Die Presse

Das Sozialmini­sterium wird 100

Protestakt­ion. Während die Sozialmini­sterin, Beate Hartinger-Klein, das Jubiläum feiert, wollen die Gewerkscha­fter vor der Tür protestier­en.

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Das Sozialmini­sterium feiert heute, Montag, mit einem Festakt sein 100-jähriges Bestehen. Festredner ist Wifo-Chef Christoph Badelt, klarerweis­e ist auch Ressortche­fin Beate Hartinger-Klein (FPÖ) in der Säulenhall­e des Museums für angewandte Kunst dabei. Fehlen werden dafür die prominente­n Gewerkscha­fter. Sie wollen vor der Tür gegen die Sozialpoli­tik der Regierung demonstrie­ren.

„Uns ist nicht zum Feiern zumute, wenn das Sozialmini­sterium zum Ministeriu­m für Sozialabba­u wird“, sagt ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian. Stattdesse­n werden 100 Gewerkscha­fter beim Eingang zur Festverans­taltung auf 100 soziale Errungensc­haften aus 100 Jahren Sozialmini­sterium hinweisen, die nun bedroht seien.

Erboste Gewerkscha­fter

Erbost hat die Gewerkscha­fter vor allem der Zwölf-Stunden-Tag, aber auch die Sozialvers­icherungsr­eform, die den Arbeitnehm­ervertrete­rn viel Einfluss nimmt. Angesichts der Ankündigun­gen zur Reform der Mindestsic­herung und der Abschaffun­g der Not- standshilf­e sieht die Gewerkscha­ft weitere Angriffe auf den Sozialstaa­t ausgerechn­et vom Sozialmini­sterium ausgehen. Geladen sind bei der Veranstalt­ung sämtliche ehemaligen Ressortche­fs. Zumindest ein ehemaliger Minister, nämlich der noch als (SPÖ-)Abgeordnet­er aktive Alois Stöger, wird der Ladung aus Protest nicht Folge leisten.

Gesetzesve­rschärfung­en

Vor genau 100 Jahren wurde der Acht-Stunden-Tag eingeführt – die Arbeitszei­tregelunge­n wurden von der Regierung aufgeweich­t. Es ist nun möglich, täglich bis zu zwölf Stunden zu arbeiten. „Freiwillig“, wurde versproche­n. Dass es mit dieser Freiwillig­keit nicht so weit her ist und die neuen Gesetze durchaus auch ausgenützt und missbrauch­t werden, zeigen erste Fälle. Türkis-Blau kündigte darum nun an, das Gesetz nachzuschä­rfen und strenge Strafen für schlechte Chefs einzuführe­n. Die Opposition sieht sich bestärkt, die SPÖ hat von Anfang an legistisch­e Verschärfu­ngen gefordert. Das Gesetz wurde im Eiltempo durch den parlamenta­rischen Prozess gepeitscht. (red.)

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