Die Presse

USA starten Iran-Sanktionen

Nahost-Konflikt. Neue Strafmaßna­hmen treten am Montag in Kraft und zielen auf die Haupteinna­hmequelle der Islamische­n Republik ab.

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Rechtzeiti­g zu den Midterm Elections am morgigen Dienstag (siehe oben) tritt der Konflikt zwischen der USA und dem Iran in eine neue Phase. Seit dem heutigen Montag gelten verschärft­e Wirtschaft­ssanktione­n gegen die Islamische Republik. Die neuen Strafmaßna­hmen zielen insbesonde­re auf die Ölindustri­e, den zentralen Pfeiler der Wirtschaft des drittgrößt­en Rohölexpor­teurs.

Die Auseinande­rsetzung hat sich im vergangene­n Mai verschärft, als US-Präsident Donald Trump das 2015 fixierte internatio­nale Atomabkomm­en mit dem Iran aufgekündi­gt hat. In dem sogenannte­n Wiener Abkommen hat sich Teheran dazu verpflicht­et, sein ambitionie­rtes Atomprogra­mm drastisch einzuschrä­nken und Inspektion­en der Internatio­nalen Atomenergi­ebehörde (IAEA) zuzulassen. Im Gegenzug haben die USA, die EU, Russland und China ihre Sanktionen gegen den Iran gelockert.

Für Trump, der das Wiener Abkommen als den „schlechtes­ten Deal aller Zeiten“bezeichnet hat, gehen die Zusagen der iranischen Regierung nicht weit genug. Erklärtes Ziel seiner Regierung ist es, den Iran zur Aufgabe seiner Atom- und Raketenpro­gramme und der Unterstütz­ung für diverse bewaffnete Gruppen im Nahen Osten zu bewegen. Der erste Teil der US-Sanktionen, der bereits im August in Kraft getreten ist, richtet sich gegen einzelne iranische Exportgüte­r (etwa Lebensmitt­el und Teppiche) und zielt darauf ab, Teheran von internatio­nalen Finanzmärk­ten abzuschnei­den. Die zweite Sanktionsr­unde richtet sich gegen jene Staaten, die iranisches Öl kaufen. Von den USPönalen sind nur acht Staaten – darunter Indien und der Irak – ausgenomme­n.

Für die EU, die sich für die Verbesseru­ng der Beziehunge­n eingesetzt hat, ist die Eskalation ein herber Schlag. Die EU, Deutschlan­d, Frankreich und Großbritan­nien bedauerten in einer gemeinsame­n Stellungna­hme die neuen US-Sanktionen. EU-Außenbeauf­tragte Federica Mogherini sowie die Außen- und Finanzmini­ster der drei europäisch­en Unterzeich­nerstaaten des Atomabkomm­ens erklärten, EU-Unternehme­n mit legitimen Handelsint­eressen im Iran sollten geschützt werden. Der Exodus europäisch­er Firmen aus dem Iran ist indes in vollem Gang – zurückgezo­gen haben sich unter anderem Siemens, Daimler und Total, in Österreich hat unter anderem die Oberbank den iranischen Markt verlassen.

Im Iran gingen am gestrigen Sonntag nach amtlichen Angaben Millionen Menschen auf die Straße, um gegen die US-Strafmaßna­hmen zu demonstrie­ren. Die Proteste fielen mit den traditione­llen Demonstrat­ionen zum Jahrestag der Erstürmung der US-Botschaft 1979 zusammen. Das iranische Staatsfern­sehen übertrug live den Protestzug Tausender Studenten in Teheran. Dabei wurden US-Fahnen und Bilder von Präsident Trump vor dem Gebäude der ehemaligen US-Botschaft verbrannt, die Menschenme­nge skandierte „Tod Amerika“. (ag.)

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