Das Abendland, die Wiener Linien – und kein Untergang
Zur Leserdebatte um die neuen Stationsschilder für Autobus und Straßenbahn.
V om Besonderen ins Allgemeine braucht’s nur ein paar kleine Schritte. Wer sich beispielsweise, so wie ich vergangene Woche an dieser Stelle, gegen ein konkretes Neues stemmt, wird von den einen leicht als Feind jeder Veränderung und also jedes Fortschritts wahrgenommen, von anderen wiederum als Retter eines Abendlands, das er nicht im Mindesten bedroht gesehen hat. Zur Klarstellung: Ich meinerseits fühle mich jedenfalls hie wie da nicht recht zu Hause.
Der Gegenstand, an dem sich eine auffallend ausführliche Leserdebatte entzündete: die Neugestaltung der Stationsschilder für Straßenbahn und Autobus, wie sie jüngst von den Wiener Linien annonciert wurde – und die ich als, sagen wir, gestalterisch nicht eben geglückt beschrieb. Und zwar genau diese eine und nicht alle anderen, die denkbar wären.
Es sollte sich Übereinkunft darüber erzielen lassen, dass Stationsschilder für den öffentlichen Verkehr zuvörderst einen Zweck zu erfüllen haben, den eben, Haltestellen als das auszuweisen, was sie sind. Dieser Zweck seinerseits wird schon angesichts einer beständigen Weiterentwicklung technischer Möglichkeiten zwangsläufig einem Wandel unterworfen sein. Von Änderungen des Geschmacks ganz zu schweigen. So sind auch die uns so vertrauten Ganz- und Halbovale für Straßenbahn und Autobus keineswegs das, was die ersten Passagiere solcher Verkehrsmittel in Wien vor Augen hatten, wenn sie sich in der Kälte eines damaligen Endoktobers die k. u. k. Füße in die Beine standen.
Dass es nützlich sein kann, wie jetzt vorgehabt, die Funktion des schlichten Haltestellenhinweises mit der jener zusätzlichen elektronischen Anzeigen zu vereinen, die Auskunft über Wartezeiten geben – kein Zweifel. Bezweifelt darf dagegen werden, dass diese Vereinigung so aussehen muss, wie jetzt vorgehabt.