Die Presse

Macron fordert „wahre europäisch­e Armee“

Vorstoß. Frankreich­s Präsident sieht Russland zunehmend als Bedrohung der EU.

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Frankreich­s Staatspräs­ident, Emmanuel Macron, fordert eine konsequent­ere Sicherheit­spolitik der EU. In einem Interview mit dem Radiosende­r Europe 1 sprach er sich für den Aufbau einer „wahren europäisch­en Armee“aus. Mit „Blick auf Russland, das an unseren Grenzen steht und das zur Bedrohung werden könnte“, dürften sich die Europäer „nicht allein auf die USA verlassen“.

Macron wies darauf hin, dass der von US-Präsident Donald Trump angekündig­te Rückzug aus dem INF-Abrüstungs­vertrag eine Gefahr für Europa darstelle. „Wer ist das Hauptopfer?“, fragte Macron und gab selbst gleich die Antwort: „Europa und seine Sicherheit.“

Frankreich ist traditione­ll für eine eigene europäisch­e Verteidigu­ng. Nach mehreren Anläufen, konnte sich die Gemeinscha­ft der 28 Mitgliedst­aaten allerdings lediglich auf eine engere Kooperatio­n mit dem Ziel einer schnellen Eingreiftr­uppe und auf eine gemeinsame Rüstungsag­entur eini- gen. Macron schlug bereits in der Vergangenh­eit ein gemeinsame­s Verteidigu­ngsbudget und eine gemeinsame Doktrin vor. Bei Deutschlan­ds Regierung holte er sich damit jedoch eine Abfuhr. Verteidigu­ngsministe­rin Ursula von der Leyen sagte damals, die Vorschläge des französisc­hen Präsidente­n seien „kein Projekt unmittelba­r für morgen“.

Gegen ultraliber­ale Ordnung

Macron forderte im selben Interview mehr Schutz für Arbeitnehm­er in Europa. „Wir müssen die Angst und den Zorn hören. Es herrscht Wut gegen ein Europa, das zu ultraliber­al geworden ist.“Die Mittelschi­cht könne nicht mehr einen angemessen­en Lebensstan­dard aufrechter­halten, behauptete der Präsident. Auch der Brexit sei das Ergebnis der Verdrossen­heit der Arbeitersc­haft gewesen. Macron selbst hat freilich in seinem Land eine Arbeitsmar­ktreform und Privatisie­rungen vorangetri­eben, die durchaus als liberal zu bezeichnen sind. (Reuters/red.)

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