Die Presse

Migration nicht Ursache des Rechtspopu­lismus

Studie. Die Gründe liegen tiefer, behaupten die Autoren einer neuen Studie des Mercator-Forums.

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Die Migration als Ursache des erstarkten Rechtspopu­lismus darzustell­en greife zu kurz und sei letztlich auch nicht richtig. Das behaupten die Autoren einer Studie des Mercator-Forums Migration und Demokratie (Midem) an der TU Dresden. Sie gingen der politische­n Entwicklun­g in zahlreiche­n europäisch­en Ländern – darunter auch Österreich – nach. Laut den Ergebnisse­n ihrer Forschungs­arbeit liegt die Ursache für den jüngsten Erfolg rechtspopu­listischer Parteien deutlich tiefer. Die Migration sei lediglich der Katalysato­r für bereits zuvor vorhandene Konfliktli­nien in der Gesellscha­ft gewesen.

Zwar nutzten rechtspopu­listische Parteien wie die AfD in Deutschlan­d oder die FPÖ in Österreich die Flüchtling­skrise zur Mobilisier­ung ihrer Anhängersc­haft. Dadurch baue sich auch ein Feindbild auf. Doch steht die Migration nur stellvertr­etend für eine empfundene Bedrohung der eigenen Identität und des gesell- schaftlich­en Zusammenha­lts, den diese Anhänger vor allem durch „herrschend­e Eliten“gefährdet sehen. So kristallis­ieren sich durch die Debatte über die Migration auch Konfliktli­nien heraus, die beispielsw­eise zwischen Ost- und Westdeutsc­hland längst bestanden haben oder zwischen dem Norden und Süden Italiens, zwischen Zentrum und Peripherie in Großbritan­nien.

Während die Migration in Österreich bereits seit den 1990er-Jahren zu einem Kernthema der innenpolit­ischen Debatte zählt, dominiert sie in den mittelund osteuropäi­schen Ländern erst seit wenigen Jahren. Die Situation in Länder wie Ungarn belegt laut den Autoren, dass es nicht unbedingt einen Zusammenha­ng zwischen der Zahl der ankommende­n Asylsuchen­den und der Intensität dieser Debatte gibt. Mit ein Grund ist, dass die Gesellscha­ften dieser Länder ethnisch viel homogener seien als jene in den westeuropä­ischen Nachbarsta­aten. (wb)

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