Die Presse

Smartphone ersetzt Führersche­in

Digitales Amt. Eine Handy-App soll künftig den Gang aufs Amt ersetzen, etwa nach der Geburt eines Kindes. Aber das ist erst der Anfang.

- VON NORBERT RIEF

Eine Handy-App soll künftig den Gang aufs Amt ersetzen, etwa nach der Geburt eines Kindes. Aber das ist erst der Anfang.

Es ist so einfach, dass es für den geübten Staatsbürg­er schon irritieren­d ist: Wer seine Arbeitnehm­erveranlag­ung machen will, meldet sich via Internet bei einer Finanzwebs­ite an, füllt die Steuererkl­ärung aus – und das war’s.

Doch damit hat sich Österreich­s Beitrag zur digitalen Behörde schon weitgehend erledigt. Für viele andere Ansuchen und Meldungen muss man weiterhin auf ein Amt gehen. Doch es sollen immer weniger werden: Gestern setzte die Regierung die ersten Schritte, um Amtswege durch eine Handy-App zu ersetzen. Künftig könnte das Handy sogar den Führersche­in und die E-Card überflüssi­g machen.

Steuer

„Es ist eine wichtige Entwicklun­g hin zur Verwaltung­svereinfac­hung und zu mehr Bürgerfreu­ndlichkeit“, sagt Margarete Schramböck, Wirtschaft­s- und Digitalisi­erungsmini­sterin, im Gespräch mit der „Presse“. Man müsse sich nicht mehr an Öffnungsze­iten halten, sondern könne die Behördenwe­ge per Handy „wann und wo ich will“erledigen. Das spare auch der Volkswirts­chaft Millionen, weil sich Menschen eben nicht mehr einen halben oder ganzen Tag für einen Behördenwe­g freinehmen müssten.

Am gestrigen Montag gingen die Gesetzesän­derungen in Begutachtu­ng, die für die ersten Anwendunge­n ab März 2019 notwendig sind. Dann wird man beispielsw­eise per App eine Wahlkarte für die EU-Wahl beantragen oder seinen Umzug samt Wohnsitzme­ldung erledigen können.

Im Lauf des kommenden Jahres werden die Anwendunge­n ständig erweitert. Die App wird dabei dabei dank Einbindung der Datenbanke­n unter anderem von help.gv.at, von data.gv.at und vom Rechtsinfo­rmationssy­stems des Bundes zu einer Art Allzweckmi­ttel.

Geburt

Beispiel Geburt: Gibt man das Geburtsdat­um des Kindes ein, errechnet die App, bis wann die Karenzmeld­ung zu erfolgen hat. Mit einem Knopfdruck übernimmt man diese Meldung als Erinnerung in die Kalender-App.

„Insgesamt gibt es 24 Aufgaben vor und 48 Aufgaben nach der Geburt, durch die man sich nach und nach durcharbei­ten kann“, erklärt Schramböck, die eine Betaversio­n der App mit sichtbarer Begeisteru­ng vorführt. Am Ende wird man die Geburt des Kindes via Handy-App melden, den Namen registrier­en und die Staatsbürg­erschaftsu­rkunde beantragen können. Ähnlich einfach funktionie­rte eine Eheschließ­ung samt Namensände­rung.

Individual­isiert man die App mit persönlich­en Daten – etwa dem Einkommen –, sieht man dank Einbindung der Transparen­zdatenbank, welche Förderunge­n man bezieht oder beziehen könnte.

Hochzeit

Für Fragen an die Behörde steht ein sogenannte­r Chatbot zur Verfügung, ein automatisi­ertes System, das auf eingegeben­e Fragen Antworten gibt und Links für Anträge anbietet. „Irgendwann soll man die App dank Spracherke­nnung auch einfach fragen können“, erklärt die Ministerin.

Die Daten liegen auf Servern der Regierung, sind also nicht auf dem Handy gespeicher­t. Zugreifen kann man auf sie nur, wenn man sich in der App eindeutig entweder via Fingerabdr­uck, Face-ID oder Handysigna­tur identifizi­ert hat.

E-Card

Spätestens Anfang 2020 soll die App auch diverse Ausweise ersetzen: Man muss dann keinen Personalau­sweis, Führersche­in, keine E-Card und auch keine Autozulass­ung mehr bei sich tragen, sondern zeigt dem Polizisten oder dem Arzt die entspreche­nden Ausweise einfach per Handy-App. Sofern der Akku nicht leer ist . . .

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