Die Presse

KH Nord – ein „vorbereite­ter Deal“?

Untersuchu­ng. Zeuge sieht Grundstück­sdeal und verstrickt sich in Widersprüc­he.

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Am Anfang stand die Verwirrung. Stephan Koller, Mitglied jener Bewertungs­kommission, die über den Standort des KH Nord entschied, erklärte am Dienstag: Nein, er könne nicht vor dem Untersuchu­ngsausschu­ss aussagen – er habe vom KAV keine Entbindung von der Verschwieg­enheitspfl­icht erhalten. Das führte zu Wortgefech­ten, nachdem ihm der Kommission­svorsitzen­de ein KAVSchreib­en vor die Nase hielt, in dem das Gegenteil stand.

Koller berief sich daraufhin auf die Verschwieg­enheit laut Ziviltechn­ikergesetz, wurde aber trotz- dem befragt. Und ortete bei der Auftragsve­rgabe für das KH Nord einen eingeschrä­nkten Wettbewerb, nachdem am Ende nur ein Anbieter übrig blieb: „Wenn Sie mich fragen, war das ein von langer Hand vorbereite­ter Deal zur Ausrichtun­g eines Auftrags an einen bestimmten Bieter“, erklärte dazu Koller.

Allerdings hatte sich im Rechnungsh­ofbericht nichts Entspreche­ndes dazu gefunden. Außerdem wurde der Vertrag mit dem Konsortium nach dem Zuschlag wieder gelöst, weil man sich nicht einigen konnte – was der Theorie, dass dem Konsortium der Auftrag zugeschanz­t werden sollte, widerspric­ht. Und mit ähnlichen Widersprüc­hlichkeite­n ging es weiter. Die erste Zeugin aus dem Raiffeisen­konzern konnte sich an nichts mehr erinnern. Dafür kam sie mit einem Rechtsbeis­tand, der sich als Aufsichtsr­atschef einer Firma des ehemaligen Konkurrenz-Konsortium­s entpuppte – weshalb ihm nun ebenfalls eine Ladung vor die Kommission droht.

Nächste Woche wird es spannend: Die frühere SPÖ-Gesundheit­sstadträti­n Sonja Wehsely muss in den Zeugenstan­d. (stu)

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