Die Presse

Alles läuft rund für Söder

Bayern. Der Wiederwahl zum Ministerpr­äsidenten soll die Kür zum CSU-Chef folgen. Die Tage von Parteichef Seehofer scheinen gezählt.

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Drei Wochen nach dem Wahldebake­l der CSU hat der Bayerische Landtag Markus Söder am Dienstag zum Ministerpr­äsidenten gewählt – und die Koalition zwischen Christsozi­alen und Freien Wählern (FW) bestand ihre Feuertaufe im Maximilian­eum. Obwohl nicht alle Abgeordnet­en des neuartigen schwarz-orangen Bündnisses für Söder stimmten, geht der 51-Jährige gestärkt aus den Regierungs­verhandlun­gen, die er im Rekordtemp­o absolviert hat.

Die Freien Wähler sind mit drei Ministerpo­sten – darunter dem Wirtschaft­sressort und dem Amt des stellvertr­etenden Ministerpr­äsidenten für Parteichef Hubert Aiwanger – sowie zwei Staatssekr­etären mehr als zufriedeng­estellt. Inhaltlich haben sich die Juniorpart­ner, die den Sprung von der Bürgerlist­e übers Parlament zum Regierungs­partner geschafft haben, einen fünfjährig­en Stopp für eine neue Startbahn auf dem Münchner Flughafen ausbedunge­n. Zudem haben es die Koalitions­parteien mit einem Schwerpunk­tprogramm für die Umwelt auf die Grünen abgesehen, die bei der Landtagswa­hl zur zweitstärk­sten Kraft in Bayern aufgestieg­en sind. Ansonsten setzte sich die CDU weitgehend durch: etwa bei der Einrichtun­g einer Grenzpoliz­ei, beim Familienge­ld und sogar beim Raumfahrtp­rogramm „Bavaria 1“.

Die Wahl Söders verkündete ausgerechn­et dessen langjährig­e Rivalin, die neue Landtagspr­äsidentin Ilse Aigner, die der Ministerpr­äsident auf den Prestigepo­sten hochgelobt hatte. Für den Franken läuft momentan ohnehin alles wie am Schnürchen. Niemand lastet ihm die historisch­e Niederlage an, umso mehr aber seinem Vorgänger und CSU-Chef, Horst Seehofer. Seine Tage als Parteichef dürften gezählt sein.

Heute begleitet Seehofer Manfred Weber zum Kongress der Europäisch­en Volksparte­i nach Helsinki, bei dem Weber zum Spitzenkan­didaten bei der EU-Wahl ernannt werden soll. Als Kontrahent Söders für den CSU-Vorsitz fällt er somit wohl weg: Der Wahlkampf lässt sich kaum mit dem CSU-Spitzenjob vereinbare­n. Auch der dritte Bewerber, CSULandesg­ruppenchef Alexander Dobrindt, ist aus dem Rennen. Der Weg für Söder scheint also frei – so Seehofer in wenigen Tagen seinen Rückzug ankündigen sollte. (vier)

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