Stadt droht mit Aus für Fiaker
Wien. Der erste Bezirk will wegen der vielen Fahrbahnschäden Stellplätze reduzieren. Notfalls sei ein Aus für Fiaker denkbar.
Der erste Bezirk will wegen Fahrbahnschäden Stellplätze reduzieren. Notfalls sei ein Aus für Fiaker denkbar.
Die Bezirksvorstehung im ersten Bezirk nimmt eine Petition von Tierschützern zum Anlass, um die Zahl der Fiaker in der Innenstadt reduzieren zu wollen – oder ganz abzuschaffen. Die Kosten für die Fahrbahnschäden seien zu hoch. Wien-Tourismus-Chef Norbert Kettner hält davon freilich wenig.
1 Warum will der Bezirk ausgerechnet jetzt die Zahl der Fiaker reduzieren?
Anlass für das Vorhaben des Bezirks ist eine Petition („Pferde raus aus der Stadt – Für ein Fiakerverbot in der Stadt“), die allerdings aus Tierschutzgründen die Fiaker verbieten will. Dem Bezirksvorsteher der Inneren Stadt, Markus Figl (ÖVP), geht es mehr um die Fahrbahnschäden, die die Pferde verursachen, und die Kosten, die dadurch entstehen. Hinzu kämen die Verunreinigung der Straßen, die trotz Poohbags nach wie vor Thema ist, und auch die Verstöße gegen rechtliche Vorschriften. Derzeit gibt es 58 Stellplätze im Bezirk, die jeweils zweimal belegt werden, da sich die Gespanne abwechseln (in Summe 116 Platzkarten).
2 Was sind die Hauptprobleme des Bezirks mit den Fiakern?
Die Fahrbahnschäden, die durch die Hufe entstehen, seien derzeit das Hauptproblem. Laut Bezirksvorsteher Figl entstehen dadurch jährlich Kosten in der Höhe von 750.000 Euro. „Wir können uns aber nur 300.000 Euro im Jahr leisten“, sagt Figl. Mehr als die Hälfte der Schäden werden also nicht oder viel später repariert. Das Bezirksbudget liegt bei insgesamt 3,9 Millionen Euro pro Jahr. Zur Höhe der Kosten, die durch die Verunreinigung entstehen, hat der Bezirk keine Zahlen. Nur so viel: Trotz Poohbags komme es immer wieder zu Verunreinigungen.
3 Warum gibt es noch keine Gummihufe, die die Fahrbahn schonen?
Hufe aus Kunststoff oder Gummi hinterlassen im Gegensatz zu jenen aus Stahl keinen Abdruck auf der Fahrbahn. Allerdings ist noch offen, ob die Gummihufe gesundheitliche Einschränkungen für die Tiere bedeuten würden. Derzeit sei die Veterinärmedizinische Universität diesbezüglich mit einem Gutachten beauftragt. Wann genau das Gutachten fertig ist, ist noch offen. Der erste Bezirk wünscht sich allerdings, dass – sofern die Studienergebnisse das erlauben – Kunststoffund Gummibeschläge gesetzlich verpflichtend sind. Außerdem fordert der Bezirk, dass Fiakerunternehmer für die Kosten, die durch Fahrbahnschäden und Verunreinigung entstehen, aufkommen.
4 Auf wie viele Fiaker bzw. Stellplätze soll reduziert werden?
Wie viele Fiaker bzw. Stellplätze es in der Innenstadt geben soll, lässt Figl noch offen. Stellplätze, die wenig genutzt werden (etwa JosefMeinrad-Platz oder beim Äußeren Burgtor), würde er aber gerne ganz streichen. Außerdem will der Bezirk die Konzessionsvergabe auslaufen lassen, indem entzogene Konzessionen nicht mehr vergeben werden. Auch ein generelles Ende der Fiaker in der Innenstadt kann sich Figl vorstellen, wenn die Probleme nicht gelöst werden.
5 Was würde ein Ende der Fiaker für den Tourismus bedeuten?
Wien-Tourismus-Chef Norbert Kettner hält naturgemäß wenig von der Idee, die Fiaker aus der Innenstadt zu vertreiben. „Wien wird dadurch nicht tierfreundlicher, sondern nur verwechselbarer.“Er sei prinzipiell kein Freund davon, Dinge, die „einem nicht in den Kram passen, zu verbieten“und warnt vor einer „Konformität von Städten auf der ganzen Welt“.