Überzeugungsarbeit in eigener Sache
ÖFB-Team. Das Testspiel in Dänemark bietet Reservisten die Chance auf Einsatzzeit. Louis Schaub möchte an die Zeit seiner Torserie anknüpfen, Aleksandar Dragovi´c zurück in die Stammelf finden.
Nach dem nicht unbedingt schönen, aber umso wichtigeren 1:0-Sieg gegen Nordirland in der Nations League, wartet am Dienstag (20.45 Uhr, live, ORF eins) in Herning ein freundschaftliches Kräftemessen mit Dänemark. Gegen den EM-Achtelfinalisten dürfen Akteure aus der zweiten Reihe mit Einsatzzeit rechnen, nicht zuletzt weil Marko Arnautovic´ und Stefan Lainer vorzeitig abgereist, und Konrad Laimer sowie Maximilian Wöber zum U21-Team gewechselt sind. Im Offensivbereich ist Louis Schaub eine Option, um das gehemmte Spiel nach vorn zu beleben. „Das ist ein wichtiges Spiel. Der Trainer kann neue Spieler, andere Systeme probieren. Ich hoffe, dass ich Einsatzzeit bekomme“, sagte der Köln-Legionär.
Schaub verfügt über Auge und Gespür für den gefährlichen Pass, zwischen September 2017 und März 2018 hat er mit fünf Treffern in sechs Spielen auch seine Torgefahr unter Beweis gestellt. In den letzten fünf Partien reichte es nur zu einem Kurzeinsatz in Bosnien, zuletzt in der Startformation stand der 23-Jährige gegen Russland. „Da hatte ich meine Chance, habe sie aber nicht genützt“, übte der Offensivspieler Selbstkritik. Das Nationalteam sieht er auf einem guten Weg. „Wir haben uns weiterentwickelt, man merkt, dass da etwas zusammenwächst.“
In Köln ist Schaub hingegen seit seinem Wechsel im Sommer gesetzt und darf sich nach neun Runden über die Tabellenführung in der zweiten deutschen Liga freuen. Die 1:2-Niederlage gegen Duisburg vergangene Woche habe jedoch gezeigt, „dass noch nicht alles so gut funktioniert und wir uns in ein paar Punkten verbessern müssen.“Die Turbulenzen bei Exklub Rapid hat Schaub mitbekommen und hofft auf die Trendwende unter Neo-Trainer Dietmar Kühbauer. „Ich glaube, da haben sie jetzt einen guten Mann“, so der Deutschland-Legionär. „Wenn ein neuer Wind kommt, ist das für das ganze Team gut.“
Unverständnis über seine Reservistenrolle äußerte Aleksandar Dragovic:´ „Wenn ich nicht enttäuscht wäre, müsste ich die Schuhe sofort an den Nagel hängen.“In der Ära Foda stand der Innenverteidiger zuletzt beim 0:3 gegen Brasilien in der Startelf, gegen Nordirland reichte es nur zu einem mehrminütigen Kurzeinsatz. „Ich will immer spielen, das ist mein Anspruch. Ich kann nur das Beste im Training geben, am Ende entscheidet der Trainer“, sagte der 27-Jährige. Während Dragovic´ in sieben der zehn bisherigen Saisonpflichtspielen für Leverkusen im Einsatz war, erhielt Sebastian Prödl trotz nur eines Bewerbmatches für Watford den Vorzug. Die Meinung Fodas, wonach derzeit in der Verteidigung nur Martin Hinteregger voll im Rhythmus sei, kann Dragovic´ nicht nachvollziehen. „Ich bin voll im Saft und habe gute Leistungen gebracht.“
Auch Marc Janko sieht seine Chancen auf einen Einsatz in Dänemark „nicht gesunken“, und ist bei seinem ÖFB-Comeback nach einem Jahr generell angetan von der Wertschätzung. „Ich habe mit der fast überwältigenden Reaktion auf meine menschlichen Werte gar nicht gerechnet“, erklärte der 35-Jährige und fand klare Worte zur Kapitänsdiskussion rund um Arnautovic.´ „Sollte es stimmen – und es gilt immer die Unschuldsvermutung, und wir wollen dem ÖFB Glauben schenken, was uns gesagt worden ist –, dann wäre es wieder einmal eine absolute Frechheit gewesen, was sich da einige Leute aus dem Präsidium wieder herausnehmen, wie wichtig sie sich nehmen und einfach nur der ganzen Sache und dem Sport schaden. Es wäre wieder einmal ein Fehltritt gewesen.“
Eine Änderung der ÖFB-Führungsstruktur weg von der derzeitigen Ehrenamtlichkeit der Landespräsidenten hin zu mehr Professionalität wäre für Janko zwar wünschenswert, allzu große Hoffnungen darauf mache er sich aber nicht. „Diese Struktur kann sich nur selbst abwählen. Es spricht vieles dafür, dass sie die Macht nicht gern hergeben wollen.“(swi)