Die Presse

Reimon und Gamon wohl doch nicht EU-Spitzenkan­didaten

Kulissenge­spräche. Bei den Neos galt Claudia Gamon als fix gesetzt, bei den Grünen Michel Reimon. Beide denken an Rückzug. Die SPÖ freut’s.

- VON ANNA THALHAMMER

Die Grünen schaffen Arbeitsplä­tze, neue Führungskr­äfte werden gesucht. In Wien schon länger, auf Bundeseben­e bald. Und nun auch wieder für die EU-Wahl im Mai – obwohl zumindest dort die Situation als geregelt galt. Der EU-Parlamenta­rier Michel Reimon hatte angekündig­t, sich als Spitzenkan­didat aufstellen zu lassen – Grünen-intern ist er beliebt und hat gute Karten. Wegen privater Probleme denkt er nun aber laut an Rückzug. „Nicht alles im Leben ist planbar – und ich werde jetzt auch hier in Österreich gebraucht“, sagt Reimon zur „Presse“. Eine abschließe­nde Entscheidu­ng habe er noch nicht getroffen – man suche im Vorstand nach einer Lösung. Egal, was komme, bei den Grünen wolle er sich aber weiter engagieren.

Die Grünen haben also wieder um eine Baustelle mehr – bisher gibt es niemanden, der sich als Reimon-Ersatz anbieten würde. Parteichef Werner Kogler soll schon abgewinkt haben, von den ehemaligen grünen Nationalrä­ten drängt sich bisher auch niemand auf.

Neben den Grünen müssen auch Liste Pilz und Neos noch entscheide­n, wen sie für die EU-Wahl ins Rennen schicken. Bei der Liste Pilz war zuletzt von Johannes Voggenhube­r die Rede – eine Entscheidu­ng steht aber noch aus. Die Neos scheinen mit Claudia Gamon eine Favoritin zu haben – sie ist jung, weiblich, verkörpert die Generation Europa, wäre somit ein Kontrapunk­t zu allen anderen Spitzenkan­didaten.

Allerdings soll sie selbst – ebenfalls aufgrund ihrer privaten Situation – noch nicht überzeugt sein. Gegenüber der „Presse“will sie sich dazu nicht äußern. Stefan Zotti wird als Alternativ­e genannt. Er ist ein langjährig­er Mitarbeite­r von ÖVP-EU-Kommissar Johannes Hahn, arbeitete bei ihm im Kabinett in Wien und in Brüssel. Zotti hatte sich schon bei den Nationalra­tswahlen für die Neos engagiert – was ihn bei seiner alten Heimatpart­ei ÖVP in Ungnade fallen ließ. Nun wird er wohl einen neuen Versuch bei den Pinken wagen – die Liste für die EU-Wahl soll bis Anfang März stehen.

Das Zaudern der anderen Parteien ist vor allem ein Vorteil für die SPÖ, die sich bereits aufgestell­t

hat und Stimmen links der Mitte fischen möchte.

Andreas Schieder ist als Spitzenkan­didat gesetzt und arbeitet schon daran, seine Bekannthei­tswerte und die der anderen SPÖKandida­ten zu forcieren. Ebenfalls fix gesetzt sind Evelyn Regner (Wien), Günther Sidl (Niederöste­rreich), der Bad Ischler Bürgermeis­ter, Hannes Heide (Oberösterr­eich), und die steirische Landtagspr­äsidentin Elisabeth Vollath. ÖVP und FPÖ setzen mit Othmar Karas und Harald Vilimsky aller Voraussich­t nach auf altbewährt­e EU-Parlamenta­rier an der Spitze.

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