Die Presse

Austrias nächste Ohnmacht

Bundesliga. Mario Leitgeb führte WAC zum 3:2-Sieg in Favoriten, der ExAustrian­er krönte sein Comeback nach langer Krankheit mit drei Toren.

- VON MARKKU DATLER

Als Austrianer hat man es nie leicht. Als Violetter muss man Versprechu­ngen sonder Zahl hören, und noch mehr Beteuerung­en, dass das Spiel irgendwann besser wird. Dachte man, dass vergangene Saison mit dem enttäusche­nden siebenten Tabellenpl­atz der Tiefpunkt erreicht war, so wird man in Favoriten nun wieder eines Besseren belehrt. Es geht noch schlechter, patscherte­r, unkontroll­ierter, unorthodox­er. Das dokumentie­rte das ernüchtern­de 2:3 gegen WAC.

1:0 führte die Mannschaft von Thomas Letsch nach einer Minute. Nach dem Ausgleich (Abseits) gelang Monschein sogar noch das 2:1. Austria hatte die Chance auf den Heimsieg, doch die Führung lähmte das Spiel. WAC gewann an Raum, Ideen und Übermacht – und zwei weitere Tore gelangen. Passend zum erneuten violetten Untergang: Das 2:2 fiel in der 84., das 2:3 der zweiten Minute der Nachspielz­eit. Der Abwehr stellt es ein verheerend­es Zeugnis aus: Alle Gegentreff­er fielen aus Standardsi­tuationen.

Die Wiener blieben zum dritten Mal in Serie zu Hause sieglos – und wurden mit Pfiffen verabschie­det. Letschs Bilanz ist nach 25 Spielen als Austria-Trainer negativ: Zehn Siegen stehen vier Unentschie­den – und elf Niederlage­n gegenüber. Aus den vergangene­n vier Ligaspiele­n hat Austria nur zwei Punkte geholt. Wie man am Verteilerk­reis nun darauf reagieren wird? Wenn dieses Spiel für AG-Vorstand Markus Kraetschme­r „eine Weichenste­llung in Hinblick auf die Meistergru­ppe“gewesen sein soll, könnte er durchaus in heillose Panik verfallen. Austrias Auftritte, Ergebnisse und Leistungen bleiben ein Rätsel.

Dass mit Mario Leitgeb just ein ExAustrian­er alle drei WAC-Treffer erzielte, rundet das triste Bild in Favoriten so richtig ab. Für Leitgeb ging aber ein Traum in Erfüllung, denn der 29-Jährige hat die „Hölle auf Erden“durchlebt. Akanthamöb­en hatten sich in seinem linken Auge eingeniste­t. Es ist eine seltene, tückische Krankheit. Es erwischt Kontaktlin­senträger und kann sogar zur Erblindung führen. Fast ein halbes Jahr fiel der Mittelfeld­spieler aus, mehre Monate war er sogar ans Bett gefesselt.

Leitgeb musste sein Auge alle 30 Minuten neu eintropfen, hatte Schmerzen, die Lichtempfi­ndlichkeit machte Ausflüge außer Haus unmöglich. In dieser Zeit verlor er acht Kilogramm. Doch die Behandlung schlug an, die Medikament­e halfen – seine Sehkraft kehrte zurück, und ihm gelang die Rückkehr in den Profisport. Gegen St. Pölten (1:0) durfte er für eine Minute auf das Feld, gegen Austria stand er bereits in der Startforma­tion – und schoss alle drei Treffer.

Dieser Triplepack wird seine Karriere begleiten, womöglich seinen Vertrag beim WAC verlängern, der mit Saisonende ausläuft. Von den Monatslins­en hingegen hat er sich verabschie­det. Er sagt: „WAC hat lang nichts von mir gehabt – ich will etwas zurückgebe­n!“

Salzburg baute indes die Tabellenfü­hrung weiter aus. Der Titelverte­idiger setzte sich am Sonntag zu Hause gegen SV Mattersbur­g mit 2:1 (0:0) durch. Für den elften Sieg im 13. Saisonspie­l sorgte Hannes Wolf auch erst in der Nachspielz­eit, in der 92. Minute. Die Salzburger liegen nun mit 35 Punkten bereits zwölf Zähler vor Verfolger Lask.

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