Herr Tschebull, Privilegien für Frauen gibt es nicht!
Männer, die gegen Frauen schreiben, gehen immer in Österreich. Auch in Qualitätsmedien. Eine Antwort auf Jens Tschebull.
Dieses Mal ist es der laut Wikipedia in den 1970erJahren relevant gewesene Journalist Jens Tschebull, der Männerrechtler circle-jerken lässt. In einem Kommentar – Pardon, in einem „Plädoyer für all jene, die das Frauenvolksbegehren nicht unterschrieben“haben – hat er vergangene Woche an dieser Stelle davon fantasiert, dass es „in unserem Land eine durch unverwechselbare körperliche Merkmale eindeutig gekennzeichnete Menschengruppe [gibt], die gegenüber dem Rest der Bevölkerung ausgesprochen bevorzugt erscheint“. Er meint Frauen. Sein Beitrag ist eine billige Aneinanderreihung antifeministischer Mythen.
Neben nicht totzukriegenden Klassikern, wie: Frauen „sind vom obligatorischen Wehrdienst befreit“und „von Natur aus mit mehr Lebens- und per Gesetz mit mehr Pensionsjahren ausgestattet“, macht er die Privilegien dieser „elitären Kaste“(!) unter anderem an folgenden Punkten fest.
Frauen seien „bei Restaurantbesuchen häufig von der Zahlungspflicht entbunden“, „ein ungeschriebenes Gesetz bevorzugt sie bei der Sitzplatzverteilung in der Straßenbahn“(Anm.: Das gilt für Schwangere, und das ist gut so), „dank ihres größeren Sprechbedürfnisses können sie die kommunikativen Vorteile von Mobiltelefonen und sozialen Medien bei gleichen Pauschaltarifen besser nützen“, „die Mode-, Schmuck- und Kosmetikindustrie ist vorwiegend um sie und ihre häufig wechselnden Wünsche bemüht“(Anm.: Kapitalismus ist geil), „es wird ihnen oft durch die Tür und aus dem Mantel geholfen“, „sie kommen häufiger in den Genuss von Erbschaften“, haben „ein eigenes Ministerium“und – Achtung – „sie sind mit einer wärmedämmenden weichen Oberflä- chenbeschichtung ausgestattet, werden bei Schiffskatastrophen aber dennoch als Erste gerettet“. Es wäre alles noch eher zum Lachen, hätte die Chefredaktion der „Presse“diesen gesammelten Unsinn nicht als wertvoll genug erachtet, um ihn an prominenter Stelle in der Zeitung zu platzieren.
Damit jedoch nicht genug. Die verschwörerischen und für Frauen existenziell tatsächlich gefährdenden gefühlten Wahrheiten, die Tschebull verbreitet, drehen sich um reproduktive Rechte und ökonomische Ungleichheiten. Er spricht davon, dass Frauen „aufgrund der Paarungsgewohnheiten in unseren Breiten meist die Umworbenen“sind. Diese vollkommen eindimensionale Betrachtungsweise ist nicht nur längst überholt, sie ist auch ignorant. Denn sie klammert zur Gänze aus, dass Frauen in weitaus höherem Maße Gewalt ausgesetzt