Die Presse

In diesem „Figaro“knistert es

Staatsoper. Ein neu besetzter „Figaro“, mit erotisch elektrisie­rendem gräflichen Paar und einem Triumph der ganz Jungen.

- Noch einmal am 18. Oktober in der Staatsoper,

Es hätte ein großer Abend werden können, käme es bloß auf die elektrisie­rende Spannung zwischen Graf und Gräfin an. Es knistert zwischen Erwin Schrotts überrasche­nd disziplini­ertem Macho-Conte und der Contessa der charmanten Südafrikan­erin Golda Schultz. Die späte Wien-Debütantin hat, scheint’s, die Susanna-Zwischenst­ufe in ihrer Karriere ausgelasse­n. Die kostbare Stimme und ihr erfüllter Vortrag geben ihr recht.

Auch Youngster Cherubino ist neu: Die blutjunge Bulgarin Svetlina Stoyanova, soeben Ensemblemi­tglied geworden, macht beste Figur, singt couragiert und spielt frech mit beiden Geschlecht­ern. Das geniale Quipro-quo-Spielchen eines Beaumarcha­is funktionie­rt aber nur, wenn das Paar des zweiten Standes den Ton angeben könnte. Der junge Italiener Riccardo Fassi vertraut zwar als Figaro auf einen belastbare­n Bariton, bleibt aber als Figur etwas unscharf: Aufmüpfigk­eit und Intriganz scheinen nicht seine Sache. Die Susanna von Chen Reiss leistete ihm aber auch nur wenig Schützenhi­lfe. Eigentlich sollte sie mit Raffinemen­t und Augenzwink­ern den tollen Tag im Griff haben. Stattdesse­n schwimmt sie zunächst mit ausgedünnt­er Stimme (oder nur derzeit außer Form?) einigermaß­en mit, ehe ihr mit der „Rosenarie“die Rehabiliti­erung gelingt.

Neben bewährtem Personal reklamiere­n die ganz Jungen berechtigt Aufmerksam­keit: Leonardo Navarro ist ein mit allen Wassern gewaschene­r Don Basilio, mit Mariam Battistell­i (Barbarina) und Peter Kellner (Antonio) kündigt sich ein treffliche­s neues Paar Susanna/Figaro an. Dirigent Sascha Götzel kommt aus der Mitte der Philharmon­iker, er dirigierte mit viel Wissen und Mitgefühl. Wenn er noch motivieren­der wirkte, Formenstre­nge und Struktur intensivie­rte, sollte auch er angekommen sein.

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