsky will einen sogenannten Dachfonds Österreich initiieren. Dieser soll dafür sorgen, dass heimische Unternehmen mit ausreichend Risikokapital ausgestattet werden.
Denn genau an dieser Wachstumsfinanzierung mangelt es in diesem Land, ist Kinsky überzeugt. „Ein Start-up bekommt bei uns die Förderungen nachgeschmissen, das ist übrigens auch ein Problem“, sagt er. Danach finde man vielleicht noch Geldgeber bei „friends and family“, aber kaum ein Jungunternehmen komme in Österreich an Fondsgelder heran. „Wenn heute ein Unternehmen 50 Millionen Euro an Risikokapital braucht, muss es ins Ausland gehen.“
Das Problem bestehe aber nicht nur bei der Start-up-Finanzierung. „Viele mittelständische Unternehmer, die keinen Nachfolger gefunden haben, sind in den vergangenen Monaten von ausländischen Fonds finanziert worden.“Und wenn heute ein französischer Fonds in ein österreichisches Unternehmen investiert, „dann werden die Entscheidungen künftig in Frankreich getroffen.“Etwa wenn es um die Frage geht, ob man in Österreich eine neue Produktionsstätte errichten möchte oder doch lieber in Asien. „Wenn wir in Österreich Arbeitsplätze schaffen wollen, müssen wir auch dafür sorgen, dass das Geld aus Österreich kommt.“
Während in den USA Unternehmen meist über Eigenkapital finanziert werden, ist bei uns der Bankkredit die wichtigste Finanzierungsquelle. Eine Quelle, die versiegt, wenn es der Wirtschaft schlecht geht, betont Kinsky. Mit Eigenkapital verhält es sich genau umgekehrt. „Die wenigsten Fonds haben in der Finanzkrise Geld verloren“, sagt Kinsky.
Mithilfe eines Dachfonds Österreich will er eine Fondslandschaft aufbauen. Der Dachfonds soll etwa von Versicherungsgesellschaften und Pensionsfonds gespeist werden. Damit diese ihr Geld investieren, müsse der Staat für 75 Prozent des Fondskapitals eine Ausfallgarantie übernehmen. Dies sei notwendig, meint Kinsky, weil Versicherungen im Fall einer Bürgschaft durch die Republik keine Kapitalunterlegung brauchen. Auch würde eine Staatsgarantie zu einem AAA-Rating führen, das ziehe wiederum Gelder – etwa von Pensionsfonds – an.
Der Dachfonds soll schließlich als Ankerinvestor für andere Fonds dienen, wobei er maximal 25 Prozent des Fondsvolumens speisen soll. Um in den Genuss dieses rot-weiß-roten Ankerinvestors zu kommen, müssen die Fonds allerdings ihren Sitz in Österreich haben. „Vielleicht kommen dann auch ausländische Fonds nach Wien“, meint Kinsky.
Als Vorbild für den Dachfonds Österreich dient übrigens Dänemark. Dort wurde ein derartiger Dachfonds bereits 2011 gegründet. Er wird allerdings von staatlichen Institutionen gemanagt.
Dass zuletzt auch im Finanzministerium die Idee eines „Österreich-Fonds“gewälzt wurde, ist Kinsky nicht entgangen. „Das hat aber mit unserer Initiative nichts gemeinsam“, betont er. Denn bei diesem ÖsterreichFonds, den Finanzminister Hartwig Löger in Betracht zieht, gehe es um „reinen Protektionismus“, sagt Kinsky.
Hier sollen bestehende Unternehmen vor ausländischen Investoren geschützt werden. Sein Dachfonds Österreich sei eine Investition in die Zukunft. Er soll verhindern, dass heimische Unternehmen von sich aus die Flucht ins Ausland antreten.