Das Geld in der Schule anlegen
Bank. Seit zwei Jahren setzt die Kommunalkredit auf die Finanzierung von Infrastruktur. Heuer hat sie einen Fonds für institutionelle Investoren aufgelegt. Künftig könnte einer für Private folgen.
Wenn Volksschüler in Wien eine der modernen Campus-Schulen besuchen, dann gehen sie auf eine öffentliche Schule – die sich allerdings im Privatbesitz befindet. Denn errichtet werden die Campus-Schulen meist als sogenannte Public Private Partnership (PPP). Den Bau und den Betrieb übernehmen dabei private Unternehmen, die öffentliche Hand bezahlt – ähnlich wie bei einem Leasing-Auto – für die Benutzung.
Finanziert wird das Ganze in jüngster Zeit oft von der Kommunalkredit. Sei 2016 hat sich der ehemalige Gemeindefinanzierer voll und ganz dem Geschäft mit der Infrastruktur verschrieben. „Infrastruktur ist einfach eine Assetklasse, die in jedem wirtschaftlichen Szenario gute Erträge liefert“, sagt Bernd Fislage, der seit 1. September die Leitung der Bank von Langzeitchef Alois Steinbichler übernommen hat. Wie gut das Geschäft läuft, zeigten die Halbjahreszahlen der Bank im August. So erreichte das Neugeschäft mit einem Volumen von 532,5 Mio. Euro bereits in den ersten sechs Monaten dieses Jahres 84 Prozent des Jahresvolumens von 2017.
Grund dafür ist nicht zuletzt die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank. Diese brachte vor allem Versicherungen in einen „Anlagenotstand“, so Fislage. Denn sie müssen große Volumen langfristig, sicher und dennoch lukrativ investieren – und landen daher im- mer häufiger beim Thema Infrastruktur. Rund 30 bis 50 Prozent der einzelnen Projekte werden von der Kommunalkredit an andere Investoren weitergegeben. „Für uns ist es auch eine Art innere Hygiene, das an externe Partner weiterzugeben.“Wäre die Nachfrage hier einmal nicht mehr da, könnte das nämlich auch bedeuten, dass das Projekt schlecht kalkuliert ist.
Im Schnitt erzielt die Kommunalkredit bei den Projekten jedoch eine Rendite von drei Prozent. Und für die Versicherer hat das Ganze noch einen zweiten Vorteil. Sie können die Fristigkeit ihrer PassivSeite (also die Verpflichtungen ge- genüber den Versicherten) mit jenen der Aktiv-Seite angleichen.
Weil die Nachfrage so groß war, hat die Kommunalkredit heuer ihr Portfolio erweitert und erstmals einen Infrastruktur-Fonds eingerichtet. Dabei wurden innerhalb von nur zehn Monaten 190 Mio. Euro bei institutionellen Anlegern eingesammelt – und auch bereits vollständig in rund zehn Projekte investiert. Mit dem Investieren wurde bereits während der Geldaufnahme gestartet, so Fislage. So wollte man die Gefahr vermeiden, dass man zwar mit Geld, aber ohne Projekte dasteht. „Und das können wir uns als Marke mit der Historie, die wir haben, nicht erlauben“, spielt der Bankchef auf die un- rühmlichen Ereignisse der alten Kommunalkredit mit Zwangsverstaatlichung während der Finanzkrise vor zehn Jahren an. Nun war die Nachfrage jedoch größer als das Angebot, weshalb der Fonds bereits in nächster Zeit auf 250 Mio. Euro erweitert werden soll.
Doch auch damit will es Fislage noch nicht bewenden lassen – und denkt über einen Fonds für Privatanleger nach. Bei diesen refinanziert sich die Bank erst seit 2017 durch eine Onlineplattform, konnte in dieser Zeit aber bereits 181 Mio. Euro einnehmen. Das Potenzial sei also durchaus vorhanden. Schwierig sei jedoch, dass der institutionelle Fonds eine Laufzeit von zehn Jahren hat, bei der ein vorzeitiger Ausstieg nicht geplant ist. Hier müsste erst eine sinnvolle Methodik für Privatanleger entwickelt werden.
Gelingt dies, könnten heimische Anleger ihre Kinder auf Schulen schicken, die sie selbst finanzieren – und dabei auch noch eine Rendite erzielen. Dass dies bei privat finanzierten Projekten möglich ist, erklärt sich laut Fislage mitunter auch durch kreative Ideen zur Kosteneinsparung. So gibt es bei ähnlichen Projekten im Ausland bereits Modelle, bei denen die Schüler an den Einsparungen beteiligt werden, wenn es weniger Vandalismus gibt. Passen sie auf ihre Schule auf, unterstützt der Schulbetreiber beispielsweise Sprachreisen ins Ausland.