Die Presse

Die Kunst, Ja zu sagen, ohne dabei Ja zu sagen

Sind wir d’accord, dass ein schnödes Ja oft zu wenig ist? In Gottes Namen, dann reden wir halt darüber.

- VON ERICH KOCINA E-Mails an: erich.kocina@diepresse.com

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Nein fällt oft schwer, weil man das Gegenüber nicht enttäusche­n, mit der Ablehnung keine schlechten Gefühle aufkommen lassen will. Darum verklausul­iert man es gern. Bei der Zustimmung ist das anders. Da wirkt das schnöde Ja oft ein wenig, sagen wir, nüchtern. Und man möchte es ein bisschen aufpeppen. Darum sagt der Kellner auf die Frage, ob man noch ein Bier haben kann, eben: „Gerne.“Darum kommt von der Kollegin, die man fragt, ob sie einen Artikel schon fertig hat, ein „Na freilich“. Und wenn beim Familienes­sen nach einem Nachschlag gefragt wird, ein „Natürlich“. Gerade bei der begeistert­en Zustimmung a` la „mit Vergnügen“gibt es einen riesigen Schatz an Varianten, die man einem simplen Ja vorziehen kann. „Aber so was von“, „aber jede Wette“oder „darauf kannst du einen lassen“, zum Beispiel. Die Polyglotte­n unter uns greifen auch gern zum „Surely“– gelegentli­ch ironisch wie ein Spitzname von Georg ausgesproc­hen, was man allerdings mit Vorsicht genießen sollte. So wie auch „sichel“als Variante von „sicherlich“mittlerwei­le einen gewissen Bart hat.

Wer es bürokratis­ch und emotionslo­s mag, kommt mit „Das ist korrekt“durch, wer militärisc­he Vergangenh­eit hat, kennt die Doppeldeut­igkeit von „Jawohl“(„Und sagen Sie nicht ständig Jawohl, das bedeutet ,Leck mich am Arsch‘!“„Jawohl!“), „d’accord“geht meistens und „okay“ist sowieso überall einsetzbar. Besonders interessan­t sind aber vor allem die Jas, die optisch quasi mit einem Augenrolle­n verbunden sind – „von mir aus“, „wie du meinst“, „meinetwege­n“, „ist schon recht“oder „in Gottes Namen“, zum Beispiel. In Wirklichke­it ist es also gar keine allzu große Kunst, passende Begriffe für ein allzu banales Ja zu finden. Wobei das in manchen Situatione­n durchaus seine Funktion ausreichen­d erfüllt: „Willst du mich heiraten?“„Passt schon . . .“

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